DFB-Elf:In Zukunft mit der Doppel-Zehn

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Möglicherweise die kreative Zentrale der Zukunft: Mesut Özil im Zusammenspiel mit İlkay Gündoğan im WM-Quali-Spiel gegen Nordirland. (Foto: dpa)
  • Nach dem 2:0-Sieg in der WM-Qualifikation gegen Nordirland blickt Bundestrainer Joachim Löw in die Zukunft.
  • Er wird bald einen Sommerfahrplan für 2017 für junge Spieler wie Leroy Sané und Maximilian Meyer aufstellen.
  • Hier geht es zu allen Ergebnissen der WM-Qualifikation.

Von Carsten Scheele, Hannover

Joachim Löw wird von seinem neuesten taktischen Experiment berichten müssen, wenn sich die DFB-Trainerschaft kommende Woche in Frankfurt am Main zur Klausur trifft. Es ging am Dienstagabend in Hannover um die Verwendung der Spieler Mesut Özil und İlkay Gündoğan, als Löw kurz vor Mitternacht meinte, er könne sich die beiden auch als Duo in der kreativen Zentrale vorstellen. "Sozusagen als Doppel-Zehn", sagte Löw und kicherte ein bisschen. Doppel-Sechs, Doppel-Zehn - er hat ja so viele taktische Möglichkeiten, der deutsche Bundestrainer.

Das anberaumte Treffen mit seinen Co-Trainern und dem neuen U21-Coach Stefan Kuntz hat auch noch andere Zwecke. Es soll vor allem darum gehen, für junge Spieler wie Leroy Sané, Maximilian Meyer oder Niklas Süle einen Sommerfahrplan für 2017 aufzustellen. Für diese drei, aber auch für Julian Brandt, Jonathan Tah und Matthias Ginter bieten sich prinzipiell zwei Verwendungsmöglichkeiten an: Entweder sie spielen mit der U21 bei der Europameisterschaft in Polen. Oder sie fahren mit dem A-Team zum Confed Cup nach Russland. Was Sané und den anderen wohl lieber wäre?

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Nichts dem Zufall überlassen: Schon im November will Löw nach Russland reisen

Schwer zu sagen. In Polen geht es um einen echten Titel, in Russland bloß darum, die WM-Stadien einem Tauglichkeitstest zu unterziehen (wenn auch unter großem Medieninteresse). Löw hat schon durchblicken lassen, dass die U21 eher nicht mit dem bestmöglichen Kader zur EM fahren wird, auch wenn es mit dem Titelgewinn dann womöglich nichts wird. In der für den Bundestrainer noch viel wichtigeren WM-Qualifikation steht sein Team nach drei Auftaktsiegen so gut da, dass Löw schon jetzt darüber sinnieren kann, wann er welcher seiner arrivierten Kräfte eine Pause verordnet. So dürfte es im Sommer 2017 zu einigen Verschiebungen kommen.

Einer der Gründe dafür ist, dass Löw vor großen Turnieren zuletzt immer wieder wichtige Stammkräfte ausgefallen sind (zuletzt Reus, Gündoğan), was auch mit der Vielfachbelastung dieser Spieler in allen möglichen Wettbewerben zusammenhängt. Löws Kunst wird darin bestehen, einige Spieler zu schonen, ohne in den Qualispielen einen Substanzverlust zuzulassen. Das betrifft zunächst die kommenden Länderspiele im November: Für die sei es "durchaus denkbar", dass manche Vielspieler (Kroos? Müller? Neuer?) eine Pause einlegen dürfen, denn im Pflichtspiel gegen San Marino braucht Löw ebenso wenig seine erste Elf wie wenige Tage darauf beim freundschaftlichen Kräftemessen gegen Italien, wo es nur um viel Prestige geht.

Auch beim Confed Cup im Juni 2017 könnte eine erhebliche Anzahl gesetzter Spieler geschont werden, in der Hoffnung, dass eine verlängerte Sommerpause das Verletzungsaufkommen im wichtigen Jahr vor der WM reduziert. Es geht schlichtweg darum, dass nicht alle Stammspieler binnen drei Jahren drei große Turniere durchspielen sollen - zumal Löw alles der WM-Unternehmung unterordnet, nicht dem an sich wertlosen Confed Cup. Schon im November will der Bundestrainer nach Russland reisen, um Infrastruktur, Trainingsbedingungen sowie Land und Leute zu inspizieren. "Vor Ort umschauen", nennt er das, nichts dem Zufall überlassen.

Es dürfte ein reiseintensiver Monat werden, da Löw auch einige Zeit in England verbringen will, unter anderem den FC Arsenal (den Klub von Mesut Özil) einer näheren Betrachtung unterziehen möchte, wovon sich Löw die ein oder andere Erkenntnis für die eigene Arbeit erhofft. Vielleicht schaut Löw dann auch bei Manchester City vorbei, wo neben Leroy Sané auch Gündoğan spielt. Dann könnte er seinen Protagonisten noch einmal erklären, wie er sich die Sache mit der Doppel-Zehn im Detail vorstellt.

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