Bundesliga:Kämpfertyp Kovac soll Frankfurt aufrütteln

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Niko (l.) und Robert Kovac sind das erste Trainer-Brüderpaar der Bundesliga. (Foto: dpa)
  • Nur zwei Tage nach der Entlassung von Armin Veh präsentierte Eintracht Frankfurt Niko Kovac als dessen Nachfolger.
  • Der Ex-Bayern-Profi bezeichnet sich selbst als Arbeiter, der vor allem auf Professionalität, Disziplin und Leidenschaft setzt.

Von Tobias Schächter, Frankfurt

Als die Frankfurter Eintracht im Januar im Wintertrainingslager in Abu Dhabi war, bekam Bruno Hübner einen Anruf: Niko Kovac war am Apparat und fragte den Sportdirektor, ob man sich treffen könne. Am Rande des Frankfurter Testspiels gegen Borussia Dortmund gab es dann das Wiedersehen, denn Kovac hospitierte gerade bei BVB-Trainer Thomas Tuchel. Der lernwillige Kovac tat dies in den vergangenen Jahren immer wieder bei Bundesligisten, auch beim FC Bayern, für den er einst gespielt hatte.

Schon im vergangenen Sommer war er Trainer-Kandidat in Frankfurt, damals war er aber noch Nationalcoach in Kroatien. Eintracht-Manager Hübner und Kovac kennen sich schon eine Weile - und nur zwei Monate nach dem Treffen in den Emiraten saß Kovac am Dienstag auf einem Podium in der Frankfurter Arena. Als Hoffnungsträger der Eintracht.

Frankfurt hat seit sieben Spielen nicht mehr gewonnen

Nur zwei Tage nach der Entlassung von Armin Veh präsentierten Vorstandsboss Heribert Bruchhagen und Hübner den in Berlin-Wedding geborenen Kroaten als neuen Trainer. Kovac soll den Drittletzten der Tabelle in den restlichen neun Spielen vor dem Abstieg bewahren. Es ist dessen erste Trainerstation in der Bundesliga. Eine schwere Mission, denn Frankfurt hat seit sieben Spielen nicht mehr gewonnen. Bis Ende 2017 läuft der Vertrag des 44 Jahre alten Kovac - allerdings nur für die erste Liga. Kovac sagt dazu: "Ich kann doch niemanden erreichen, wenn ich mir ein Hintertürchen offen halte."

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(Foto: Alexander Scheuber/Bongarts/Getty Images)

"Was ist schon leicht im Leben?": Niko Kovac weiß, dass er als Trainer von Eintracht Frankfurt vor einer kniffligen Aufgabe steht.

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(Foto: Edgar Schoepal/AP)

Der Kroate kennt die Bundesliga vor allem als Spieler gut: Sein Liga-Debüt gibt er 1996 bei Bayer Leverkusen, wo er schnell zum Stammspieler wird.

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(Foto: Peter Mueller/Reuters)

Eine Verletzung wirft ihn zurück, 1999 läuft sein Vertrag in Leverkusen aus. Kovac (Mitte) wechselt ablösefrei zum Hamburger SV.

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(Foto: Fabian Bimmer/AP)

Auch in Hamburg hält es ihn nicht lang: Gleichzeitig mit seinem Bruder Robert (l.) wechselt Niko Kovac 2001 zum FC Bayern München.

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(Foto: Frank Augstein/Reuters)

Mit Bayern München wird Niko Kovac (r.) Deutscher Meister und Pokalsieger. 2003 verlässt er den Verein, als er kein Stammspieler mehr ist.

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(Foto: AP)

Niko Kovac beendet seine Karriere 2009 beim österreichischen Erstligisten RB Salzburg - wo er wenig später Trainer der zweiten Mannschaft wird.

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(Foto: Michael Steele/Getty Images)

Seine erste Station als Cheftrainer ist die kroatische Nationalmannschaft, mit der er sich mühsam für die Weltmeisterschaft in Brasilien 2014 qualifiziert.

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(Foto: Srdjan Suki/dpa)

Bereits im Nationalteam assistiert ihm sein jüngerer Bruder Robert (l.) als Co-Trainer. Gemeinsam treten die beiden nun in Frankfurt an.

Bruchhagen und Hübner sind überzeugt, mit Kovac, der seinen Bruder Robert als Co-Trainer mitbringt, den Klassenerhalt zu schaffen. Niko und der zwei Jahre jüngere Robert erarbeiteten sich als Spieler in der Bundesliga unter anderem beim Hamburger SV, in Leverkusen und beim FC Bayern den Ruf, unnachgiebige Kämpfertypen zu sein: Robert als kompromissloser Innenverteidiger, Niko als defensiver Mittelfeldspieler, der aber immer auch torgefährlich nach vorne Akzente setzte. Als Trainer, sagt Niko Kovac, habe er sich nicht verändert: "Ich bin ein Arbeiter, der von allen absolute Professionalität, Disziplin und Leidenschaft verlangt."

Die beiden Kovacs sind das erste Trainer-Brüderpaar der Bundesliga

Nach seiner Spielerlaufbahn begann Niko seine Trainer-Vita 2009 bei der zweiten Mannschaft von Red Bull Salzburg, danach war er Co-Trainer der Profimannschaft, bevor er mit seinem Bruder erst die U 21 Kroatiens und schließlich die A-Nationalmannschaft trainierte. Die beiden Kovacs waren das erste Brüderpaar, das eine Nationalelf betreute - nun sind sie das erste Trainer-Brüderpaar der Bundesliga.

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In schwieriger Situation schafften sie mit Kroatien noch die Qualifikation für die WM 2014 in Brasilien, wo das Team nach der Vorrunde ausschied. Im September 2015 aber wurden die Brüder vom Verband entlassen, nach einem 0:0 in Aserbaidschan und einem 0:2 in Norwegen. Der mächtigste Mann im kroatischen Fußball, Zdravko Mamic, senkte den Daumen.

Ohne ihn wird man in Kroatien nicht Nationaltrainer und bleibt es auch nicht. Mamic, jüngst als Präsident von Dinamo Zagreb zurückgetreten, steht unter Anklage wegen Bereicherung und Steuerhinterziehung bei Dinamo in Millionenhöhe. Über den Nationaltrainer Niko Kovac hieß es, er sei ein Disziplin-Fanatiker, was nicht bei allen Topspielern gut angekommen sein soll.

Er sei sehr impulsiv und habe die deutsche und die kroatische Mentalität in sich vereint, sagt Kovac. Er war bei den Bayern ein Liebling von Meistercoach Ottmar Hitzfeld. In Frankfurt findet das Brüderpaar ein verunsichertes Team vor. Er werde nicht mit dem Dampfhammer vorgehen, betont Niko Kovac, aber Disziplin und Respekt fordere er ein. Schon beim Training gelte es eine "gesunde Arbeitseinstellung" an den Tag zu legen.

Er will den Druck auf die Stammspieler erhöhen

"Organisation" ist das Wort, das er bei seiner 40 Minuten langen Vorstellung am häufigsten benutzt hat. Vor allem die Abstände zwischen Defensive und Offensive müssten geschlossen werden, forderte er. Unter Veh kamen zuletzt immer dieselben zwölf, 13 Spieler zum Einsatz, ohne das ein Fortschritt erkennbar gewesen wäre.

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Kovac fordert nun erhöhten Druck auf die Stammspieler: "Jeder spielt um seine Existenz, das muss Kräfte freisetzen." Dass bei seiner Premiere - diesen Samstag auswärts in Mönchengladbach - womöglich die Leistungsträger Alex Meier, Marc Stendera, Carlos Zambrano und vielleicht auch Torwart Lukas Hradecky auszufallen drohen, bedauert Kovac zwar, aber er betont: "Ohne die muss es auch gehen."

Die Kovac-Brüder standen als Spieler dafür, mehr geschafft zu haben, als man ihnen zugetraut hätte. Bei der aktuellen Mannschaft verhält es sich umgekehrt. Niko Kovac strahlt Selbstbewusstsein aus, er kenne die Liga und habe die Eintracht von seinem Wohnort Salzburg aus verfolgt, erzählt er. Und auch über den Kader der Eintracht sei er im Bild. Wenn das so ist, weiß er auch um die Schwere der Aufgabe. Er aber sagt: "Was ist schon leicht im Leben?"

© SZ vom 09.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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