FC Bayern in der Bundesliga:"Jeder Zweikampf war Krieg"

Eintracht Braunschweig v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

Claudio Pizarro erkämpfte für die Bayern das erste Tor gegen Braunschweig, doch dem Spiel der Münchner fehlte der Glanz

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Wie eine "kleine, kleine, kleine Mannschaft" agiert der FC Bayern in Braunschweig, das Spiel der Münchner zeigt konfuse Züge. Nur Einzelleistungen retten den 2:0-Sieg. Für die Champions-League-Partie gegen Real Madrid müssen die Bayern wieder alte Größe zeigen.

Von Carsten Eberts, Braunschweig

Pep Guardiola lächelte, sekundenlang. Dann blickte er ganz verliebt nach links, wo Torsten Lieberknecht saß. Braunschweigs Trainer mit dem pfälzischen Zungenschlag hatte sich gerade ein Herz gefasst und den Bayern, namentlich Guardiola, viel Glück für die Aufgabe gegen Real Madrid gewünscht. Und wie!

"Mucha suerte por el partido en el Bernabéu contra el Real Madrid, Pep", brachte Lieberknecht in der Sprache seines Kollegen hervor. Viel Spanisch hat Lieberknecht in seinem Leben noch nicht gesprochen, jeder konnte es hören. Immer wieder linste er auf seinen Spickzettel, den hatte er extra geschrieben. Guardiola presste die Hände aneinander, verneigte sich deutlich vernehmbar. "Bravo", sagte er.

Überhaupt waren die Münchner ihrem Gegner dankbar an diesem Samstagnachmittag. Mit 2:0 (0:0) hatten sie ein anstrengendes, weil kampfintensives Spiel gewonnen. Zwar hätte man kaum eine Szene später für einen Bundesliga-Werbefilm verwenden können. Kämpferisch hatte die Eintracht dem großen Gegner jedoch alles entgegengesetzt, was im Osten Niedersachsens aufzutreiben war.

Spielerische Schwächen

Die Braunschweiger grätschten und fighteten, angetrieben von 23.000 wild gewordenen Fans, die den Klassenerhalt längst noch nicht abgeschrieben haben. Genau die richtige Prüfung vor dem großen Duell gegen Madrid in der Champions League, befanden die Münchner. "Es war gut, dass wir uns heute durcharbeiten mussten", urteilte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge: "Jeder Zweikampf war Krieg."

Etwas weniger martialisch hielt es Thomas Müller, doch auch er erklärte: "Es war ein guter Test für uns, vor allem in Sachen Kampfkraft." Wer wollte, konnte konstatieren, dass die Bayern damit eine Antwort auf die Sammersche Kuscheloasen-Kritik unter der Woche gegeben hatten. Nein, in Braunschweig wurde nicht gekuschelt, hier wurde gekämpft.

In ihrer Analyse versuchten die Bayern zu übertünchen, dass es spielerisch weiterhin veritabel hakt, nur vier Tage vor dem Halbfinale in der Champions League. So war die erste Halbzeit gegen Braunschweig eines Champions-League-Siegers nur ansatzweise würdig. Guardiola gestand, dass zeitweise "keine drei-vier-fünf Pässe am Stück" ankamen. Der spanische Coach gestikulierte wild, drehte häufig laut schimpfend in Richtung Bank ab.

Die Vorstellung seiner Mannschaft wirkte auffallend konfus. Bastian Schweinsteiger, im defensiven Mittelfeld diesmal an der Seite von Pierre-Emil Højbjerg, schaffte es nicht, das Spiel zu strukturieren. Auch Franck Ribéry ist kilometerweit von der Form entfernt, die ihn einst zum Kandidaten für den Weltfußballer machte. Sogar Arjen Robben, in den letzten Wochen zuverlässig bester Münchner, fand keinen Schlüssel.

Gegen Madrid müssen die Bayern aufdrehen

175927033

Ein häufiger Anblick am Samstag: Pep Guardiola gestikulierend an der Seitenlinie

(Foto: AFP)

Braunschweig hätte sogar in Führung gehen können, vornehmlich durch Jan Hochscheidt, der zwei gute Chancen ungenutzt ließ. Ein Rückstand vor diesem Publikum wäre wohl ebenfalls ein nicht zu unterschätzender Test gewesen. Doch Hochscheidt vergab erst knapp per Kopf (18. Minute), dann sauste sein 25-Meter-Schuss knapp über die Latte (41.). Erst in der Schlussviertelstunde, nach der Einwechslung der geschonten Müller und Mario Mandzukic, agierten die Bayern souveräner. Dass es zum 26. Saisonsieg der Münchner reichte, war der Effizienz zweier Stürmer geschuldet. Claudio Pizarro, obwohl seit Spielbeginn auf dem Platz, traf mit seiner ersten Gelegenheit (75.). Anschließend benötigte Mandzukic nur wenige Rasenminuten, um in der 86. Minute seinen 18. Saisontreffer beizusteuern.

Dies sei kein Spiel gewesen, in dem der FC Bayern seine wahre Größe hätte zeigen können, versuchte später Guardiola zu erklären. "Heute haben wir gespielt wie eine kleine, kleine, kleine Mannschaft", so sein Stakkato des Tages. Eine Mannschaft also, die sich auf die Grundtugenden des Fußballs beschränkt, wenn es zum Brillieren nicht reicht. Das musste an diesem Tag genügen.

Guardiola hat nun vier Tage Zeit, um seine Mannschaft wieder auf Normalgröße aufzuplustern. Dann folgt das Auswärtsspiel bei Real Madrid, wo bereits ein gutes Ergebnis her muss, soll es klappen mit dem dritten Champions-League-Finale in Serie. "Dortmund hat gezeigt, dass man in Madrid ein Tor schießen muss", warnte Rummenigge auf dem Weg zum Mannschaftsbus. Zur Erinnerung: Der BVB hatte dies eben nicht geschafft, verlor 0:3. Und schied trotz imposanter Rückspielleistung aus.

Den Bayern soll es anders ergehen. Die Münchner hätten sich in Spanien den Spitznamen "La bestia negra" erarbeitet, die "Schwarze Bestie", erinnerte Rummenigge und lächelte. "Wir müssen zusehen, dass wir das nochmal unter Beweis stellen."

Was Rummenigge unausgesprochen voraussetzt: Am Mittwoch müssen jene Glanzmomente, die in Braunschweig und etlichen Partien zuvor nicht zu sehen waren, wieder Einzug ins Bayern-Spiel erhalten. Real Madrid verfügt über eine zu große Mannschaft, als dass die Münchner mit ihrer "kleinen, kleinen, kleinen" Mannschaft bestehen könnten.

Und besser Spanisch als der Kollege Lieberknecht sprechen sie dort auch.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: