BVB:Watzke deutet Risse im Verhältnis zu Tuchel an

Lesezeit: 2 min

Starke Männer beim BVB: Hans-Joachim Watzke (links) und Trainer Thomas Tuchel (Archivbild). (Foto: dpa)
  • BVB-Boss Watzke spricht über den Dissens mit Trainer Tuchel.
  • Nach dem Anschlag auf den Dortmunder Mannschaftsbus hatte Tuchel deutliche Kritik an der Vereinsführung geübt.
  • Diese habe ihn irritiert, sagt Watzke nun in einem Interview.

Der Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund hat bewegende Wochen hinter sich. Erst der Anschlag auf den Mannschaftsbus, dann der Sieg im Pokal-Halbfinale beim FC Bayern - nun offenbart Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke in einem Interview Risse im Verhältnis zu Trainer Thomas Tuchel.

"Teilweise" irritiert habe ihn die heftige Kritik am Spieltermin nach dem Attentat auf den Mannschaftsbus vor der Champions-League-Partie gegen AS Monaco, sagte Watzke den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Auf die Feststellung, es sei in dieser Frage ein "klarer Dissens" zwischen Watzke und Tuchel sichtbar geworden, sagte der BVB-Boss: "Das ist so, ja."

Tuchel reagierte auf die Aussagen des seines Chefs kurz vor dem Anpfiff gegen 1899 Hoffenheim bei Sky genervt. "Ich verbiete mir, zu diesem Zeitpunkt darauf einzugehen oder darüber nachzudenken. Wir können uns in der aktuellen Saisonphase nicht mehr ablenken lassen. Es geht nur darum, dass wir unsere sportlichen Ziele erreichen. Da darf so etwas kein Thema sein - auch nicht für die nächsten Spiele", sagte der BVB-Coach. Ironisch fügte er hinzu: "Ein großes Thema für einen Spieltag, drei Spieltage vor Schluss und einem direkten Duell um die Champions League. Ich erlaube mir als Trainer zu sagen, dass das ein zu großes Thema ist."

Die Spieler nahm Watzke aus seiner Kritik jedoch aus. "Ich würde bei den Spielern, die sich inmitten einer solchen Drucksituation befanden und die nach dem Spiel physisch und psychisch verständlicherweise komplett ausgelaugt waren, nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen", sagte Watzke.

"Eine Abschlusstabelle ist wie ein Zeugnis"

Tuchel und einige Spieler hatten sich über die Ansetzung des Viertelfinals gegen Monaco nur einen Tag nach dem Anschlag beschwert. Tuchel kritisierte, "in die Entscheidung überhaupt nicht eingebunden" worden zu sein: "Das hat die Uefa in der Schweiz entschieden. Das ist kein gutes Gefühl, es war ein Gefühl der Ohnmacht." Anschließend war bereits über eine Missstimmung zwischen Watzke und Tuchel berichtet worden.

Watzke stellte nun klar: "Es war uns zu gravierend, eine solche Entscheidung über die Köpfe aller hinweg vorzunehmen." Niemand habe zudem den Wunsch geäußert, nicht anzutreten, "auch am Folgetag nicht". Er habe "ja nicht umsonst der Mannschaft im Gespräch am Mittwochmorgen freigestellt, dass jeder Spieler, der sich nicht in der Lage fühlt zu spielen, das selbstverständlich bis zum Nachmittag sagen kann. Auch der Trainer hatte selbstverständlich das Recht, darauf hinzuweisen. (...) Aber mit einem solchen Szenario bin ich kein einziges Mal konfrontiert worden."

BVB im Pokalfinale
:Viel Euphorie - und ein kleiner Seitenhieb gegen Tuchel

Ausgelassen feiert der BVB den Final-Einzug. Doch das Verhältnis zwischen Trainer und Vorgesetzten ist auch in der Stunde des Triumphs eher angespannt.

Von Freddie Röckenhaus

Nach der Saison soll über Tuchels Zukunft beim BVB entschieden werden. Sein Vertrag läuft bis 2018. "Wie immer bei analytischen Gesprächen geht es ganz allgemein gesprochen neben dem Sportlichen um Dinge wie Strategie, Kommunikation, Vertrauen", sagte Watzke vor dem richtungweisenden Heimspiel gegen den direkten Kontrahenten 1899 Hoffenheim am Samstag (15.30 Uhr/Sky). "Eine Abschlusstabelle ist wie ein Zeugnis. Und die Note ist sicher besser, wenn du Dritter statt Vierter wirst", sagte Watzke. Der dritte Platz führt ohne den Umweg Play-offs in die Champions League.

In Sachen Vertrauen und Kommunikation scheint es allerdings auch Probleme zu geben. Auf die Frage, ob Tuchel als feinfühliger Krisenmanager auch bei Watzke gepunktet habe, sagte dieser: "Ich bewerte alles rund um das Attentat natürlich auch vor dem Hintergrund dessen, was wir intern vertraulich miteinander besprochen haben und was möglich war."

© Süddeutsche.de/sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Fritz von Thurn und Taxis
:Schluss mit Dömbele und Opameyang

Für seine emotionalen Fußballkommentare wurde Fritz von Thurn und Taxis oft verspottet. Doch kurz bevor er in den Ruhestand geht, dreht sich nochmal was.

Von Holger Gertz

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: