FC Bayern:Der Künstler hat wieder Spaß

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  • Gegen Frankfurt zeigt Franck Ribéry, dass er noch immer für besondere Momente gut ist.
  • Gegen Benfica Lissabon in der Champions League müssen die Bayern aber mehr bieten.
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Aus dem Stadion von Maik Rosner, München

Beinahe wäre Franck Ribéry ganz am Ende dieses Nachmittags wieder entwischt, ganz ähnlich wie zuvor einmal im Spiel gegen Frankfurt. Erst am Arena-Ausgang konnte der Franzose des FC Bayern gestellt werden, um vor allem noch einmal über jene Szene zu reden, die den eher überschaubaren Unterhaltungswert des 1:0 (1:0) gegen die akut abstiegsbedrohte Eintracht deutlich gehoben hatte. Und was Ribéry nun zu berichten hatte, fügte sich ins Bild, das sein spektakuläres zweites Saisontor in der 20. Minute vermittelt hatte.

"Ich habe Spaß auf dem Platz", sagte Ribéry, "wichtig ist, dass ich wieder spiele und glücklich bin." Besonders viel Freude hatte ihm natürlich sein Seitfallzieher bereitet, nach einem Antritt von Mario Götze samt Abschluss, den Frankfurts Torwart Lukas Hradecky abwehren konnte. Im hohen Bogen flog der Ball Richtung Strafraumgrenze. Es folgte der kunstvolle Moment des Spiels, den Trainer Pep Guardiola später als "Wahnsinnstor" bezeichnen sollte: Ribéry sprang ab, lag schräg in der Luft und schoss den Ball mit seinem rechten Fuß artistisch ins Tor.

"Ich habe viel gekämpft und gearbeitet"

Nach einem Jubellauf zur Seitenlinie ließ er sich von den Ersatzspielern vor der Münchner Bank feiern. "Das war emotional. Alles, was drin ist, musste raus", sagte der bald 33-Jährige. Er meinte wohl: All die spaßfreien und beschwerenden Momente der Vergangenheit. "Ich war lange verletzt, habe viel gekämpft und gearbeitet", erinnerte sich Ribéry.

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Aus dem Stadion von Matthias Schmid

Im März des Vorjahres hatte sich Ribéry am Sprunggelenk verletzt. Zunächst war von wenigen Tagen Pause die Rede gewesen, doch es wurde Dezember, bis der Filou wieder eingreifen konnte. Gleich im zweiten Einsatz, im unbedeutenden letzten Gruppenspiel bei Dinamo Zagreb, zog er sich einen Muskelbündelriss zu. Wieder fehlte Ribéry gut zwei Monate lang. Seit Mitte Februar kommt er nun in Tritt.

Zwar war auch gegen Frankfurt erkennbar, dass ihm noch längst nicht alles gelingt. Doch in seinen besonderen Momenten erinnert der Linksaußen zunehmend an seine zurückliegenden Glanzzeiten, in denen er das Münchner Publikum mit seinen Lausbuben-Auftritten auf und abseits des Platzes erfreute.

"Alle wissen, was ich auf dem Platz machen kann", sagte Ribéry nun selbstbewusst, wenngleich "viele Leute gedacht haben, dass ich nicht so schnell wieder auf dieses Niveau komme." Genau genommen hatte es sogar nicht wenige Zweifel gegeben, ob es der Solist überhaupt noch einmal zu einem ernsthaften Konkurrenten für die im Sommer hinzugewonnenen Flügelsprinter Douglas Costa und Kingsley Coman bringen würde.

Er hofft auf einen neuen Vertrag

Mittlerweile sind diese Bedenken ausgeräumt, und Ribéry hofft bereits auf eine Vertragsverlängerung in München über 2017 hinaus und auch auf eine Rückkehr in die französische Nationalmannschaft bei der EM im Sommer in der Heimat. Im Verein reagieren sie darauf bisher ebenso zurückhaltend wie bei der Équipe Tricolore. Und bei allem Selbstbewusstsein scheint sogar auch Ribéry manchmal ein bisschen überrascht zu sein, wie gut er sich inzwischen wieder eingefunden hat. "Das ist Wahnsinn, das ist schön. Ich bin zufrieden", sagte er.

Auf Ribérys besonderen Moment beschränkte sich neben Javier Martínez' Comeback allerdings der vergnügliche Teil dieses ersten Frühlingskicks, den die Münchner gegen die offensiv harmlose, aber immerhin vom neuen Trainer Niko Kovac defensiv stabilisierte Eintracht in der zweiten Halbzeit beinahe als sommerliche Standfußball-Variante interpretierten. Einig waren sie sich danach, dass solch eine aufs Nötigste beschränkte Darbietung im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Benfica Lissabon nicht genügen dürfte. "Die Qualität wird für Dienstag nicht reichen", befand etwa Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und prognostizierte "ein schwereres Spiel, als es der ein oder andere erwartet." Auch Robert Lewandowski mahnte: "Dienstag müssen wir viel, viel besser spielen."

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"Es wäre schade gewesen, wenn ich den gehalten hätte."

Ribérys Landsmann Coman, der gegen Frankfurt wegen muskulärer Beschwerden fehlte, dürfte dann wohl wieder zur Verfügung stehen. Auf Arjen Robben dagegen wird Guardiola wegen einer bislang nicht näher definierten Adduktorenverletzung verzichten müssen, ebenso im Rückspiel in der Woche darauf. Umso erfreulicher also, dass Ribéry immer besser in Form kommt.

Sogar den Frankfurtern bereitete dessen Rückkehr zur Kunst eine gewisse Freude, trotz ihrer bedrohlichen Lage im Abstiegskampf. "Den kann man nicht halten. Da kann man nichts machen, da kann man nur applaudieren", sagte Torwart Hradecky über Ribérys Seitfallzieher. Und er ergänzte als Fußballliebhaber wegen der besonderen Eleganz: "Es wäre auch schade gewesen, wenn ich den gehalten hätte." Er meinte: schade um ein Kleinkunstwerk aus der Kategorie Tor des Monats.

© SZ vom 03.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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