Bundesliga: FC Bayern:Zwei Könige im Sturm

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Die Offensiv-Planungen des FC Bayern werden konkret: Mario Gomez ist im Zentrum gesetzt, Zweitliga-Kollege Nils Petersen kommt aus Cottbus und unterschreibt bis 2014. Die Zukunft von Miroslav Klose bleibt indes ungewiss.

Andreas Burkert

Im Grunde ist Mario Gomez schon weg gewesen, er hatte eine Offerte aus Liverpool - und er war fest entschlossen, sie anzunehmen. Denn Louis van Gaal, der damals noch der Erfolgstrainer des FC Bayern gewesen ist, hatte ihm vor der Saison deutlich zu verstehen gegeben, "dass ich Stürmer Nummer vier bin". Hinter Miroslav Klose, hinter Ivica Olic und hinter Thomas Müller. Ein Ausleihgeschäft für zunächst ein Jahr wäre das geworden, aber der Deal scheiterte an Uli Hoeneß.

Treffsicher: Mario Gomez könnte am Samstag Torschützenkönig werden. (Foto: dpa)

Der Präsident, mit dem inzwischen entlassenen Trainer schon damals überkreuz, legte sein Veto ein. Der Abschied des ein Jahr zuvor für 35 Millionen Euro vom VfB Stuttgart erworbenen Nationalstürmers wäre für Hoeneß eine Niederlage zu viel gewesen im unerbittlichen Meinungskampf mit dem niederländischen Trainer. Heute sagt Gomez, dass er Hoeneß "natürlich sehr dankbar" sei.

Der FC Bayern ist bisher einer der Verlierer der Saison, das liegt an seinen hohen Ansprüchen. Vielleicht werden die Münchner am Samstag doch noch Zweiter, aber den einzigen Titel holt ihnen Gomez. 27 Tore hat er bisher erzielt, er wird Torschützenkönig werden, und das, obwohl ihn van Gaal nach dem miserablen Saisonstart erst ab dem siebten Spieltag in seine Startelf setzte.

38 Pflichtspieltreffer hat der 25-Jährige erzielt, "aber ebenso wichtig ist, wie er sich jetzt am Spiel beteiligt und auch defensiv mitarbeitet", sagt Kapitän Philipp Lahm. Gomez hebt ebenfalls "diesen Fortschritt" heraus, aber er hat auch eine Erklärung, weshalb er Zeit brauchte. "Ich bin zehn Jahre Profi, und sechs Jahre davon habe ich in einer Mannschaft gespielt, wo es nur auf Konter ging."

Er meint den VfB und fährt fort: "Wenn du hier 70 Prozent Ballbesitz hast, muss man sich erst mal daran gewöhnen, ich will mich nicht mit Ibrahimovic vergleichen, aber der hatte bei Barça auch solche Probleme."

Er sei jetzt "ein kompletterer Spieler", sagt Gomez, ob 4-4-2 gespielt werde oder 4-3-3, das ist ihm jetzt egal.

Seine Geschichte, die von Beharrlichkeit und Lernvermögen zeugt, kann Mario Gomez demnächst Nils Petersen erzählen; der Zweitliga-Torschützenkönig des FC Energie Cottbus gilt ja bislang ebenfalls als allzu fixiert auf ein System mit zwei Stürmern - die Bayern haben ihn jetzt trotzdem gekauft: Wie die Münchner am Donnerstag auf Anfrage bestätigten, haben sie "mit dem Spieler eine Einigung erzielt".

Nach SZ-Informationen wird der 22-Jährige nach der sportärztlichen Untersuchung in der nächsten Woche einen Dreijahres-Vertrag unterzeichnen. Petersen, der nach einem Gespräch mit Sportdirektor Christian Nerlinger endgültig zusagte, besitzt in seinem Vertrag mit dem FCEnergie eine Ausstiegsklausel, die ihm den Wechsel für 2,5 Millionen Euro Ablöse ermöglicht. Bei dieser Summe kann der FC Bayern aus seiner Sicht wohl wirklich nichts falsch machen.

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Nils Petersen dagegen schon, er wolle ja auch künftig Spielzeit haben, hatte er zuletzt betont und sich Bedenkzeit erbeten. In 32 Spielen für Cottbus, wo er vor zwei Jahren als Profi debütierte, erzielte er bislang 24 Tore; der als sehr umgänglich beschriebene 1,88-Meter-Athlet verfügt über einen guten Schuss, ist kopfballstark und findet im Strafraum rasch den Abschluss.

(Noch) ungewisse Zukunft: Manuel Neuer könnte nach München wechseln - Miroslav Klose den FC Bayern dagegen verlassen. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Auf welcher Position sich Petersen demnächst einreiht in der Stürmer-Hierarchie unter dem künftigen Bayern- Trainer Jupp Heynckes (der Kroate Ivica Olic hat nach halbjähriger Knieverletzung erst wieder mit dem Lauftraining begonnen), hängt auch von Miroslav Klose ab.

Der Vertrag des bald 33-jährigen Nationalstürmers läuft aus, und Klose würde zwar gerne bleiben - aber nur für weitere zwei Jahre. Der FCBayern wird ihm jedoch nichts anderes als den bereits vorgelegten Einjahres-Vertrag offerieren.

Ob ein anderer Bundesligaklub Kloses Gehalt zahlen will, ist ebenso offen wie die Frage, ob er im Nationalteam als Nummer zwei oder drei im Bayern-Sturm auch im EM-Jahr seine Position vor Gomez verteidigen kann. Im DFB-Leibchen fremdelt Gomez zwar weiterhin, sein Stolperer vor Austrias Tor bei der EM 2008 in Wien ist noch eine Hypothek. Aber praktischerweise steht bald wieder ein Spiel in Wien an, in der EM-Qualifikation am 3. Juni.

Mario Gomez würde wohl sehr gern in Wien spielen und ein, zwei Törchen erzielen, er hätte dann sämtliche Flüche, Vorbehalte und Ängste besiegt. Er klingt bereits sehr angriffslustig und sagt: "Mir ist nicht angst und bange davor, wieder in Wien aufzulaufen."

© SZ vom 13.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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