BVB gewinnt in Wolfsburg:Dortmund macht sein Ding

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Gewohnt schön, gewohnt fahrlässig: Borussia Dortmund schlägt den VfL Wolfsburg in einer spannenden Partie 3:1 und geht gestärkt ins Spitzenspiel gegen den FC Bayern. Einzig die Chancenverwertung ist beim BVB wenig meisterlich.

Frieder Pfeiffer

Wenn die Dortmunder Auskunft über die nationale Bedeutung ihres Bundesligisten haben möchten, müssen sie nur nach München schauen - und zuhören. Uli Hoeneß ließ dort dieser Tage wissen, dass er es "toll finde, dass wieder ein Verein kommt, der es wirklich auf Augenhöhe mit uns auch mal längere Zeit aushält." Der FC Bayern lässt den Krawall hinter sich und setzt auf Versöhnung. Damit hatte die Borussia vor dem 29. Spieltag eine neue Stufe erreicht.

Gündogan, Perisic und Kagawa feiern das 2:0: Gewohnt schön, gewohnt fahrlässig (Foto: AP)

Lange war die Abteilung Attacke in München, mehr oder weniger erfolglos, vollbesetzt, um in Dortmund wenigstens für ein klein bisschen Unruhe zu sorgen. Viel mehr als "Kindergarten" vernahm man jedoch nicht aus dem Westen. Jetzt besinnt sich der Branchenführer also pünktlich zum Gipfel am Mittwoch auf die Umarmung des Feindes, die diesen ja bekanntlich ein wenig unbeweglich machen soll.

Doch in Dortmund bewegt man sich weiter schnell und zielstrebig. "Ich genieße die Atmosphäre", prophezeite Trainer Jürgen Klopp vor der Gipfel-Generalprobe - und sein Team machte ihm auch an diesem Samstag das Genießen leicht. Das 3:1 beim VfL Wolfsburg war überzeugender als es das spannende Ende mit der späten Entscheidung vermuten lässt. Klopp konnte das egal sein: "Wer in Wolfsburg 3:1 gewinnt, der sollte zufrieden sein. Und das sind wir."

Sven Bender war von Klopp zu Beginn wieder nicht berücksichtigt worden, Ilkay Gündogan durfte erneut von Beginn an ran, auch Ivan Perisic schaffte es in die erste Elf, Kevin Großkreutz musste weichen. Ansonsten blieb alles beim Alten: Dortmund macht sein Ding. All das Getöse um das nahende Spitzenspiel und die Stimmen aus München, sogar die winterlichen vier Grad Celsius in Wolfsburg änderten nichts daran, dass der BVB-Motor ziemlich schnell sehr rund lief.

Erst tauchte Robert Lewandowski frei vor Diego Benaglio auf, zielte jedoch zu weit links (9.). Fünf Minuten später setzte sich Mats Hummels nach einem Eckball durch - und zielte zu hoch. Doch auch die Wolfsburger spielten wie erwartet mit, gleichwohl blieben die Bemühungen am Ende wenig zwingend. 13 Punkte aus den letzten fünf Spielen hatte die Mannschaft von Felix Magath zuletzt gesammelt, die Qualifikation für die Europa League ist wieder drin, auch nach der Niederlage.

Einzelkritik FC Bayern
:Ja, is denn heit scho' Ostern?

Mario Gomez legt den Augsburgern zwei Eier ins Nest, Thomas Müller sucht hingegen vergebens Räume für sein Spiel - Bastian Schweinsteiger freut sich an diesem Ostertag gar so über sein Comeback in der Startelf, dass er gleich zwei Ballkinder beim Einlaufen aufs Feld führt. Der FC Bayern beim 2:1 gegen Augsburg in der Einzelkritik.

Thomas Hummel, Fröttmaning

Doch weil ein Mann wie Robert Lewandowski selten zweimal daneben zielt und die Wolfsburger ihre berüchtigte Abseitsfalle nicht immer im Griff haben, stand es in der 23. Minute doch 0:1. Der polnische Angreifer vollendete eine starke Kombination über Shinji Kagawa und Perisic. Dass gleichzeitig der Ausgleich in München fiel, veranschaulichte noch einmal, dass sich Dortmund im Meisterschaftsrennen keinesfalls nervöser machen lässt, als es der FC Bayern selbst ist.

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Thomas Hummel, Fröttmaning

Unruhe gab es jedoch kurzzeitig auch beim Meister: Seit dem 4:4 gegen Stuttgart wissen die Dortmunder, wie wenig Führungen vor dem Schlusspfiff wert sind, die erste Wolfsburger Großchance nur ein paar Augenblicke nach dem 1:0 ließen sie dennoch fahrlässig zu. Torwart Roman Weidenfeller parierte sensationell, Patrick Helmes antwortete ähnlich extrem - im negativen Sinn. Aus zwei Metern legte er den Ball leicht bedrängt am leeren Tor vorbei. Wer sich so auf Torwart und gegnerische Stürmer verlassen kann, darf sich gerne etwas unbekümmerter nach vorne begeben.

Und das taten die Dortmunder. Gerne überlisteten sie mit langen diagonalen Bällen auf die Außen die aufgerückte Viererkette der Gäste, immer wieder sprinteten Gündogan oder die Außenverteidiger in den weiten Raum zwischen Verteidigern und Benaglio. Die Maßgabe war klar, die Umsetzung in der finalen Phase vor dem Tor noch zu fehlerhaft.

So blieb es bis in die zweite Hälfte hinein. Erst dann hatte die Dortmunder Offensive mehr Nutzen als den, die Wolfsburger vom eigenen Tor fernzuhalten. Gündogan setzte sich im Strafraum stark gegen drei Verteidiger durch und schlenzte den Ball, wie im Kloppschen Trainerheft abgebildet, vorbildlich ins lange Eck. Wiederum lag der Trainer mit der Gündogan-Nominierung richtig, der Sahin-Nachfolger machte ein starkes Spiel und wächst so langsam in die Lücke hinein, die man in Dortmund für den U21-Nationalspieler lange bereitgehalten hatte.

Ein weiterer gefühlter Zugang wird nun in Mario Götze erwartet. Seit ein paar Tagen trainiert er nach langer Verletzung wieder mit der Mannschaft, ein Einsatz gegen München ist theoretisch möglich. Dennoch sieht man in Dortmund nach nun 23 Siegen ohne Niederlage wenig Wolken am schwarzgelben Himmel. Selbst ein Gegentor bringt das Team nach der Erfahrung gegen Stuttgart nicht mehr aus dem Konzept.

Im Gegenteil: Nach Mandzukics überraschendem 2:1 erhöhte der BVB das Tempo wieder, allein die Chancenverwertung blieb wenig meisterlich. Jakub Blaszczykowski hatte zuvor nur die Latte (59.) getroffen, nun vermasselten Lewandowski und Kehl ebenso ungenau (66.) wie Kagawa (73.). Dieses Manko ist nicht neu, noch sind die Folgen überschaubar. Zumal Lewandowski in der Wolfsburger Drangphase doch noch das 3:1 gelang (90.).

"Nach dem 2:1 war es klar, dass es noch einmal spannend wird", sagte Klopp. Er habe das Gefühl, "dass wir verdient gewonnen haben". Der Vorsprung auf die Bayern bleibt bei drei Punkten. Mental konnte man die Führung jedoch wohl tatsächlich etwas ausbauen. Die schwierige Aufgabe Wolfsburg ist gelöst, die Bayern taten sich gegen Augsburg schwer. In die Rolle des kleinen Kontrahenten will sich der BVB schon lange nicht mehr fügen.

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