Bundesliga:Der FC Bayern gönnt sich einen Powernap

Lesezeit: 3 min

Einer der fünf Torschützen des FC Bayern: Mittelfeldspieler Arturo Vidal. (Foto: AFP)
  • Der FC Bayern München gewinnt 5:2 (2:2) gegen die TSG Hoffenheim.
  • Doch die Münchner liegen zunächst mit zwei Toren zürck.
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Von Tim Brack

Dass der FC Bayern nicht ganz bei der Sache war, zeigte sich schon vor dem Anpfiff. Arjen Robben trug in Abwesenheit von Thomas Müller die Kapitänsbinde, doch der Niederländer vergaß das Stoffstück, das um seinen Arm geheftet war, und erschien nicht zur Seitenwahl. Schiedsrichter Manuel Gräfe und Hoffenheims Kapitän Kevin Vogt mussten also kurz warten, bis Robben seiner Verantwortung nachkam.

Auch Gräfes Pfiff zu Spielbeginn weckte die Münchner nicht auf, trotzdem zeigte die Mannschaft von Jupp Heynckes an diesem Nachmittag, dass sie nicht 90 Minuten wachsam sein muss, um einen Gegner wie Hoffenheim 5:2 (2:2) zu schlagen. "Es war ein großartiges Spiel für die Zuschauer", sagte Bayern-Trainer Jupp Heynckes, räumte aber ein: "Wir sind nicht so reingekommen, wie wir es gewohnt sind. Der Gegner hat es aber auch sehr gut gemacht. Wir hatten im Mittelfeld in der ersten Halbzeit nicht den richtigen Zugriff und haben die zweiten Bälle nicht bekommen."

Nach nur zwei Minuten entwischte Serge Gnabry, der seine Sprints in der nächsten Saison für den FC Bayern macht, seinen künftigen Verteidiger-Kollegen. Joshua Kimmich jagte hinterher, stieß den Hoffenheim-Angreifer in den Rücken. Elfmeter. Der Gefoulte trat selbst an, doch Sven Ulreich parierte den flachen Schuss ins linke Eck. Allerdings waren Gnabrys Mitspieler wieder wacher als die Bayern-Verteidiger, Mark Uth drückte den Ball aus kurzer Distanz nach drei Minuten über die Linie.

Die Hoffenheimer hatten offenbar vor Spielbeginn noch kurz bei einem Münchner Barista Halt gemacht. Sie wirkten aufgedreht. Das Pressing, das TSG-Trainer Julian Nagelsmann seinen Spielern verordnet hatte, überforderte das neu formierte Bayern-Mittelfeld. Der ehemalige Hoffenheimer Sebastian Rudy machte seinen ersten Startelfeinsatz seit Mitte Dezember, und Corentin Tolisso war zuletzt Ende November von Anfang an dabei. Beide konnten Javi Martínez und James Rodriguez zunächst nicht gleichwertig ersetzen.

Ihre Ballgewinne nutzten die Hoffenheimer sofort mit Zuspielen in die Spitze. Ein Klärungsversuch von Jérôme Boateng landete in den Füßen von Gnabry, der aus 24 Metern das vollendete, was ihm aus elf Metern nicht gelungen war. Sein strammer Schuss ins linke Eck erwischte Ulreich auf dem falschen Fuß. Das 2:0 nach zwölf Minuten.

Bayern wacht rechtzeitig auf

Ein idealer Powernap dauert um die 20 Minuten, so die Wissenschaft. Dass die Spieler von Jupp Heynckes diese Vorgabe einhielten, lag an Kingsley Coman, der für Franck Ribéry in der Startelf stand. Der Franzose weckte seine Mitspieler rechtszeitig auf, schlug auf der linken Seite so viele Haken, dass Pavel Kaderabek orientierungslos wirkte wie die SPD. Comans anschließende Flanke landete bei Corentin Tolisso, der auf Kimmich ablegte. Der Rechtsverteidiger war bemüht, sein Elfmeter-Foul wieder gutzumachen, und zog ab. Sein Schuss wurde aber letztendlich von Robert Lewandowski durch die Beine von TSG-Torhüter Oliver Baumann gespitzelt (21. Minute).

Der Angreifer hat mittlerweile in jedem der zehn Heimspiele getroffen und baute den Vereinsrekord weiter aus. Die klubübergreifende Bestmarke hält übrigens sein Trainer Jupp Heynckes, der in elf Bundesliga-Heimspielen in Folge getroffen hat.

Neben Kimmich waren zwei weitere Bayern-Akteure darum bemüht zu zeigen, dass sie mittlerweile aufgewacht waren. Boateng, der Gnabry den Ball vorgelegt hatte, und Robben, der sich seiner Verantwortung als Kapitän erinnerte, sorgten für den 2:2-Ausgleich in der 25. Minute. Robben schlug seine Ecke mit Zug zum Tor, TSG-Torhüter Oliver Baumann blieb auf der Linie, Boateng bedankte sich mit einem Kopfballtor.

Danach mussten beide Mannschaften durchschnaufen, das Spiel beruhigte sich, die Münchner schnappten sich den Ball und dominierten mit 65 Prozent Ballbesitz. Kurz vor der Pause versuchten es David Alaba (38.) und Arturo Vidal (41.) jeweils mit einem Schlenzer aus 20 Metern. Beide Male flog der Ball rechts am Tor von Baumann vorbei.

Besser machte es Coman in der zweiten Hälfte. Der 21-Jährige belohnte sich für seine starke Leistung mit dem 3:2. In der der 63. Minute steckte ihm Lewandowski den Pass auf der linken Seite durch. Im Strafraum verzögerter er kurz und schloss überlegt ins rechte Eck ab. Nur drei Minuten später übte sich Robben noch einmal im Eckenschlagen. Wieder war der Niederländer erfolgreich, fand Vidal, der den Ball mit dem Kopf über Baumann köpfelte. Hoffenheim-Stürmer Uth wehrte den Ball erst hinter der Linie ab. 4:2 nach 0:2 für den FC Bayern. Die Münchner hatten aber nicht genug. Die Einwechselspieler Thomas Müller, Rafinha und Sandro Wagner sorgten für das 5:2. Wagner drückte Rafinhas Flanke mit der Hüfte über die Linie.

Für Julian Nagelsmann, den jüngsten Bundesliga-Trainer, war es wieder eine neue Erfahrung. Erstmals verlor er gegen die Münchner, nach zuvor zwei Siegen und einem Unentschieden. "Wir haben das ganz ordentlich gemacht in der ersten Halbzeit, dann wurde der Druck der Bayern aber zu groß", sagte er. Für Jupp Heynckes, Nagelsmanns älteres Pendant, war es dagegen schon der 150. Sieg in der Liga als Bayern-Trainer.

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