Frankreichs WM-Qualifikation:Alarmstufe Rot für Ribéry

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Franck Ribéry (re.): WM-Teilnahme rückt in die Ferne (Foto: AFP)

Verpasst Frankreich zum ersten Mal seit 20 Jahren eine Fußball-WM? In den Playoffs verliert das Team gegen die Ukraine mit 0:2. Für das Rückspiel bietet der Auftritt wenig Hoffnung, doch die Mannschaft versichert: Wir glauben noch an die WM.

Von Saskia Aleythe und Johannes Mitterer

Es gibt diesen Moment in Frankreichs Sporthistorie, der eigentlich für den absoluten Tiefpunkt im nationalen Fußball stehen sollte, bis in alle Ewigkeit. Als die Équipe Tricolore bei der WM 2010 in Südafrika einen Trainingsboykott gegen den eigenen Trainer vorführte, vor den Augen des Weltpublikums, klang es einhellig durch das Volk: Schlimmer geht's nicht mehr. Nun, die französische Nationalmannschaft weiß ihre Fans drei Jahre später zu überraschen: Schlimmer geht es anscheinend doch.

Erstmals seit 20 Jahren könnte die französische Auswahl die Weltmeisterschaft verpassen, die Sportzeitung L'Équipe hat "Alarmstufe Rot" ausgerufen. Es steht arg um die Mannschaft von Didier Deschamps, die sich am Freitagabend mit der Ukraine in Kiew messen musste und dabei 0:2 (0:0) unterging. Und zwar in einer Art, die wenig Gutes für das Rückspiel verspricht.

Die ukrainische Elf war nach einer durchwachsenen Startphase von 30 Minuten die aktivere Mannschaft und als es allzu trübe aussah um den französischen Erfolg, wurden die Gäste handgreiflich. Franck Ribéry war mit Schubsern dabei, Laurent Koscielny fasste seinem Gegenspieler ins Gesicht und musste mit Rot vom Platz. Auch die Ukrainer waren ruppig, Oleksandre Kucher holte sich innerhalb weniger Minuten zwei gelbe Karten und damit Gelb-Rot ab.

Damit gibt es auch für die französische Elf in diesem Herbst eine neue Erkenntnis: Der öffentliche Druck kann immer noch größer werden. Seit diesem Aufstand im südafrikanischen Sommer vor drei Jahren beobachtet das heimische Publikum ihre Auftritte mit Argusaugen. In einer Umfrage belegten die Fußballer schlechtere Popularitätswerte als Präsident François Hollande.

"Nein, meine Spieler hatten überhaupt keine Angst", versichert Trainer Deschamps, "das Spiel hat sich zu Gunsten der Ukrainer gedreht, aber nicht, weil wir Angst hatten. Die erste Hälfte war ausgeglichen. In Halbzeit zwei hatten wir Chancen, doch der Führungstreffer hat ihnen noch mehr Energie gegeben. Diese Mannschaft ist kein leichter Gegner".

Am Dienstag kommt es nun zum Showdown in Sachen Druck und Erwartungen: Im Rückspiel in Paris muss Frankreich mindestens mit drei Toren gewinnen, um die Teilnahme an der WM doch noch zu erreichen.

Wie das Team damit umgeht? Mit der Versicherung, dass sie noch Hoffnung hat und ja noch nichts verloren sei. Auf keinen Fall. "Wir glauben bis zuletzt fest daran, dass wir es schaffen können. Wir müssen uns gut erholen für das Rückspiel und dann 100 Prozent geben", sagt Deschamps. "Wir müssen aufwachen, sollten aber auch nicht den Glauben verlieren. Es ist erst Halbzeit", sagt Samir Nasri. Und Mathieu Valbuena? "Es ist hart, aber wir dürfen nicht die Köpfe hängen lassen. Wenn wir jetzt kein Rückgrat zeigen, dann werden wir es nie zeigen."

Ein unverhofft bitterer Jahresabschluss könnte damit auch Franck Ribéry ereilen. Eine WM ohne Europas Fußballer des Jahres? Ein merkwürdiges Szenario. Gegen die Ukraine war der Mann vom Triple-Sieger FC Bayern zwar der gewohnte Antreiber, aber harmlos vorm Tor. "Die Ukrainer wussten, wie gefährlich Ribéry sein kann. Sie haben ihn aggressiv angegangen, viele Fouls blieben unbestraft", erklärte Deschamps.

Ribéry, der ein Ausscheiden Frankreichs in der Qualifikation zuvor noch als "unvorstellbare Katastrophe für das ganze Land" bezeichnet hatte, mochte nach der Partie nicht mehr reden. Im Hinblick auf die Wahl zum Weltfußballer hätte sich der Franzose mit Sicherheit eine andere Vorstellung gewünscht.

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