BVB siegt bei Ajax Amsterdam:Dortmund sendet einen Gruß nach Europa

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Mit unverschämter Leichtigkeit siegt Borussia Dortmund 4:1 bei Ajax Amsterdam. Vor allem Mario Götze zaubert mit Lust und Laune. Damit steht der deutsche Meister bereits als Sieger seiner ungemein starken Champions-League-Gruppe fest.

Immer mehr Trainer haben zuletzt behauptet, Borussia Dortmund könnte in dieser Champions-League-Saison mindestens ins Halbfinale vorstoßen. Zu diesen Trainern zählte ausdrücklich nicht Jürgen Klopp, auch Ko-Trainer und A-Jugend von Borussia Dortmund haben nichts dergleichen öffentlich gemacht. Diese Einschätzungen stammen von Trainern namens Mourinho und Ferguson, und wer derartige Lobhudeleien nur für eine Kriegslist hielt, der hat am Mittwochabend nur sieben Spielminuten gebraucht, um den Ernst der Lage zu begreifen.

Nach sieben Minuten eroberte der Dortmunder Piszczek im Champions-League-Vorrundenspiel bei Ajax Amsterdam in der eigenen Hälfte den Ball, 14 Sekunden und ein paar Ballberührungen später stand es 1:0 für den BVB. Es war ein Spielzug, wie ihn nur Teams beherrschen, die das Potenzial fürs Champions-League-Halbfinale haben. Am Ende dieses Abends dürften noch ein paar Trainer mehr die Meinung von Mourinho und Ferguson teilen:

Mit fast schon unverschämter Leichtigkeit siegte der deutsche Meister in Amsterdam 4:1 (3:0) - und hat mit unverschämter Leichtigkeit diese schwere Vorrundengruppe als Tabellenerster abgeschlossen. Das steht jetzt schon fest, einen Spieltag vor Schluss. "Überragend, das hätten wir selbst nicht erwartet", sagte Manager Michael Zorc.

Hat es jemals Diskussionen gegeben, ob der BVB für die europäische Bühne taugt? Für alle, die nur über ein Kurzzeitgedächtnis verfügen: Ja, die gab es, aber diese Diskussionen sind längst nicht mehr wahr. In der Amsterdamer Arena traten die Dortmunder auf wie eine internationale Spitzenelf - und es kümmerte sie nicht im geringsten, dass der international erfahrene Sebastian Kehl wegen einer Reizung im Knie erneut passen musste.

Wenn der international noch nicht ganz so erfahrene Mario Götze, 20, so viel Lust und Laune hat wie an diesem Abend, dann sind die defensiven Mittelfeldspieler ohnehin nicht so gefordert. Götze beschäftigte die Niederländer mit geschmeidigen Sprints und Dribblings so sehr, dass sie viel zu selten dazu kamen, an ihren eigenen Fußball zu denken. Sie mussten erstmal den von Dortmund verhindern, und das war schwer genug.

BVB in der Einzelkritik
:Mario Götze, der junge Wunderdribbler

Der Nationalspieler spielt, als habe ihn jemand vorher mit einem Schlüssel im Rücken aufgezogen, Marco Reus wirkt wie nach einem sechswöchigen Karibik-Urlaub und Mats Hummel wie ein Brasilianer. Nur Sven Bender erleidet wieder eine Gesichtsverletzung. Borussia Dortmund beim 4:1 in Amsterdam in der Einzelkritik.

Hendrik Buchheister

Oder unmöglich, wie bei diesem 1:0 in der siebten Minute. Nach Piszczeks Balleroberung gelangte der Ball zu Götze, der ihn elegant zu Kumpel Marco Reus weiterleitete - der den holländischen Torwart Vermeer ebenso elegant tunnelte. Es war ein Treffer, der das Spiel veränderte - die Dortmunder hatten jetzt, was sie wollten, und die Gastgeber verlegten sich auf einen Spielstil, der ihnen nicht liegt.

BVB in der Einzelkritik
:Mario Götze, der junge Wunderdribbler

Der Nationalspieler spielt, als habe ihn jemand vorher mit einem Schlüssel im Rücken aufgezogen, Marco Reus wirkt wie nach einem sechswöchigen Karibik-Urlaub und Mats Hummel wie ein Brasilianer. Nur Sven Bender erleidet wieder eine Gesichtsverletzung. Borussia Dortmund beim 4:1 in Amsterdam in der Einzelkritik.

Hendrik Buchheister

Das war Dortmunds größter Erfolg: dass sie es nach spätestens einer halben Stunde geschafft hatten, dieser seit Jahrzehnten so klar definierten Gastgeber-Mannschaft ihr Spiel zu nehmen. Ajax-Teams spielen traditionell flink und über die Flügel; dieser Elf fiel aber irgendwann nichts anderes mehr ein, als am Ende ihrer nutzlosen Ballbesitzketten einen hohen Ball nach vorne zu hauen - den sich dann wahlweise Mats Hummels oder Neven Subotic schnappten, die Dortmunder Innenverteidiger. "Ajax musste zwei Drittel seiner Bälle nach hinten spielen", frohlockte Zorc.

Nach 22 Minuten hatte Amsterdam übrigens eine Art Torchance, aber ansonsten bestand die Aufgabe von BVB-Torwart Weidenfeller vor allem darin, Mario Götze beim Zaubern zuzusehen. Nach 36 Minuten bog Götze nach einem Hummels-Pass von links in den Strafraum ein, es folgten: ein Haken, ein Schuss, ein Tor.

Stimmen zu Adrianos Tor
:"Die Bösen haben den Sieg geklaut"

Der kuriose Treffer von Donezks Stürmer Luiz Adriano lässt alle Beteiligten nach Worten ringen. Donezks Trainer entschuldigt sich kleinlaut, eine dänische Boulevardzeitung wird besonders drastisch. Auch Lothar Matthäus hat etwas zu sagen.

in Bildern

Auch am dritten Treffer war Götze beteiligt: Nach seinem Fernschuss ließ Torwart Vermeer den Ball nach vorne abprallen, Lewandowski staubte ab - ein Abschluss ohne Kunst, auch das hatten die Dortmunder an diesem Abend im Repertoire. Mit dem 4:0 durch Lewandowski (67.) schloss sich dann ein Kreis: Wie beim 1:0 dauerte es wieder 14 Sekunden von der Balleroberung bis zum Tor. Aber dazwischen lagen diesmal nicht sechs Stationen. Sondern sieben.

Der Gruß, den die Dortmunder an diesem Abend nach Europa sandten, war beeindruckend, und die Überlegenheit war trotz des Amsterdamer Ehrentreffers von Hoesen (87.) so erheblich, dass die BVB-Profis in der zweiten Halbzeit schon ein bisschen an Mainz 05 denken durften. Dort müssen sie am Samstag antreten, in der deutschen Fußball-Bundesliga.

© SZ vom 22.11.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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