DFB-Pokal:1860 will nur noch eins: neue Spieler

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Am Boden: 1860-Spieler Maximilian Wittek beim 0:2 gegen Bochum. (Foto: dpa)
  • Der TSV 1860 München unterliegt dem VfL Bochum im DFB-Pokal-Achtelfinale mit 0:2.
  • Damit geht auch die Hoffnung auf eine Million Euro flöten, die für Winter-Transfers genutzt werden sollte.
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Aus dem Stadion von Alexander Mühlbach

Eigentlich ist der Advent die Zeit des Innehaltens und der Besinnlichkeit. Nur scheint Oliver Kreuzer kein allzu großer Freund davon zu sein. Kaum war der Schlusspfiff beim DFB-Pokal-Achtelfinale gegen den VfL Bochum ertönt, warf der Sportchef des TSV 1860 München alle Advents-Prinzipien über den Haufen, rannte auf Schiedsrichter Marco Fritz zu, redete auf ihn ein und gestikulierte wild, bevor er höhnisch applaudierte. Von Besinnlichkeit keine Spur.

In der 44. Minute hatte der Bochumer Tim Hoogland nach einem Freistoß von Marco Terrazzino den Ball zum 2:0-Endstand ins Münchner Tor befördert. Darüber waren Kreuzer und Fritz sich noch einig. Der Streitpunkt lag in der Frage, mit welchem Körperteil Hoogland den Ball über die Linie gedrückt hatte. Kreuzer sagte: Hand. Fritz meinte: Kopf. Die Fernsehbilder zeigten: Unterarm. Hoogland selbst wählte nach Spielende die hohe Kunst der Diplomatie, indem er alle Streitpunkte in einem Satz zu vereinen versuchte. "Ich springe hoch und berühre den Ball mit dem Kopf, die Hand war danach auch dabei, genauso wie der Pfosten", sagte der Mittelfeldspieler, bevor er der Sache gänzlich die Aufregung nehmen wollte: "Der Ball wäre so oder so ins Tor."

Kreuzer bezweifelte das, wollte das Affärchen nach dem Spiel aber nicht mehr thematisieren. Zu leblos war der Auftritt seiner Mannschaft. "Es ist zu wenig, viel zu wenig, was wir im Moment zeigen", sagte er. "Spielerisch zu wenig, vom Tempo her zu wenig und physisch zu wenig." Er sah müde aus. Als hätte der frühere Innenverteidiger an diesem Abend selbst angriffslustig auf dem Platz gestanden.

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Viele Münchner Fans hätten sich gewünscht, dass ihre Mannschaft genauso kämpft wie Kreuzer, als er auf den Schiedsrichter einredete. Aber erneut wurden sie von ihrer Mannschaft enttäuscht, die in der zweiten Bundesliga auf Rang 17 steht und in dieser Saison nur zweimal gewonnen hat. Ein Triumph gegen Bochum hätte zu der absurden Statistik geführt, dass die Münchner im DFB-Pokal öfters gewonnen hätten als in der Liga. Daraus wurde nichts.

Dabei hatten sie sich vorgenommen, sich durch ihre schlechten Ergebnisse nicht beirren zu lassen und ausnahmsweise befreit aufzuspielen. Auch deswegen, weil der Einzug ins Viertelfinale einen zusätzlichen Gewinn von einer Million Euro bedeutet hätte. Viel Geld für die klamme Vereinskasse, die in der Winterpause die Transfers von Trainer Benno Möhlmann finanzieren soll, der damit den Abstieg in die dritte Liga verhindern möchte. Allerdings machte Möhlmann den Fehler, eine offensivere Aufstellung als sonst zu wählen, indem er seinen Spielmacher Michael Liendl zugunsten eines zweiten Stürmers auf der Bank ließ.

Es ist unklar, was Möhlmann mit seiner Umstellung bewirken wollte. Vielleicht erhoffte er sich ein Offensivspektakel. Stattdessen bekam er eine völlig verunsicherte und uninspirierte Mannschaft. Die Sechziger wirkten unsortiert, machten viele Fehler im Spielaufbau und trafen in Kontersituationen stets die falschen Entscheidungen. Bochum nutzte die Unsicherheit, dominierte schnell die Partie und drängte die Münchner in ihre eigene Hälfte. Irgendwann hielt die TSV-Abwehr dem gegnerischen Tempo nicht mehr stand, was Janik Haberer in der 39. Minute ausnutzte, als er ungestört durchs Zentrum marschierte und aus 17 Metern Entfernung zum 1:0 für die Gäste traf. "Insgesamt war die Qualität der Bochumer heute besser", stellte Möhlmann nach dem Spiel nüchtern fest.

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Spätestens nach dem fragwürdigen 2:0 war die Hoffnung des Trainers auf frisches Geld für Winter-Transfers dahin. Zwar spielten die Löwen in der zweiten Hälfte kurzzeitig etwas druckvoller und kreierten durch Daniel Adlung in der 48. Minute die größte Chance, als er aus 20 Meter Entfernung nur an den Fingerspitzen des Bochumer Keepers Manuel Riemann scheiterte. Aber im weiteren Verlauf der Partie war der TSV so chancenlos, dass die Spieler nach Abpfiff minutenlang völlig perplex in die Gesichter ihrer Fans schauten.

"Momentan geht nicht mehr", sagte Kreuzer. "Wir sind technisch unterlegen, spielerisch unterlegen und das Toreschießen ist für den Gegner viel zu einfach." Trotz der Niederlage will er im Winter neue Spieler verpflichten. Auch wenn er weiß, dass das nur geht, wenn Investor Hassan Ismaik der Vereinskasse eine Finanzspritze zukommen lässt. Vermutlich deswegen sagte Kreuzer abschließend folgenden Satz: "Ich hoffe, dass nicht nur die sportliche Leitung das mit den Transfers so sieht, sondern der ganze Verein." Der Mann, der an diesem Abend kurzzeitig alle Advents-Prinzipien vergaß, hofft zumindest in dieser Sache auf Besinnlichkeit.

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