FC Bayern:Bayerns Millionen-Dilemma wegen Lewandowski

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Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge sind sich nicht ganz einig. (Foto: dpa)
  • Uli Hoeneß schließt einen 100-Millionen-Transfer für dieses Jahr aus.
  • Falls Lewandowski geht, kosten potenzielle Nachfolger aber ungefähr so viel.
  • Hoeneß widerspricht damit Rummenigge, der vor Kurzem noch gesagt hatte, dass es bei den Transfersummen für den FC Bayern "kein Limit" gebe.

Von Benedikt Warmbrunn, München

Es ist noch kein Dreivierteljahr her, dass Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge sich einig waren. Anfang Oktober hatten der Präsident und der Klubboss des FC Bayern den neuen Trainer vorgestellt, und weil sie diesem Jupp Heynckes einen guten Start bescheren wollten, gestanden sie, dass sie sich zuletzt nicht immer einig gewesen seien. Rummenigge und Hoeneß gelobten zwar nicht, fortan immer einer Meinung zu sein, aber sie gelobten, sich zumindest öffentlich nicht andauernd zu widersprechen. Kein Dreivierteljahr später verlässt Heynckes den Klub. Kein Dreivierteljahr später vertreten Hoeneß und Rummenigge doch wieder verschiedene Ansichten.

"Wir werden nichts mehr investieren, sondern werden unsere Spieler dazu bringen, besser zu spielen", sagte Hoeneß am Sonntag auf der Meisterfeier auf dem Rathausbalkon. Und: "Einen 100-Millionen-Transfer werden wir dieses Jahr nicht machen." Das war ein Arbeitsauftrag an Heynckes' Nachfolger Niko Kovac, es war aber auch eine versteckte Botschaft an Rummenigge. Der Klubboss hatte zum Ende der vergangenen Woche gesagt, dass es bei den Transfersummen für den FC Bayern "kein Limit" gebe: "Wenn wir einen Spieler haben wollen und der 80, 90 Millionen kostet, dann werden wir irgendwann springen müssen. Ob das dieses oder nächstes Jahr ist, weiß ich nicht." Entscheidend ist dafür vor allem, ob Robert Lewandowski dieses oder nächstes Jahr den Klub verlassen will.

Die Zukunft des Angreifers dürfte das spannendste Thema des FC Bayern in diesem Sommer werden. Der 29-Jährige hatte im Winter Pini Zahavi als Berater engagiert, den Mann, der auch am 222-Millionen-Euro-Transfer von Neymar nach Paris beteiligt war. Hartnäckig halten sich die Gerüchte, dass Lewandowski gerne zu Real Madrid wechseln würde, auch Paris Saint-Germain wird genannt. Rummenigge hat zwar in den vergangenen Monaten betont, dass der Verein den Angreifer nicht abgeben werde - sollte er München dennoch verlassen, würde der Klub schnell das Limit von 80 oder 90 Millionen Euro erreichen. Antoine Griezmann von Atlético Madrid, der auch in München im Gespräch war, wird wohl für 100 bis 120 Millionen nach Barcelona umziehen. Auch Timo Werner von RB Leipzig, der aussichtsreichste Kandidat auf die Lewandowski-Nachfolge, dürfte eine hohe achtstellige Summe kosten.

Wie spannend und teuer der Sommer des FC Bayern wird, hängt von Robert Lewandowski ab

Es gebe "noch keine finale Entscheidung", ob außer Leon Goretzka (von Schalke 04) und Serge Gnabry (ausgeliehen an Hoffenheim) weitere Spieler verpflichtet werden, hatte Rummenigge gesagt. Handlungsdruck könnte aufkommen, falls Thiago geht. Der Spanier, der bei der Niederlage im Pokalfinale nach seiner Auswechslung geschmollt hatte, soll sich nach einer Planstelle beim FC Barcelona erkundigt haben - er bekam eine negative Antwort.

"Wir brauchen den einen oder anderen Spieler, der in den wichtigen Spielen Höchstleistungen bringt - und nicht, wenn wir gegen die schwachen Gegner spielen. Daran müssen wir arbeiten", sagte Hoeneß auf dem Rathausbalkon. Es war eine nicht ganz so versteckte Botschaft an Lewandowski, der sich nach dem Ausscheiden im Halbfinale der Champions League gegen Real viel Kritik anhören musste. Wie der Angreifer mit diesen Worten seines Präsidenten umgeht, davon hängt ab, wie spannend und teuer der Sommer des FC Bayern wird.

© SZ vom 22.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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