FC Bayern gewinnt zum Bundesliga-Start:Geduldig dem Zerstörerfußball getrotzt

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Über 40 Minuten tut Greuther Fürth dem großen FC Bayern weh, dann genügen drei Chancen, um für geordnete Verhältnisse zu sorgen: Durch das 3:0 beim Bundesliga-Aufsteiger feiern die Münchner einen gelungenen Saisonauftakt. Damit sind die Bayern - man glaubt es kaum - vorerst Tabellenführer.

Carsten Eberts

Endlich wieder ein neues Stadion, dachte sich Arjen Robben. Vom Niederländer ist ja bekannt, dass er gerne neue Sportarenen für sich entdeckt - der Ligaauftakt seines FC Bayern hätte deshalb gar nicht besser fallen können: Bis zum frühen Nachmittag wurde in der Fürther Arena noch geklopft und gehämmert, damit alles rechtzeitig fertig wird. Noch nie wurde in der fränkischen Stadt Bundesliga gespielt, die Freude war überall greifbar. So tapste Robben auch ausgesprochen gut gelaunt auf den Rasen.

Einfach mal richtig stehen: Thomas Müller trifft zum 1:0. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Die gute Stimmung beim FC Bayern hielt sich trefflich. Es war ein angenehmer Auftakt in die 50. Bundesliga-Saison, niemand musste Elfmeter schießen, der sonnige Nachmittag bei den Liga-Novizen in Fürth endete ungefährdet mit 3:0 (1:0). "Wir haben sehr souverän und clever gespielt", fand Trainer Jupp Heynckes nach dem Spiel. "Wir können heute sehr zufrieden sein", erklärte auch Philipp Lahm: "Es ist wichtig, dass man mit einem guten Gefühl in die nächsten Spiele geht." Damit sind die Bayern vorerst Tabellenführer, zwei Plätze vor dem Meister aus Dortmund. Daran müssen sich die Münchner erstmal wieder gewöhnen.

Es war natürlich ein Duell der Gegensätze, das den Bundesliga-Auftakt prägte. Während die Bayern ihre Stadionkapazität gerade auf 71.000 Zuschauer erhöht haben, pressten sich 18.000 Zuschauer ins enge Fürther Stadion. Hier spielte der kleinste Etat der Liga gegen den größten, der Aufsteiger gegen den Rekordmeister, die grüne Fürther Fußballfamilie gegen die Weltmarke FC Bayern.

Aufregung wegen Heynckes-Interview

Vor dem Spiel hatte Trainer Jupp Heynckes für ein wenig Aufregung gesorgt - beziehungsweise Sätze gesagt, die manche Medien aufgeregt interpretierten. "Wir haben einen Zwei-Jahres-Vertrag, der endet am 30. Juni 2013. Und dann geht wieder ein Lebensabschnitt zu Ende", erklärte er im Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Was interpretiert wurde als: Heynckes hört auf. Was Heynckes jedoch andeutete, war längst schon bekannt. Im Frühjahr wird sich der Trainer mit seinen Freunden Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge zusammensetzen. Und dann entscheiden, ob der gemeinsame Weg weitergeht.

Nach zwei titellosen Spielzeiten sollte sich einiges ändern bei den Münchnern, gleich drei Zugänge schickte Heynckes deshalb von Beginn an auf den Platz. Teilweise notgedrungen, da Franck Ribéry mit einer fiebrigen Erkältung ausfiel, für ihn begann der kleine Schweizer Xherdan Shaqiri. Außerdem neu in der Startelf: Mario Mandzukic als einzige Spitze, in der Innenverteidigung durfte Dante neben Jérôme Boateng ran. Holger Badstuber rückte deshalb nach außen.

Die Fürther begannen vor allem: engagiert. Spielerisch hatten sie den Bayern natürlich kaum etwas entgegen zu setzen, Trainer Mike Büskens vertraute deshalb seiner kampfstarken Zweitligatruppe, entschied sich im Angreifer Djiby Fall für einen einzigen Zugang in der Startelf. Das sah dann so aus: Nach zehn Sekunden rempelte Edgar Prib Luiz Gustavo aus dem Weg, kurz darauf trat Fall bei einem Schussversuch äußerst engagiert den Rasen. Nach knapp neun Minuten sah Fall bereits Gelb. Wirklich Respekt vor dem großen Gegner zeigten die Fürther nicht.

FC Bayern in der Einzelkritik
:Wirbler und Jäger hinter der Torlinie

Thomas Müller schießt erst ein Tor und wird dann zum Jäger der langen Bälle, Jérôme Boateng prügelt Diagonalbälle auf einen gewissen Horst Seehofer - und Arjen Robben trifft mit einem Pass. Die Bayern-Spieler beim 3:0 in Fürth in der Einzelkritik.

Christoph Leischwitz

Durch den Ausfall von Ribéry ergab sich eine interessante Sortierung in der Bayern-Offensive. Robben spielte meist über links, Shaqiri begann in der Mitte, Thomas Müller agierte über rechts. Was sich daraus ergab, erinnerte ein wenig an die vergangene Saison: Die Vierer-Abwehrkette der Bayern hatte mehr Ballkontakte als alle Fürther Spieler zusammen, der Gegner wusste in den entscheidenden Momenten zu zerstören. Überraschende Momente ergaben sich kaum - auch nicht durch Shaqiri oder Mandzukic, von denen man sich in dieser Hinsicht Besserung erwartet hatte. "Die erste Halbzeit war erwartungsgemäß zäh, weil Greuther Fürth tief gestanden ist, da haben wir unsere Probleme gehabt", erklärte Müller später.

FC Bayern in der Einzelkritik
:Wirbler und Jäger hinter der Torlinie

Thomas Müller schießt erst ein Tor und wird dann zum Jäger der langen Bälle, Jérôme Boateng prügelt Diagonalbälle auf einen gewissen Horst Seehofer - und Arjen Robben trifft mit einem Pass. Die Bayern-Spieler beim 3:0 in Fürth in der Einzelkritik.

Christoph Leischwitz

Bis zur richtigen Chance dauerte es tatsächlich 42 Minuten: Nach einer Ecke von Shaqiri köpfte Dante freistehend, Schmidtgal konnte den Ball zwar noch von der Linie wuchten, dann kam Müller jedoch im Liegen an den Ball. Es stand 1:0 in einem bis dahin höchst ereignisarmen Spiel.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit gaben die Fürther ihren beherzten Zerstörerfußball ein wenig auf - einen solchen Kraftaufwand können eben nur wenige Mannschaften über 90 Minuten durchhalten. Das brachte den Bayern zwangsläufig mehr Räume. Mandzukic überlupfte seinen Gegner auf der rechten Seite, passte scharf in die Mitte - Müller, der deutlich spielfreudiger wirkte als über weite Strecken der vergangenen Saison, stocherte den Ball mit der Hacke nur knapp am Tor vorbei (50.).

Robben versuchte anschließend, die neuen taktischen Möglichkeiten im Bayernsturm auszunutzen. Entgegen seiner typischen Art zog der Niederländer auch mal bis zur Grundlinie, um anschließend hoch auf den immens kopfballstarken Mandzukic zu flanken. Dies misslang zunächst. Drei Minuten später tauchte Robben dann über Rechts auf, seinen Schuss konnte Fürths Torhüter Max Grün noch abwehren. Jedoch nur in die Mitte, wo wiederum Mandzukic stand. Und frei zum 2:0 einköpfte (59.).

Das Spiel war damit praktisch durch. Heynckes nahm Shaqiri vom Feld, brachte den lange verletzten Bastian Schweinsteiger, der die Gelegenheit nutzte, sich an diesem locker ausklingenden Fußballnachmittag ein wenig Spielpraxis zu besorgen. Über Links stach wiederum Arjen Robben bis zur Grundlinie durch, seine Flanke fälschte Thomas Kleine leicht ab. Die Bayern führten 3:0 (78.).

Fast wäre Jérôme Boateng nach einem rüden Foul noch vom Platz geflogen - doch Schiedsrichter Peter Gagelmann beließ es bei Gelb. Es war für die Bayern schließlich ein schöner Fußballnachmittag. In diesem schmucken, kleinen Stadion, das Arjen Robben in guter Erinnerung behalten wird.

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