FC Bayern:Von der Elfmeter-Allergie befallen

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Xabi Alonso scheitert am Artisten Koen Casteels. (Foto: dpa)
  • Vier Elfmeterschießen, viermal verloren: Der FC Bayern kämpft mit einer unliebsamen Serie.
  • Gegen Dortmund, Gladbach, Guangzhou und Wolfsburg scheitert der FCB vom Punkt.
  • Doch die Münchner denken nicht daran, ihre Elfmeter-Allergie zu analysieren.

Von Carsten Eberts, Wolfsburg

Viermal in Serie Deutscher Meister - diesen Rekord strebt der FC Bayern als nächstes an. Bestmarken sind dem Verein wichtig, doch aktuell stellen sich ein paar Häufigkeiten ein, die die Münchner lieber vermieden hätten. So war die Niederlage am Samstagabend beim VfL Wolfsburg bereits das dritte verlorene Supercup-Finale nacheinander (nach 2013 und 2014). Nicht schlimm, aber ärgerlich. Die Partie ging im Elfmeterschießen verloren - auch das muss als Serie gewertet werden: Bereits vier Penaltyschießen haben die Bayern in den vergangenen Wochen vermasselt. Nicht schlimm, aber verwunderlich.

Die Bayern und das Elfmeterschießen. Es ist eine belastete Beziehung, spätestens seit der Niederlage 2012 im "Finale dahoam" gegen den FC Chelsea, als Keeper Petr Cech den finalen Schuss von Bastian Schweinsteiger aus dem rechten, unteren Eck fingerte. Das ist drei Jahre her, die aktuelle Serie begann im April dieses Jahres, als Borussia Dortmund das Halbfinale des DFB-Pokals in München für sich entschied.

Lahm und Alonso rutschen aus

Was damals im Elfmeterschießen passierte, ging ins Slapstickhafte: Philipp Lahm und Xabi Alonso rutschten bei ihren Schüssen aus und beförderten die Bälle in entlegene Zonen der Arena. Mario Götze verschoss ebenfalls. Schließlich setzte Torwart Manuel Neuer seinen Strafstoß an die Latte. So etwas, sagte Lahm damals, könne man "einfach nicht erklären".

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:Aus allen Träumen gerutscht

Der FC Bayern scheidet im Halbfinale aus, weil das Team im Elfmeterschießen nicht einen Schuss verwandelt. Der Meister hat das Geschehen lange im Griff, doch der BVB lässt sich nicht niederringen - dann passiert Dramatisches.

Aus dem Stadion von Benedikt Warmbrunn

Es folgten zwei weniger tragische Elfmeterschießen, weil dabei nur unbedeutende Testspiele verloren gingen. Erst beim Telekom Cup in Mönchengladbach, als gegen den Gastgeber Pierre-Emile Höjbjerg und Nachwuchsspieler Fabian Benko vom Punkt scheiterten. Von ähnlich geringer Tragweite war die Niederlage beim Testspiel gegen den chinesischen Klub Guangzhou Evergrande, als sich Thomas Müller einen seiner seltenen Fehlschüsse leistete.

So war Wolfsburg bereits das vierte verlorene Elfmeterschießen in nur drei Monaten. Zum Selbstverständnis des Klubs (Pflichtstichworte: Bayern-Gen und Bayern-Dusel) passt das nur bedingt.

Das Thema ist den Bayern lästig

Zwar hat Xabi Alonso bei seinem entscheidenden Fehlschuss nicht viel falsch gemacht. Den Ball halbhoch in die Mitte des Tores zu setzen, gilt gemeinhin als sichere Nummer, wenn sich der Torwart, in diesem Fall Koen Casteels, frühzeitig für eine Ecke, in diesem Fall die linke, entscheidet. Auch Alonso staunte, wie Casteels artistisch sein linkes Bein nach oben schnellen ließ und den Ball in Kungfu-Manier abwehrte. Wolfsburg hingegen verwandelte alle fünf Schüsse.

Doch die Münchner denken nicht daran, ihre Elfmeter-Allergie lang und breit zu analysieren. Das Thema ist ihnen lästig, und auch nicht zu ändern. Der Klub wird weder Paul Verhaegh (Augsburg) und Vladimír Darida (Hertha BSC), die besten Elfmeterschützen, der Bundesliga einkaufen. Noch steht eine Reaktivierung von Hans-Jörg Butt zur Debatte. "Wir haben ein Elfmeterschießen verloren, nicht 1:4", erklärte Abwehrmann Jérôme Boateng genervt.

Auch Manuel Neuer, der schon sehr lange keinen Elfmeter mehr pariert hat, wollte keine Ursachenforschung betreiben. "Dann müssen wir halt wieder Deutscher Meister werden", sagte er. Für diesen Titel, das weiß Neuer natürlich, sind in der Regel keine Kompetenzen beim Elfmeterschießen erforderlich. Für alle anderen Titel aber schon.

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