Bayern-Verfolger siegen in der Bundesliga:Pizarro dreht das Spiel für Werder Bremen

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Zur Halbzeit noch 0:2 und ohne Chance, schießt der Stürmer danach gegen dezimierte Kölner drei Tore und führt Werder Bremen auf Platz drei. Auch Gladbach gewinnt nach einem Rückstand in Berlin, der SC Freiburg verwandelt in der Nachspielzeit einen Elfmeter zum Sieg in Nürnberg. Bayer Leverkusen vergibt eine Zwei-Tore-Führung gegen den HSV.

Bayer Leverkusen verschenkt beim 2:2 gegen den Hamburger SV drei Punkte. Borussia Mönchengladbach behauptete den Platz in der Spitzengruppe mit einem 2:1-Sieg bei Hertha BSC. Auch Werder Bremen bleibt dank des schwer erkämpften 3:2-Erfolges gegen den 1. FC Köln im oberen Tabellendrittel. 1:1 trennten sich 1899 Hoffenheim und der 1. FC Kaiserslautern. Mit dem 2:1 beim 1. FC Nürnberg gelang dem SC Freiburg der erste Auswärtssieg der Saison. Der FSV Mainz 05 hatte bereits am Freitag mit dem 3:1 gegen den VfB Stuttgart seine Negativserie beendet.

Der Ball, sein Freund: Claudio Pizarro sichert mit drei Treffern den Sieg für Werder Bremen. (Foto: Bongarts/Getty Images)

In Bremen hat Claudio Pizarro das Torjägerduell mit Lukas Podolski gewonnen und Werder Bremen mit drei Treffern eine Heimblamage erspart. Im Sturmlauf der Bremer rettete der 33-Jährige am Samstag beim 3:2 (0:2) gegen den 1. FC Köln den Sieg und drehte den Pausenvorsprung der Kölner durch Christian Clemens (3. Minute) und Podolski (45.). Der Kölner Nationalspieler erzielte damit sein neuntes Saisontor, während Pizarro sein Konto auf elf erhöhte.

Der Peruaner eröffnete die Aufholjagd (49.) und schaffte kurz darauf per Foulelfmeter (54.) den Ausgleich. Henrique Sereno hatte den eingewechselten Markus Rosenberg umgerissen und dafür die rote Karte gesehen. Gegen am Ende neun Kölner schlug Pizarro dann zum dritten Mal zu (86.).

"Momentan treffe ich alles, es ist unglaublich", sagte Pizarro, der in dieser Woche wegen einer Verletzung nur zwei Tage trainieren konnte.

Die Bremer knüpften an die schlechten ersten Halbzeiten der vergangenen Wochen an. Schon nach drei Minuten lagen die Bremer zurück - so wie zuletzt beim 3:1 in Mainz. Podolski, die einzige Kölner Spitze, brachte die Werder-Abwehr mit seiner Flanke so aus der Fassung, dass Clemens locker aus elf Metern vollenden konnte. Torhüter Tim Wiese machte sich zwar lang, konnte den platzierten Kopfball in die untere rechte Ecke aber nicht erreichen.

Die ohnehin schwunglosen Gastgeber, die ungewohnt schlampig kombinierten und sich gegen die massive Kölner Abwehr das Leben dadurch noch schwerer machten, fanden nicht ins Spiel. Nach 35 Minuten reagierte Werder-Trainer Thomas Schaaf und wechselte Marcus Rosenberg für den wieder glücklosen Mehmet Ekici ein. Philipp Bargfrede ersetzte Lukas Schmitz - mit drei Stürmern wollte Werder die Aufholjagd starten. Doch das verhinderte zunächst Podolski. Nachdem er zweimal (8./40.) an seinem Freund Wiese gescheitert war, ging er Sekunden vor der Pause bei einem Hochgeschwindigkeits-Konter auf und davon und überwand Wiese, weil sein Schuss vom grätschenden Sebastian Prödl abgefälscht wurde.

Begleitet von einem Pfeifkonzert gingen die Bremer in die Kabine - und kamen aggressiv und entschlossen zurück. Nur vier Minuten später schaffte Pizarro den Anschluss, als er im Gewühl des Strafraums den Überblick behielt. Vier Minuten später wurde es hektisch. Sereno riss Rosenberg im Fünfmeterraum um und kassierte für die "Notbremse" die rote Karte und Köln einen Foulelfmeter, den Pizarro locker verwertete.

Die Entscheidung löste bei den Gästen schlechte Laune aus: "Ein Mann konnte nicht in diesem intensiven Spiel mithalten. Es war nicht in Ordnung, was er gemacht hat", erklärte Trainer Stale Solbakken. Als der Kölner Jemal schließlich verletzt vom Platz humpelte, warfen sich neun Kölner den elf Bremern entgegen - am Ende erfolglos, weil Pizarro noch einmal zuschlug.

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Der Hamburger SV hat seinem ehemaligen Präsidenten Uwe Seeler immerhin noch ein kleines Geschenk gemacht. Am 75. Geburtstag des Ehrenspielführers der deutschen Fußball-Nationalmannschaft erreichte der Bundesliga-Dino nach einem 0:2-Rückstand und einer fürchterlichen ersten halben Stunde im vierten Spiel unter Thorsten Fink noch ein verdientes 2:2 (1:2) bei Bayer Leverkusen. Während der HSV unter seinem neuen Trainer und Hoffnungsträger Fink ungeschlagen blieb, erlitt der Vizemeister vier Tage nach dem 1:3 in der Champions League beim FC Valencia einen weiteren Rückschlag und hinkt seinen hohen Ansprüchen in der Meisterschaft weiterhin hinterher.

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Andre Schürrle (6.) und Nationalmannschafts-Kollege Lars Bender (20.) hatten Bayer vor 30.210 Zuschauern in der ausverkauften BayArena 2:0 in Führung geschossen, ehe Heiko Westermann (34.) mit dem Anschlusstreffer eine zunächst einseitige Begegnung wieder spannend machte. Marcell Jansen gelang in der 58. Minute der Ausgleich für die Gäste, die unter Fink allerdings noch keinen Bundesligasieg verbuchen konnte. Immerhin schaffte der HSV nach 109 Spielen wieder das Kunststück, einen 0:2-Rückstand in der Bundesliga wettzumachen.

"Wir haben hervorragend begonnen und die besten ersten 30 Minuten in dieser Saison gespielt", sagte Leverkusens Michael Ballack: "Aber man hat wieder gesehen, dass uns die Sicherheit fehlt." Hamburgs Torschütze Marcel Jansen erklärte: "Wir hätten selbst nicht damit gerechnet, dass wir nach so einer Anfangsphase noch so ein Spiel liefern. Da sieht man, was in uns steckt.

Eine weitere Reus-Show hat Borussia Mönchengladbachs Trainer Lucien Favre eine triumphale Rückkehr zu seinem ehemaligen Klub Hertha BSC beschert. Mit seinen Saisontoren Nummer sechs und sieben sorgte ein erneut überragender Marco Reus für den 2:1 (1:1)-Sieg von Borussia Mönchengladbach in Berlin. "Marco ist immer für eine Überraschung gut", kommentierte Kollege Martin Stranzl. "Wir sind momentan alle gut drauf", gab Reus die Komplimente zurück.

Vor dem Doppelpack des Jung-Nationalspielers (33./55. Minute), der auch die meisten Torschüsse und Torschuss-Vorlagen produzierte, hatte Adrian Ramos am Samstag die Gastgeber vor 60.556 Zuschauern im Olympiastadion in Führung gebracht (18.). Favres starke Borussen, die erstmals nach mehr als neun Jahren wieder bei Hertha siegten, rücken mit 23 Punkten auf Platz vier vor. Aufsteiger Hertha ist mit 16 Zählern weiter Tabellen-Zehnter.

Im September 2009 war Favre als Hertha-Coach beurlaubt worden. Obwohl sein Abgang damals auch mit einer Menge schmutziger Wäsche verbunden war, fühlte der Schweizer keinen Groll: "Jetzt bin ich Gladbach-Trainer. Es freut mich, hier zu spielen. Und ich bin sehr freundlich empfangen worden."

Zunächst nutzte Hertha gleich mehrere Unkonzentriertheiten in der Borussen-Abwehr. Raffael eroberte den Ball und steckte ihn geschickt auf Ramos durch. Und der Kolumbianer tunnelte Gladbachs jungen Keeper Marc-André ter Stegen zu seinem zweiten Saisontor. Beide Teams operierten kompakt, ließen kaum Torgelegenheiten zu, schalteten aber auch schnell um.

Wie schon vor einer Woche gegen Hannover, als Reus mit zwei Treffern die Partie entschieden hatte, war der 22-Jährige auch diesmal der entscheidende Spieler. Reus narrte nach schönem Zuspiel von Patrick Hermann Hertha-Verteidiger Maik Franz und schob ins lange Eck zum Ausgleich ein. Franz revanchierte sich kurz danach mit einer Grätsche, die den Ball, aber auch Reus' Knöchel traf.

Doch auch von Härte ließ sich Gladbachs Juwel nicht aufhalten. Scheiterte Juan Arango noch am super reagierenden Thomas Kraft, so war der Hertha-Torwart gegen den Nachschuss-Knaller von Reus machtlos. "Wir haben heute gegen eine sehr gute Gladbacher Mannschaft gespielt", sagte Hertha-Trainer Markus Babbel.

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Torjäger Papiss Demba Cissé hat dem SC Freiburg das erhoffte Lebenszeichen beschert und den 1. FC Nürnberg tief in die sportliche Krise geschossen. Der Torjäger machte per cool verwandeltem Foulelfmeter in der Nachspielzeit (90.+3. Minute) den 2:1 (1:1)-Sieg der Breisgauer bei den Franken perfekt. Durch den ersten Auswärtssieg der Saison konnte das Team von Trainer Marcus Sorg das Tabellenende erst einmal verlassen und darf im Liga-Keller wieder Hoffnung schöpfen.

"Wir haben drei wichtige Punkte geholt", sagte Sorg. "Es war ein großer Wille da, uns endlich einmal zu belohnen." Nürnbergs Mike Frantz hatte den "Club" in der niveauarmen Partie vor 38 026 Zuschauern in Front gebracht (32.), Jan Rosenthal sorgte kurz danach (34.) für den Ausgleich. Während Freiburg nun wieder etwas beruhigter nach vorne schauen kann, wird die Lage für Nürnberg nach dem siebten Spiel in Serie ohne Sieg allmählich ungemütlich.

"Das war aus unserer Sicht kein guter Nachmittag", klagte "Club"-Coach Dieter Hecking. "Wir machen zur Zeit viel zu viele leichte Fehler." Hecking konnte wieder auf lang vermisste Leistungsträger wie Raphael Schäfer und Javier Pinola zurückgreifen.

Zur Pause beim Stand von 1:1 musste Torwart Schäfer aber vorsorglich raus. Trotzdem agierte Nürnberg nach dem Wechsel nun mit mehr Mumm und drängte auf den Führungstreffer. Wiederholt brannte es lichterloh vor dem Tor der Gäste, doch mehr als ein Abseitstor des agilen Alexander Esswein sprang nicht heraus. Auf der anderen Seite verpasste Cissé per Kopf die Führung für die Breisgauer (76.). In der Nachspielzeit verpatzte dann Nürnbergs Verteidiger Timm Klose eine Kopfball-Rückgabe, Rosenthal spitzelte den Ball an Torwart Alexander Stephan vorbei und fiel über dessen Bein. Den anschließenden Elfmeter schoss Cissé ins Tor, danach pfiff der Schiedsrichter direkt ab.

Der Schweizer Timm Klose war ob seines Fehlers erschüttert: "Wenn so viele Zuschauer hier sind und wir peitschen uns gegenseitig an, und dann machst du so einen Fehler und verlierst das Spiel - das ist unverzeihlich, das ist eine Katastrophe."

Auf seinen Torjäger Vedad Ibisevic kann sich 1899 Hoffenheim weiter verlassen. Doch der vierte Saisontreffer des Bosniers in der 33. Minute reichte den Kraichgauern gegen den starken 1. FC Kaiserslautern nicht zu drei Punkten. Dorge Kouemaha (73.) rettete dem FCK einen verdienten Auswärtspunkt.

"Es ist schwer, Worte zu finden. Wir waren in allen Belangen unterlegen. Das ist schwere Kost für mich", sagte Hoffenheims Trainer Holger Stanislawski. FCK-Coach Marco Kurz erklärte: "Wir haben ein Bombenspiel abgeliefert. Ich muss der Mannschaft ein großes Kompliment machen. Wir arbeiten daran, solche Spiele zukünftig dann auch zu gewinnen."

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