Fußball-Bundesliga:Hoffenheim vergrößert Leverkusens Sorgen

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Verlier trauern für sich: Leverkusens Stefan Kießling reagiert auf den späten Hoffenheimer Siegtreffer (Foto: AFP)

Elfte Niederlage aus den vergangenen 14 Spielen: Bayer Leverkusen verliert durch ein spätes Tor 2:3 gegen 1899 Hoffenheim und muss zusehends um das Startrecht für die Champions League zittern. Kurz zuvor gewinnt Eintracht Frankfurt gegen den 1. FC Nürnberg eine verrückte Partie mit 5:2.

Ein spätes Tor von Anthony Modeste hat die Krise von Bayer Leverkusen verschärft. Der Stürmer erzielte zwei Minuten vor Schluss den Siegtreffer zum 3:2 (2:1) von 1899 Hoffenheim gegen Leverkusen, das zunehmend um die erneute Europacup-Teilnahme zittern muss. Bayer kassierte damit bereits die elfte Pflichtspiel-Niederlage in den letzten 14 Spielen. Mit 44 Punkten liegt der einstige Bayern-Verfolger damit nur noch zwei Zähler vor Borussia Mönchengladbach auf Platz vier. Hoffenheim findet sich mit 32 Zählern im Tabellen-Mittelfeld wieder.

Sejad Salihovic mit einem Handelfmeter im Stile von EM-Legende Antonin Panenka (14.) und Kevin Volland (40.) die Hoffenheimer zweimal in Führung gebracht. Bayer glich aber durch Stefan Kießling (39.) und Rolfes (54.) jeweils aus. Modeste sorgte für den späten K.o. "Es geht um die Champions League. Ich habe keinen Bock darauf, im nächsten Jahr in der Europa League zu spielen. Das müssen wir im ganzen Spiel zeigen und nicht nur in ein paar Momenten", haderte Leverkusens Lars Bender

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"Wir sollten nichts schön reden. Die Ergebniskrise ist alarmierend", hatte Bayer-Geschäftsführer Michael Schade im Editorial des Bayer-Magazins noch gemahnt. Doch von einer Rückkehr zu alter Stärke war bei Leverkusen zunächst nichts zu sehen. Bayer leistete sich viele Fehlpässe und große Schwächen im Spielaufbau. Nur selten vermochten die Gastgeber ihr in der Hinrunde noch so beeindruckendes Offensivspiel aufzuziehen.

Erschwerend kam der früher Rückstand hinzu, als Salihovic einen von Roberto Hilbert verschuldeten Handelfmeter in die Mitte des Tores lupfte, während Torwart Bernd Leno ins Leere sprang. Dem Elfmeter ging allerdings eine Fehlentscheidung von Referee Jochen Drees voraus. Zwar hatte Hilbert den Ball tatsächlich mit der Hand gespielt - aber knapp außerhalb des Strafraums.

Stefan Kießling hatte für Bayer eine passende Antwort parat. Nach einer Flanke von Emir Spahic stieg Kießling am höchsten und sorgte vor der Pause für den überraschenden Ausgleich. Hoffenheims Jens Grahl, der Stammkeeper Koen Casteels (Infekt in Folge eines Mückenstichs) vertrat, war in dieser Szene chancenlos.

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Die Freude bei Leverkusen hielt 87 Sekunden. Nach einem schnell vorgetragenen Konter zirkelte Volland, der kurz zuvor mit einem Kopfball noch Pech hatte (36.), den Ball von der rechten Strafraumkante ins linke obere Eck. So mussten sich die Leverkusener beim Gang in die Kabine viele Pfiffe von den eigenen Anhängern gefallen lassen.

Im zweiten Durchgang steigerte sich Bayer deutlich und kam schnell zum Ausgleich. Nachdem Grahl einen Freistoß von Andrés Guardado noch parieren konnte, war Rolfes im zweiten Versuch zur Stelle. Ömer Toprak (58.) und zweimal Eren Derdiyok (79. und 88.) verpassten anschließend mit weiteren Chancen den Bayer-Sieg - Modeste bestrafte das eiskalt.

Eintracht Frankfurt hat sich mit einem enorm wichtigen Sieg von den Abstiegsrängen distanziert. Durch Treffer des überragenden Barnetta (21.) sowie von Joselu (49./88.), Madlung (53.) und Kadlec (90.+2) gewannen die Hessen beim direkten Konkurrenten 1. FC Nürnberg am Ende souverän mit 5:2 (1:0), obwohl sie zwischenzeitlich beinahe eine 3:0-Führung verspielt hatten. Die Eintracht hat nach dem 100. Bundesliga-Sieg von Trainer Armin Veh nun sechs Punkte Vorsprung auf den Club, der Tabellenvorletzter ist.

Der lange Zeit schwache FCN kam durch Josip Drmic (63.) und José Campana (72.) noch einmal heran - der Ausgleich aber gelang nicht mehr, unter anderem, weil Javier Pinola nach einer Notbremse von Schiedsrichter Knut Kircher vom Platz gestellt wurde (80.). Die Franken rutschten nach der vierten Niederlage hintereinander auf einen Abstiegsplatz, immerhin noch punktgleich mit dem Hamburger SV auf dem Relegationsrang.

"Das war kein Befreiungsschlag, jede Woche kann sich die Konstellation wieder ändern", stellte der 53-Jährige Veh fest. Er befand mit Blick auf den Abstiegskampf: "Das wird bis zum Schluss ein Nervenspiel. Die Mannschaften, die es am besten wegstecken, schaffen es auch."

"In der ersten Halbzeit haben wir gespielt wie ein Absteiger"

Vor 40.079 Zuschauern war die Frankfurter Eintracht lange die klar bessere Mannschaft - vor allem aber auch deshalb, weil Nürnberg zunächst eine erbärmliche Leistung bot. Der Club stellte sich lange Zeit nicht nur bei den Gegentreffern stümperhaft an und wachte erst mit dem Treffer von Drmic auf. Nach vier Siegen aus den ersten fünf Spielen der Rückrunde befindet sich der 1. FC Nürnberg nun in einem bedenklichen Abwärtstrend und hat zwei schwere Aufgaben vor sich: am Mittwoch gegen den VfB Stuttgart, am Samstag beim SC Freiburg. "In der ersten Halbzeit war nur Angst da. Da haben wir gespielt wie ein Absteiger", klagte Club-Trainer Gertjan Veerbek.

Der Niederländer hatte nach dem 1:2 beim Hamburger SV vor allem die Abwehr umgestellt. Markus Feulner spielte rechts hinten, Emanuel Pogatetz in der Mitte, Pinola rückte vor die Abwehr als eine Art Abfangjäger für Barnetta. Der Schweizer war wegen der Verletzungen von Alexander Meier (Adduktoren) und Pirmin Schwegler (Nase, Rippe) von Beginn an dabei - ein Segen für die Eintracht.

Barnetta hatte auch die erste Chance für Frankfurt - durch einen Freistoß, der so gefährlich in den Strafraum flog, dass Torhüter Schäfer gerade noch parieren konnte (11.). Barnetta war aber bald darauf Nutznießer eines Ballverlustes von Pogatetz: Aigner setzte sich durch, legte quer, Barnetta schob ungehindert von Pinola ein. Pinola rückte gleich danach wieder nach hinten, weil Innenverteidiger Ondrej Petrak (Verdacht auf Gehirnerschütterung und Nasenbeinbruch) verletzt vom Feld musste; Hanno Balitsch spielte nun vor der Abwehr. Nürnberg hatte bis dahin nur eine klare Chance gehabt: Tomas Pekhart traf nach einem Konter das Außennetz (17.).

Pech hatte der FCN, als Petrak nach einem Zweikampf mit Joselu angeschlagen raus musste. Joselu hatte Glück, dass Knut Kircher seinen Ellenbogenschlag gegen den Tschechen nicht als Tätlichkeit wertete.

Bei Nürnberg waren die Aktionen anschließend durchschaubar, hinten sahen die Gastgeber bei nahezu jeder Standardsituation schlecht aus. Das zeigte sich auch beim 3:0, das Barnetta durch einen Freistoß einleitete: Lanig scheiterte zunächst per Kopf an Schäfer, Madlung staubte ab. Überraschend kam der Club noch einmal zurück, traf gegen nachlassende Frankfurter zweimal - ehe Pinola nach seiner Notbremse knapp vor dem Strafraum gegen Joselu die Ausgleichsbemühungen stoppte.

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