Claudio Pizarro beim FC Bayern:Hinreißender Spitzbub

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Geschickt am Ball und technisch perfekt: Bayern-Stürmer Claudio Pizarro (Foto: Bongarts/Getty Images)

Er ist der erfolgreichste Ausländer der Bundesliga-Geschichte und für einige der begabteste aller Bayern-Stürmer: Claudio Pizarro beweist gegen den HSV, dass er mehr ist als nur ein Einwechselspieler. Ob er deshalb gegen Juventus ran darf, bleibt fraglich.

Von Andreas Burkert

Es hat auch vorige Saison Tore gegeben, die beim eher spröden Münchner Publikum Emotionen auslösten, welche die Statik der Arena herausforderten. Das späte 2:1 von Mario Gomez im europäischen Halbfinale gegen Real Madrid ist so ein Moment gewesen, und natürlich der vermeintliche späte Siegtreffer im Heimfinale gegen Chelsea von Thomas Müller.

Dagegen besaß das 6:0 von Claudio Pizarro gegen den HSV eine eher geringe Bedeutung; das Tor war ja nur eine Episode auf dem Weg zum zehnten Sieg im zehnten Rückrundenspiel und zum höchsten Bayern-Erfolg seit einem 8:1 über Schalke vor 25 Jahren. Und doch lärmte es wie selten in Fröttmaning. Weil Pizarro die Menschen fulminant verzückt hatte mit seiner Kunst.

In München kennen sie ihren Pizza gut, nach seinem ersten Engagement bei den Bayern (2001 - 2007, 71 Tore) ist der Peruaner vorigen Sommer aus Bremen zurückgekehrt. Aber manchmal vergisst man eben, was für ein Talent dieser Ballstreichler besitzt, den der gefürchtete Fernsehrichter Mehmet Scholl schon während seiner aktiven Zeit bei den Bayern zum "besten Fußballer, mit dem ich je zusammenspielte", geadelt hatte.

Was Scholl damit meinte, ist gegen den HSV nicht nur bei Pizarros 6:0 offenbar geworden, als er die Vorarbeit des diesmal ausgesprochen teamorientierten Holländers Arjen Robben veredelte. Nach einem Laufduell vors Tor mit dem großschlächtigen HSV-Verteidiger Bruma, vor dem er den Ball ins Tor lenkte - mit einem Fersenstreichler, und zwar no l ook.

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Vier Tore - seine ersten in der Liga in der laufenden Saison - sind es geworden für den 34-Jährigen, der in der Stürmer-Hierarchie von Trainer Jupp Heynckes die Nummer drei ist hinter Mario Mandzukic und Gomez. Mit seinem Spielverständnis, seiner Technik und der Fähigkeit, in der vordere Linie den Ball zu behaupten, übertrumpft er die interne Konkurrenz allerdings deutlich.

Doch aus Bremen brachte Pizarro eine Verletzung mit, "und in der Rückrunde war Claudio zweimal grippekrank", berichtet Trainer Heynckes. So hat sich der Kroate Mandzukic (15 Tore) dank seiner läuferischen Mitarbeit beim Pressing das Startelf-Recht sichern können vor dem ebenfalls einige Male angeschlagenen Nationalstürmer Gomez (7).

Vier Tore, und nun? Claudio Pizarro knipst sein spitzbübisches Lächeln an und rezitiert seinen Trainer, als er sagt: "Wir haben drei gute Stürmer, die alle in eigener guten Verfassung sind." Mit einer Nominierung für die Startelf gegen Juventus braucht Pizarro nicht zu rechnen, "obwohl eine kleine Chance immer da ist", wie er weiß.

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Größer ist da schon die Möglichkeit, dass der künftige Bayern-Coach Pep Guardiola in den aktuellen Strategiegesprächen mit den Klublenkern sein Plazet gibt für eine weitere Vertragsverlängerung ab Sommer um ein Jahr. Nur sechs seiner 20 Pflichtspieleinsätze erlebte Pizarro in der Startelf, doch einen pflegeleichteren Ergänzungsstürmer von dieser Güte werden die Bayern kaum finden.

Ob Robert Lewandowski zur nächsten Saison aus Dortmund kommt oder nicht, ob Gomez das Weite sucht oder sich durchzubeißen gedenkt, das interessiert dabei Pizarro weniger: Er will in München bleiben.

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© SZ vom 02.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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