DFB-Elf in der Einzelkritik:Auf einer Höhe mit Uwe Seeler

Außer den Verteidigern haben die meisten deutschen Spieler gegen Österreich ihren Spaß - Miroslav Klose macht sich allerdings des Torraubes schuldig, Mesut Özil begeht einen Anfängerfehler und Bastian Schweinsteiger betätigt sich als Zwischen-Zwischenspieler zwischen dem Zwischenspieler. Die deutsche Nationalmannschaft in der Einzelkritik.

Boris Herrmann und Philipp Selldorf, Gelsenkirchen

DFB-Elf in der Einzelkritik

Manuel Neuer

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Außer den Verteidigern haben die meisten deutschen Spieler gegen Österreich ihren Spaß - Miroslav Klose macht sich allerdings des Torraubes schuldig, Mesut Özil begeht einen Anfängerfehler und Bastian Schweinsteiger betätigt sich als Zwischen-Zwischenspieler zwischen dem Zwischenspieler. Die deutsche Nationalmannschaft in der Einzelkritik. Wurde in seinem ehemaligen Stadion mit sanften Pfiffen begrüßt. Allerdings nur aus der Kurve der österreichischen Zuschauer. Wurde ansonsten bejubelt, als ob er München noch nie betreten hätte. Offenbar waren abgesehen von Neuers Familie keine Schalker im Stadion. Trug zu Tarnungszwecken ein Trikot in politisch unverfänglichem Froschgrün, was gleich zwei Vorteile hatte, weil er damit weder an einen Österreicher noch an einen Bayern-Keeper erinnerte. Erlebte trotzdem einen Bayern-Keeper-Tag. Langweilte sich über weite Strecken, durfte keinen Ball halten - und bekam trotzdem zwei Tore.

DFB-Elf in der Einzelkritik

Benedikt Höwedes

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(Foto: dapd)

War etwas traurig, dass bei seinem Heimspiel (abgesehen von Neuers Familie) offenbar keine Schalker im Stadion waren. Packte seinen Frust gleich in der Anfangsphase in einen Befreiungsschlag, der es als erster Ball in der zehnjährigen Geschichte der Arena auf den dritten Oberrang schaffte. War danach erst einmal besänftigt und verlegte sich auf gefährliche Vorstöße über die rechte Seite. Musste zur Halbzeit seinem historischen Gewaltschuss Tribut zollen, wurde mit einer Muskelverhärtung ausgewechselt.

DFB-Elf in der Einzelkritik

Holger Badstuber (rechts)

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(Foto: dpa)

Sah beim Gegentor durch Marko Arnautovic etwas hölzern aus. Stand danach noch hölzerner im eigenen Strafraum und ärgerte sich. Konnte allerdings schon vorher beweisen, dass er auch sehr geschmeidig in den gegnerischen Strafraum ziehen und Podolski-Tore vorbereiten kann. Hatte seiner Körpersprache nach zu urteilen jedoch auch nach dem zweiten österreichischen Treffer wieder ein schlechtes Gewissen.

DFB-Elf in der Einzelkritik

Mats Hummels

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(Foto: AP)

Spielte für den Arsenal-Fan Per Mertesacker. Freute sich so sehr darüber, dass er zunächst leicht überheblich wirkte. Hatte nach den Gegentoren ebenfalls ein schlechtes Gewissen. Musste feststellen, dass er im heimischen Dortmund besser zurecht kommt. Versuchte es danach mit betonter Sachlichkeit. Kam damit besser zurecht.

DFB-Elf in der Einzelkritik

Philipp Lahm

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(Foto: dpa)

War auf seiner linken Seite wesentlich weniger ausflugsfreudig als Rechtsverteidiger Höwedes. Machte ein leises Spiel - ganz im Sinne seines literarischen Anspruchs. War vor dem Gegentreffer allerdings so leise, dass der Österreicher Florian Klein mit feinem Unterschied, pardon: Unterschnitt in die Mitte flanken konnte. Hatte seinen lautesten Moment, als er fünfzehn Minuten vor dem Ende an der Seitenlinie sein Trikot wechselte.

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Bastian Schweinsteiger

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(Foto: AFP)

War der zentrale Lenker des deutschen Spiels. Betätigte sich als kluger Zwischen-Zwischenspieler zwischen dem Zwischenspieler Kroos und der Innenverteidigung. Seine Flachpässe wirkten besonders flach, seine Steilpässe besonders steil.

DFB-Elf in der Einzelkritik

Toni Kroos

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(Foto: dpa)

Erfüllte auf äußerst selbstlose Weise seine neue Rolle als Zwischenspieler. Geriet dabei aber trotzdem nie unter Wasserträger-Verdacht. Spielte wie ein Hacki Wimmer von der Sorte, die Hacki Wimmer nie hätte werden können.

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Mesut Özil

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(Foto: dpa)

Zeigte mit seinen zwei frühen Toren, dass er auch ohne seinen Box-Trainer Mourinho Spaß am Fußball hat. Beging beim 1:0 allerdings einen folgenschweren Anfängerfehler, indem er zu wenig jubelte (siehe Klose). Machte es beim 2:0 besser, nachdem er wie früher im Affenkäfig von Gelsenkirchen-Bulmke durch die österreichische Abwehr gedribbelt war. War danach erst recht zu Späßen aufgelegt und erzielte auch noch das 4:1.

DFB-Elf in der Einzelkritik

Lukas Podolski

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(Foto: dapd)

Hatte am Abend vor dem Spiel ein Krisengespräch mit Bundestrainer Löw, weil er sein zweifellos großes Potential angeblich zu selten abruft. Hatte sich die Unterhaltung zu Herzen genommen und rief sein zweifellos großes Potential vor und während seines Tores zum 3:0 sehr konstant ab - sein 43. Länderspiel-Tor, womit er Uwe Seeler eingeholt hat. Wirkte auch danach nicht wie ein Sorgenkind. Darf sein zweifellos großes Potential nach dieser Leistung wohl noch einige Male konstant abrufen.

DFB-Elf in der Einzelkritik

Thomas Müller

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Fiel wie gewohnt als großer Kleinkünstler auf. Hatte unzählige Aktionen und machte dabei fast alles richtig. War immer anspielbereit und nie um eine Finte verlegen. Legte wie gewohnt eine Wegstrecke zurück, die vermutlich gereicht hätte, um zwei Mal nach Wien und wieder zurück zu kommen.

DFB-Elf in der Einzelkritik

Miroslav Klose

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(Foto: dapd)

Bekam beim 1:0 einen Streifschuss von Mesut Özil ab. Machte sich des versuchten Torraubes schuldig, indem er sofort in Torschützenmanier über den Rasen schlitterte. Bewies damit, dass er inzwischen wirklich in Italien spielt, wo kleine Gaunereien schließlich ausdrücklich vom Ministerpräsidenten erlaubt sind. (Sogar die Uefa fiel gleich auf Klose rein.) Durfte ferner mildernde Umstände geltend machen, da bei der Jagd nach dem Torrekord von Gerd Müller auch die deutsche Gesetzeslage gewissen Ausnahmeregelungen vorsieht. Wollte beim zweiten Tor von Özil nicht als Wiederholungstäter auffallen und verkniff sich mit aller Selbstdisziplin einen Torjubelsalto. Gewährte Gerd Müller noch eine Gnadenfrist.

DFB-Elf in der Einzelkritik

Jerome Boateng

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(Foto: dapd)

Fügte sich nach seiner Einwechslung auf der rechten Abwehrseite nahtlos ins Spiel ein. Verzichtete aus gegebenem Anlass auf rekordverdächtige Befreiungsschläge in den Oberrang.

DFB-Elf in der Einzelkritik

André Schürrle

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(Foto: dpa)

Kam zwanzig Minuten vor dem Ende für Lukas Podolski. Nutze natürlich sofort die Gelegenheit, auf sich aufmerksam zu machen und erzielte im siebten internationalen Auftritt sein viertes Länderspieltor. Fast schon Podolski-mäßige Quote.

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Mario Götze

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(Foto: dapd)

Kam spät. Wurde bejubelt - auf Schalke! Erzielte prompt das 6:2.

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