FC Bayern siegt gegen Schalke:Schweinsteiger ist zurück

Lesezeit: 3 min

Torschütze zum 1:0 - Bastian Schweinsteiger. (Foto: REUTERS)

Beim ersten Startelf-Einsatz nach seiner Verletzungspause erzielt Bastian Schweinsteiger gegen Schalke 04 gleich den Führungstreffer und leitet den ungefährdeten 4:0-Sieg ein. Die Tabellenführung verpassen die Bayern höchst knapp.

Von Johannes Mitterer

Bastian Schweinsteiger reckte die Arme, zwei Finger zeigten nach oben, er verzog das Gesicht, stieß dann einen Jubelschrei heraus. Seht her, ich bin wieder da, wollte er wohl sagen, in der 21. Minute dieses Samstagabendspiels bei Schalke 04. Soeben hatte er einen Flankenball von Arjen Robben per Kopf zum Münchner Führungstreffer ins Netz gejagt.

Da nicht einmal zwei Minuten später auch Mario Mandzukic traf, war die Partie sehr schnell in geordnete Bahnen gelenkt. Trotz des verpassten Oktoberfest-Auftakts präsentierten sich die Münchner bester Laune und ließen den zuvor erstarkten Gelsenkirchnern beim 4:0 (2:0) keine Chance.

"Wir sind das Spiel sehr seriös angegangen, die Mentalität war da", erklärte Schweinsteiger später: "Wir sind glücklich, dass wir so gespielt haben. Phasenweise war das sehr gut." Und Trainer Pep Guardiola schwärmte: "Das war unser bestes Spiel in der Bundesliga, wir haben komplett dominiert." Damit liegt der Rekordmeister in der Tabelle sowohl nach Punkten als auch nach Toren gleichauf mit Spitzenreiter Borussia Dortmund, bleibt aber wegen der weniger erzielten Treffer Zweiter.

FC Bayern in der Einzelkritik
:Boateng foult Boateng, die Welt dreht sich weiter

Jérôme Boateng tauscht mit seinem Halbbruder das Trikot und hat Vorteile beim nächsten Familientreffen. Schweinsteiger glänzt als oberbayerischer Hrubesch und Arjen Robben soll mal Flügelspieler gewesen sein. Die Bayern beim 4:0 gegen Schalke in der Einzelkritik.

Von Christof Kneer und Milan Pavlovic, Gelsenkirchen

Das Spiel war eine einseitige Angelegenheit. Ziemlich schnell waren auch die weiteren Handlungsstränge erzählt. Denn der Besuch der Bayern in Gelsenkirchen bedeutet zum einen die Rückkehr Manuel Neuers in seine alte Fußball-Heimat. Nach einem kurzen Pfeifkonzert zur Begrüßung war dieses Kapitel rasch beendet; viel Arbeit hatte Neuer an diesem Abend ohnehin nicht.

Zudem bot die Partie die Bühne für ein echtes Halbbruderduell, Jérôme gegen Kevin-Prince Boateng, Abwehrspieler gegen Mittelfeld-Stratege. Einmal verlor Jérôme den Ball, den Kevin-Prince seinem Mitspieler Adam Szalai in die Hacken spielte, einmal grätschte Jérôme seinem Halbbruder das Spielgerät vom Fuß - und in der Pause tauschten sie ihre Trikots. Weil der Ball ansonsten hauptsächlich durch die Münchner Offensivreihen kreiste und Kevin-Prince in der 79. Minute ausgewechselt wurde, erlebte auch diese Geschichte kein weiteres Kapitel. "Es ist natürlich schwierig gewesen für uns. Wir haben die Torchancen nicht genutzt und mehr Fehler gemacht, Bayern nutzt die aus", sagte Kevin-Prince Boateng nach dem Spiel.

Blieb also nur noch die Diskussion um die taktische Aufstellung der Bayern. Wenigstens hier lieferte die Startelf-Rückkehr Schweinsteigers ausreichend Gesprächsstoff, weil dieser nicht, wie erwartet, Interims-Sechser Philipp Lahm auf die rechte Außenverteidiger-Position verdrängen sollte, sondern stattdessen den offensiven Thomas Müller aus der Startelf beförderte. Sportdirektor Matthias Sammer wollte die genaue taktische Marschroute vor dem Spiel noch nicht aufklären ("lasst euch überraschen"), doch nach dem Anpfiff wurde recht schnell deutlich: Lahm und Schweinsteiger starteten als Sechser, mit abwechselnden Ausflügen in die Offensive.

Überhaupt begannen die Gäste das Spiel angriffslustig, die beiden Außenverteidiger Rafinha und David Alaba rückten immer wieder weit in die gegnerische Hälfte vor. Die entstandenen Freiräume auf den Außenbahnen nutzten die Schalker jedoch zu wenig aus, die aussichtsreichste Gelegenheit verpasste Adam Szalai knapp nach Flanke von Jefferson Farfan (7.). Stattdessen bauten die Bayern ihr Übergewicht stetig aus, und so dauerte es nur wenige Minuten, bis sie die wackelige Schalker Hintermannschaft überwunden hatten.

Schweinsteiger vollendete eine Ecke von Arjen Robben zum 1:0 (21.), nur eine Minute später stand Mandzukic völlig frei und köpfte eine Alaba-Flanke zum 2:0 ins Tor. Dies stürzte die Schalker Hintermannschaft endgültig ins Chaos, zu dessen Höhepunkt Torwart Timo Hildebrandt einen Abstoß unbedrängt ins Seitenaus schlug (37.). Zwei Gegentore zur Halbzeit fühlten sich noch wie ein königsblauer Glücksfall an. "So haben wir uns das nicht vorgestellt. Wir sind sehr gut ins Spiel gekommen, dann bekommen wir den Doppelschlag. Unsere Zuordnung hat in dem Moment nicht funktioniert", sagte Schalke-Trainer Jens Keller.

Stimmen zur Bundesliga
:Klopp: "Ich muss mich nicht zügeln"

Dortmunds Coach findet den Punktgewinn in Nürnberg "okay" und spricht über seine Emotionen während der Partie. Werder-Stürmer Nils Petersen freut sich über die beste Bremer Halbzeit seit langem. Marcel Jansen sieht tiefliegende Probleme beim HSV.

Stimmen im Überblick

Engagiert und keinesfalls mutlos starteten die Schalker in Hälfte zwei. Doch lediglich Farfan schaffte es, mit schnellen Antritten auf der rechten Außenbahn für Gefahr zu sorgen. Julian Draxler blieb unauffällig und Kevin-Prince Boateng setzte lediglich ein paar harmlose Warnschüsse ab. Dies lag zum einen daran, dass Bruder Jérôme im Zusammenspiel mit Dante eine stabile Abwehrleistung zeigte. Und zum andern, weil die Bayern-Offensive mit Schweinsteiger als Dreh- und Angelpunkt das Spiel kontrollierte.

Der zurückgekehrte Regisseur setzte seine Vorderleute mit viel Übersicht in Szene und bediente unter anderem Alaba mit einem Zauberanspiel, mit dem der Österreicher Ribérys Treffer zum 3:0 auflegte. Den Schlusspunkt setzte der eingewechselte Claudio Pizarro nach Zuspiel des ebenfalls eingewechselten Thomas Müller (84.).

Die Schalker waren betrübt über den Verlauf des Abends. "Es ist unheimlich doof, dass wir heute so eine Klatsche gekriegt haben", sagte Kapitän Benedikt Höwedes, "heute war der Gegner einfach zu stark." Manch Kollege hatte sich vor der Partie "auf Augenhöhe" mit den Bayern gewähnt. Von diesem Zustand war Schalke 04 an diesem Samstagabend jedoch ein gutes Stück entfernt.

© Süddeutsche.de/jom - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: