Bundesliga: Wolfsburg - Frankfurt:Ein Punkt hilft keinem weiter

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Der VfL Wolfsburg lässt die besten Gelegenheiten aus und muss sich mit einem 1:1 gegen Eintracht Frankfurt begnügen. Der Wolfsburger Diego muss nach einer Tätlichkeit Konsequenzen fürchten.

Boris Herrmann

Es bleibt einstweilen offen, wer in der Fußball-Bundesliga der beste Retter in der Not ist. Das mit Spannung erwartete Spiel zwischen den Trainern Felix Magath und Christoph Daum, das ursprünglich mal als ein Spiel zwischen dem VfL Wolfsburg und Eintracht Frankfurt angesetzt worden war, endete am Sonntag 1:1. Es hilft beiden nicht weiter.

Unentschieden: Das Duell der Trainer Felix Magath und Christoph Daum endete mit 1:1. (Foto: dpa)

Sowohl Magath als auch Daum hatten nach ihren Blitz-Engagements mit gewissem Erschrecken festgestellt, wie schlecht es um die körperliche und geistige Fitness ihrer neuen Mannschaften bestellt ist. Beide ordneten während der Länderspielpause umgehend eine zweite Saisonvorbereitung an.

Insofern ging es beim Duell zwischen dem 14. und dem 17. der Tabelle auch darum, welche Spieler mit ihrem Muskelkater besser zurechtkommen würden. Den Wolfsburgern waren Medizinbälle und Berganstiege offenbar besser bekommen als den Frankfurtern ihre Hanteln und Frühschichten. So bissig und grätschfreudig wie in der Anfangsphase des Spiels hat man den VfL jedenfalls lange nicht mehr erlebt. Selbst der häufig unter Kunst-Verdacht stehende Spielmacher Diego schlitterte beherzt über den Rasen - so als habe es für ihn nie etwas Schöneres gegeben als Abstiegskampf am Sonntagnachmittag.

Neben dem Brasilianer Diego zeigte vor allem dessen Landsmann Josué, dass ihm die Tempoverschärfung im Trainingsbetrieb gut getan hatte. Der Mann, der in der Magath-freien Zwischenphase einen schleichenden Machtverlust zu beklagen hatte, trat plötzlich wieder als uneingeschränkter Herrscher im defensiven Mittelfeld auf und leitete obendrein mehr gefährlich Angriffsaktionen ein als in der ganzen bisherigen Saison zusammen.

Zunächst versäumte es Diego, eine eingelupfte Josué-Vorlage zur Führung zu nutzen. Die besten Möglichkeiten der Wolfsburger in der ersten Halbzeit vergab aber Patrick Helmes. Beim ersten Mal zeichnete sich Eintrachts Mittelfeldspieler Alexander Meier auf der Linie aus (24.), beim zweiten Mal erledigte Keeper Ralf Fährmann seinen Job (41.), beim dritten Mal schoss Helmes daneben (53.).

Christoph Daum wiederum hatte mit seinen Frankfurtern unter der Woche so gut gearbeitet, dass seine Mittelfeldleute Pirmin Schwegler, Benjamin Köhler und Caio am Sonntag erst einmal ihre Wunden pflegen mussten anstatt zur Arbeit zu erscheinen. Sie fehlten, denn von so etwas wie einem Spielaufbau konnte auf Seiten der Gäste über lange Phasen nicht die Rede sein. Es passte dann allerdings gut zu diesem Abstiegsgipfel, dass das auch gar nicht nötig war. Ein lichter Moment von Halil Altintop genügte der Eintracht, um einen wichtigen Punkt im Kampf um den Klassenerhalt aus Wolfsburg mitzunehmen.

Von seiner Position im linken Mittelfeld schlängelte sich Altintop nach einer Stunde durch die gesamte Wolfsburger Hintermannschaft, und weil VfL-Torhüter Diego Benaglio seinen Schuss nur abklatschte, hatte der im Abseits postierte Alexander Meier keine Mühe, den Ball zum 1:0 ins Netz zu befördern. Es war Frankfurts einzige Torchance in der zweiten Halbzeit.

Die Wolfsburger dagegen vergaben weiterhin fröhlich die besten Gelegenheiten. Ob Innenverteidiger Arne Friedrich oder die eingewechselten Mario Mandzukic und Koo Ja-Cheol - jeder durfte mal, aber keiner zielte präzise genug. Spätestens in der 70. Minuten schien es dann auch um die letzte Wolfsburger Fröhlichkeit geschehen zu sein. Da zeigte Schiedsrichter Thorsten Kienhöfer dem engagierte Abstiegskämpfer Friedrich die gelb-rote Karte.

Friedrich konnte noch so laut rufen, "was habe ich gemacht?" - er musste vom Feld. Wer das ungerecht fand, darf nicht unterschlagen, dass Kienhöfer wenig später eine klare Tätigkeit von Diego übersah. Am Ende hatte er lediglich den falschen Bösewicht in die Kabine geschickt.

In Unterzahl gaben dann die Wolfsburger ihre konstruktiven Angriffsbemühungen auf. Sie verlegten sich auf das, was sie schon die ganze Saison über zur Genüge geübt hatten: Weite Bälle, verbunden mit der Hoffnung auf ein Missgeschick des Gegners. Und siehe da, es funktionierte.

Fünf Minuten vor dem Ende schlug Diego noch einmal verzweifelt eine 30-Meter-Flanke in den Strafraum, die Mandzukic - ebenfalls aus abseitsverdächtiger Position - zum verdienten, aber glücklichen Ausgleich für Wolfsburg einköpfelte.

© SZ vom 04.04.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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