FC Bayern:Auf Hoeneß' Instinkte kommt es an

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Im Bauch von Uli Hoeneß befindet sich die Machtzentrale des FC Bayern. (Foto: dpa)

Dass Noch-Trainer Jupp Heynckes dem FC Bayern offen seinen Nachfolger empfiehlt, fordert Uli Hoeneß heraus. Der Präsident, der stets nur Plan A verfolgte, braucht nun Plan B.

Kommentar von Christof Kneer

In der Tiefe seines Herzens ist Thomas Tuchel ein Fußball-Romantiker. Er kann sich für Stadien und Vereinswappen begeistern, er mag die Mythen dieses Sports. In seiner Jugend war Tuchel ein Fan der Gladbacher Fohlen-Elf, und somit war er auch Fan von Jupp Heynckes. Auch als Tuchel selber Trainer wurde, ist er ein Anhänger des großen Borussen geblieben, und so hat er sich auch nicht verbiegen müssen, als er Heynckes' Rückkehr im Herbst ein paar hymnische Worte widmete.

"Ich wünsche dir alles Gute, lieber Jupp", twitterte der selten twitternde Tuchel unter dem Hashtag #legende. Feierliche Worte waren das für einen Coach, der ebenfalls als Nachfolgekandidat für Carlo Ancelotti galt und für ein paar Tage womöglich sogar darauf hoffen durfte, den Job zu übernehmen.

Hoeneß hat gezeigt, dass seine Instinkte noch funktionieren

Jupp Heynckes twittert nie, was schade ist, weil man auf seinem Account sonst womöglich den Satz "Ich wünsche dir alles Gute, lieber Thomas" gefunden hätte. Anders lässt sich das Interview, das Heynckes nun gegeben hat, kaum deuten - auf erstaunliche und in der Branche eher verpönte Art und Weise spricht er dort dezidiert über Trainerkollegen und deren Stärken und Schwächen, aber das Bemerkenswerteste an diesem Vorgang ist, dass sich der FC Bayern damit einen Haufen Geld gespart hat. Für eine so ausführliche Analyse hätte sich eine Unternehmensberatung gründlich bezahlen lassen.

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Schon ein skurriles Szenario: Die Bayern, namentlich Präsident Uli Hoeneß, haben zuletzt ja militant darauf bestanden, in der Trainerfrage ausschließlich einen Plan A wie Heynckes zu verfolgen - auch in der Hoffnung, den umgarnten Heynckes nicht durch öffentliche Nennung anderer Trainernamen zu vergrätzen. Und nun fordert derselbe Heynckes die Bayern auf, B-Pläne zu entwickeln - verbunden mit der Empfehlung, sich doch mal näher mit diesem Tuchel zu befassen.

Es wird interessant sein zu verfolgen, wie der FC Bayern mit dieser Empfehlung umgeht. Im Bauch von Uli Hoeneß befindet sich ja die Machtzentrale dieses Vereins, nach wie vor und mehr denn je. Mit der exklusiv entwickelten und durchgesetzten Idee, Heynckes zu reaktivieren, hat Hoeneß im Herbst nachgewiesen, dass seine Instinkte auch nach seiner vorübergehenden Auszeit noch erfolgreich funktionieren können, und er wird daraus das Recht ableiten, diese Instinkte auch bei der Wahl des neuen Trainers zum Einsatz zu bringen. Und nun hat ihm Heynckes öffentlich einen Favoriten präsentiert, der bisher eher als Kandidat von Klubchef Karl-Heinz Rummenigge galt.

Wer Uli Hoeneß kennt, weiß aber auch, dass er trotzdem weiterhin darauf spekulieren wird, die Gesetze der Natur zu überlisten. Hoeneß hofft halt, dass die Sonne bloß noch nicht weiß, dass sie morgen übrigens im Westen aufgehen wird - so wie Jupp Heynckes noch nicht weiß, dass er unbedingt weitermachen will.

© SZ vom 08.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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