FC Bayern:Bayern will sich wieder in Dortmund bedienen

Lesezeit: 2 min

Sven Mislintat, Scout und Kaderplaner bei Borussia Dortmund. (Foto: imago/GEPA pictures)
  • Nach dem Abschied von Kaderplaner Michael Reschke zum VfB Stuttgart sucht der FC Bayern Ersatz.
  • Sven Mislintat von Borussia Dortmund scheint der Wunschkandidat von Bayern-Präsident Uli Hoeneß zu sein.
  • Doch der BVB wird den Entdecker von Spielern wie Lewandowski oder Kagawa kaum kampflos ziehen lassen.

Von Benedikt Warmbrunn, München

Das Organ, das Sven Mislintat zu einem interessanten Mann in diesem Fußballtransfersommer werden lässt, sitzt unter hellblonden Brauen, manchmal wird es verdeckt von einer blonden Strähne. Mit seinen Augen hat Mislintat als einer der Ersten das Potenzial von Robert Lewandowski gesehen oder das von Pierre-Emerick Aubameyang oder das von Shinji Kagawa, und weil sie Mislintats Augen trauen, haben sie bei Borussia Dortmund all diese Spieler verpflichtet. Seitdem nennen sie Mislintat auch: Diamantenauge.

Seit mehr als zehn Jahren arbeitet Mislintat in Dortmund, lange als Scout, inzwischen als "Leiter Profifußball", also als Kaderplaner. Seit Anfang dieser Woche stellt sich jedoch die Frage, wie lange er noch beim BVB bleiben wird. Mehrere Medien berichteten, dass der FC Bayern über eine Verpflichtung Mislintats nachdenkt (niemand allerdings berichtete, dass auch Mislintat darüber nachdenkt); in München haben sie ja gerade erst ihren Kaderplaner verloren. Michael Reschke wechselt als Sportvorstand zum VfB Stuttgart. Reschke nannten sie Superauge, immerhin.

Dembélé beim BVB
:Spekulationen jenseits der 100 Millionen

Ousmane Dembélé zeigt bei der knappen Supercup-Niederlage des BVB eine Glanzleistung. Doch bleibt er, oder wechselt er noch zum FC Barcelona?

Von Maik Rosner

In einem Zwist mit Thomas Tuchel stärkte der BVB Mislintat

Der bisherige Kaderplaner bekam am Montag noch ein Lob hinterhergeschickt. "Wir haben uns gegenüber der vergangenen Saison verbessert", sagte Trainer Carlo Ancelotti der Gazzetta dello Sport; er dachte allerdings vor allem an den Transfer von James Rodriguez, und der kam auf ausdrücklichen Wunsch von Ancelotti. Ein paar Reschke-Transfers gab es aber auch, auch von diesen ist Ancelotti so überzeugt, dass er auf die Frage nach dem nächsten Champions-League-Sieger antwortete: "Mein Bayern. Logisch."

Den Anforderungen an den Kaderplaner des FC Bayern würde auch Mislintat entsprechen, wie Reschke verfügt er über ein internationales Netzwerk, wie Reschke meidet er Wirbel um seine Person. Der 44-Jährige wäre also einer, der den neuen Sportdirektor Hasan Salihamidzic unterstützen könnte, ohne dessen Position durch öffentliche Anmerkungen zu schwächen. Laut Bild soll Mislintat der Wunschkandidat von Präsident Uli Hoeneß sein.

In Dortmund werden sie ihren Kaderplaner jedoch nicht ohne Weiteres ziehen lassen. Mislintat gilt als Vertrauter von Sportvorstand Michael Zorc, der schon häufiger Angebote für Mislintat abgelehnt hat, zuletzt das von Fortuna Düsseldorf. Wie sehr sie ihn beim BVB schätzen, demonstrierten die Bosse in der vergangenen Saison, als sie sich in einem Streit zwischen Mislintat und Thomas Tuchel nicht für den damaligen Trainer aussprachen. Die beiden hatten sich wegen eines geplatzten Transfers gezofft; Tuchel verbannte Mislintat sogar aus den Trainingszentren. Der BVB reagierte, indem er im Frühjahr Mislintat überhaupt erst zum Kaderplaner beförderte.

VfB Stuttgart
:Der Mann der Stille verlässt den FC Bayern

Michael Reschke wird Sportvorstand in Stuttgart und beteuert, dass der Schritt nichts mit dem FC Bayern zu tun habe. Warum das für die Münchner trotzdem keine gute Nachricht ist, zeigt sich im Supercup.

Von Benedikt Warmbrunn

Sollte der leidenschaftliche Borusse Mislintat in München Reschkes Posten nicht übernehmen, hätte Hoeneß' Wunsch zumindest für ein paar unruhige Dortmunder Tage gesorgt. Sollte er aber übernehmen, hätte das mehrere Folgen: Der BVB würde einen wichtigen Mann der intelligenten Transferpolitik der vergangenen Jahre verlieren. Der FC Bayern hätte sofort wieder einen Kaderplaner, den die gesamte Liga achtet. Und Mislintat würde wohl, ganz nebenbei, ein heimliches Gedankenspiel eines alten Rivalen durchkreuzen. Das von Thomas Tuchel, eines Tages vielleicht auf Ancelotti als Trainer des FC Bayern zu folgen.

© SZ vom 08.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: