DFB-Elf testet gegen Ecuador:Debatte um Podolski hält die Spannung

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Lukas Podolski: Kritisiert von Bierhoff, gelobt von Löw (Foto: Bongarts/Getty Images)

Sportlich bewegt sich das Testspiel der deutschen Nationalelf gegen Ecuador am Rande der Bedeutungslosigkeit, doch es brodelt im Team: Teammanager Oliver Bierhoff kritisiert Lukas Podolski, während Joachim Löw seinen Stürmer verteidigt. Gegen Ecuador dürfte der Freiburger Max Kruse debüttieren.

Schuld ist dieses Mal nicht nur der FC Bayern. Auch Borussia Dortmund hat als ein Protagonist des Champions-League-Spektakels seinen Anteil daran, dass die deutsche Nationalmannschaft derzeit um Aufmerksamkeit buhlen muss. Für Joachim Löw und den Rest der Truppe ist es eine ungewohnte Situation: Da trifft sich die Auswahl deutscher Elite-Fußballer zur Zusammenkunft in den USA. Und kaum einen interessiert es.

Der Fokus "wird jetzt wieder langsam auf die Nationalmannschaft kommen", erklärt Manager Oliver Bierhoff vor dem Testspiel am Mittwochabend gegen Ecuador (20.30 Uhr, Liveticker auf SZ.de). Vermutlich wäre die Reise in dieser Woche vollends untergegangen, hätte Bierhoff selbst nicht für ein bisschen Gesprächsstoff gesorgt. Eine plötzliche Debatte um Lukas Podolski, 27, bringt ein wenig Fahrt in die Amerika-Tour.

Teammanager Bierhoff meinte, bei Podolski einen gewissen "Stillstand" in der Nationalmannschafft erkannt zu haben. Podolski reagierte mit Gegenwehr: "Man muss nicht über alles diskutieren", sagte der Profi des FC Arsenal: "Wenn es einige Jahre bergauf ging, da kann man auch mal Stillstand haben." Podolski sagt, er habe in England eine gute Saison gespielt. Ein Gespräch mit Bierhoff habe es nicht gegeben: "Nein, das ist mir egal. Ich weiß, was ich an mir habe. Wenn er es anders sieht, ist das seine Meinung."

Für Bundestrainer Löw ist die plötzliche Kritik an seinem Stürmer schwer nachzuvollziehen. "Für mich ist es überhaupt kein Thema, dass man Lukas kritisiert", sagte Löw und hielt dann ein flammendes Plädoyer: "Lukas hat in den vergangenen zehn Jahren Überragendes geleistet und ist für mich ein unheimlich wichtiger Spieler. Er hatte in diesen Jahren natürlich mal Höhen und mal Formschwächen. Aber er war bei mir immer fester Bestandteil des Kaders. Er hat für die Mannschaft unheimlich viel Positives gebracht. Auch wenn er nicht gespielt hat, war er mit seiner Laune und guten Stimmung wichtig."

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:"Meine Spieler werden angeboten wie auf dem Viehmarkt"

Freiburgs Trainer Streich bekommt die Begehrlichkeiten der größeren Vereine zu spüren, Bayern-Präsident Hoeneß teilt vor dem Auffliegen seiner Steuer-Affäre mächtig aus, Thomas Schaaf weiß schon sehr früh, dass es eine harte Saison für Werder Bremen wird, und Fortuna Düsseldorfs Bellinghausen trifft die Gefühle im Moment des Abstiegs auf den Punkt.

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In Abwesenheit der Dortmunder Marco Reus und Mario Götze, der Bayern Thomas Müller und Toni Kroos sowie von Real-Regisseur Mesut Özil dürfte Podolski erste Wahl im offensiven Mittelfeld sein. Bierhoff erhofft sich zur ungewohnten Anstoß-Ortszeit von 14.30 Uhr eine positive Reaktion von Podolski: "Die Konkurrenz ist stärker geworden. Und ich hoffe, dass es für ihn wieder Ansporn ist, sich diese Position zu erkämpfen."

Eine zweite Debatte rief Joachim Löw ebenfalls auf den Plan. Nach Robin Dutts Flucht zu Werder Bremen treibt den Verband die Frage um, wie der Posten des Sportdirektors an Löws Seite am besten auszusehen hat. Matthias Sammer, einst selbst in diesem Amt, meinte dazu: "Die Wertschätzung und Kompetenz ist viel zu gering angesiedelt. Die Position infrage zu stellen, ist der erste Schritt, um keine Nachhaltigkeit zu bewirken."

Der Bundestrainer wünscht sich als Sportdirektor vor allem einen Zuarbeiter für die von ihm verantwortete Nationalmannschaft. "Man sollte sich auf den Fußball in unserem Elitebereich konzentrieren", mahnte Löw deshalb. Ein potenzieller Ersatz-Bundestrainer wie bei der Schaffung des Amtes 2006 muss der Nachfolger von Robin Dutt dagegen nicht mehr zwingend sein. Aus Sicht von Löw soll der Sportdirektor vor allem für eine einheitliche Ausrichtung der Juniorenauswahlteams sorgen. "Schulung der Trainer, Ausbildung, Analysen, Personalentscheidungen in den U-Bereichen, das sind die ganz wichtigen Themen. "Darüber sollten wir uns Gedanken machen", sagte Löw.

Für die Partie am Mittwoch kündigte Löw im Universitäts-Stadion von Boca Raton einen couragierten Auftritt an, obwohl seine Auswahl so noch nie zusammengespielt hat. "Nach dieser Woche habe ich den Eindruck, dass wir eine sehr gute Mannschaft auf dem Platz haben werden, die mit aller Verbissenheit und Konzentration zur Sache gehen wird. Von daher habe ich keine Bedenken oder Angst", erklärte Löw am Dienstag.

Die Südamerikaner werden bei hohen Temperaturen und angekündigtem Regen sein Team wohl extrem fordern, meinte Löw: "Die allgemeine Unterschätzung dieses Gegners ist falsch. Sie sind geradezu süchtig nach Zweikämpfen."

Gerade auf die wenigen erfahrenen Kräfte setzt Löw im ersten der zwei Testspiele - das zweite folgt am Sonntag gegen die USA. "Das ist ein wichtiger Ansatzpunkt, in beiden Spielen die richtige Mischung aus erfahrenen, neuen und jugendlichen Spielern zu haben. Klar braucht man auch erfahrene Spieler auf dem Platz, die das Gefühl der Länderspiele kennen", erklärte Löw vor dem Quartierwechsel am Dienstag in den Spielort Boca Raton, rund eine Autostunde nördlich von Miami. Organisation und Defensive müssten zuerst stimmen, so der Freiburger.

Also wird der Bundestrainer vor Torhüter René Adler seine Abwehrreihe mit Benedikt Höwedes (12 Länderspiel-Einsätze), Per Mertesacker (88), Heiko Westermann (24) und Marcell Jansen (37) besetzen. Im defensiven Mittelfeld sollen der Schalker Roman Neustädter und der Leverkusener Lars Bender für Stabilität sorgen. Den achten festen Startplatz vergab er an Länderspiel-Neuling Kruse im Angriff. "Max hat beim Training einen sehr positiven Eindruck hinterlassen. Er hat eine gewisse Frechheit, macht gute Laufwege. Ich halte ihn für einen schlauen Stürmer, der schwer zu berechnen ist."

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