Als Philippe Coutinho das erste Tor der Seleção bei der WM in Russland erzielte, riss Guilherme Boulos, 36, zu Hause vor dem Bildschirm die Arme in die Luft. Er trug dabei das gelbe Hemd mit den grünen Halsbündchen. Ein Brasilianer jubelt im Brasilientrikot - was klingt wie eine Selbstverständlichkeit, hielten einige für so erstaunlich, dass es am nächsten Tag in der Zeitung stand. Boulos, das muss man vielleicht dazu sagen, ist nicht irgendein Brasilianer. Im Oktober will er für die Linkspartei PSOL bei den Präsidentschaftswahlen antreten. Wenn sich einer wie er öffentlich in Kanarienvogelgelb präsentiert, dann hat das inzwischen Nachrichtenwert. Denn Gelb gilt als die Farbe der Rechten.
Brasilien bei der WM:Die Farbe der Zwietracht
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Die Brasilianer liebten bisher das "kleine Gelbe", das Trikot der Nationalelf. Doch das Wahrzeichen einer Fußballnation ist zum umkämpften Politikum geworden - und sein Erfinder distanziert sich davon.
Von Boris Herrmann, Rio de Janeiro
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