Borussia Dortmund:"Nach Siegen bin ich anfällig für Schweinereien aller Art"

1860 Muenchen v Borussia Dortmund  - Friendly Match

Thomas Tuchel: Isst auch mal Fast Food - "aber es muss dunkel sein"

(Foto: Bongarts/Getty Images)

..., sagt Thomas Tuchel und meint damit Champagner und Chips. Zu manchen Themen sagt der BVB-Trainer gerade recht viel, zur Kapitänsbinde schweigt er und sorgt für Irritationen.

Von Claudio Catuogno

Man muss schon sagen: Thomas Tuchel hat über sehr verschiedene Dinge gesprochen im Trainingslager in Marbella. Eine kleine Auswahl: Champagner, Thomas Gottschalk, Fast Food, das Privatleben von André Schürrle (in Andeutungen) sowie Schweinereien aller Art. "Thomas Tuchel und seine Beichte über Alkohol und Fast Food", titelte prompt das Fachportal Sport1 am Donnerstag. Aber ehe jetzt jemand dunkle Enthüllungen erwartet, hier die Kurzversion eines Interviews, das der Cheftrainer von Borussia Dortmund in Spanien dem WDR gegeben hat. Bier und Wein trinkt Tuchel demnach gar nicht - "nach Siegen aber ein Glas Champagner. Das muss sein, mittlerweile als Ritual".

Fast Food wiederum nimmt Tuchel nur sehr selten zu sich, "und es muss dunkel sein, sonst kriege ich Fast Food nicht runter". Und auch der sehr schöne Satz "Nach Siegen bin ich anfällig für Schweinereien aller Art" entpuppte sich auf den zweiten Blick als lediglich minimale Erschütterung des Bilds vom Asketen und Low-Carb-Essers, denn Tuchels Schweinereien nach Siegen sind: "Schokolade, Erdnüsse, Chips." Huiuiui!

So viel also zu der Beichte. Und damit zu Thomas Gottschalk.

Den alternden Showmaster brachte Thomas Tuchel ins Spiel, als er auf die ewigen Vergleiche mit seinem Vorgänger Jürgen Klopp angesprochen wurde. Hier Klopp, der Emotionsmensch, der Liebling der Kurve, da Tuchel, der verkopfte, immer etwas sperrige Denker, der sich schwer tut mit den Fans - das Thema begleitet den inzwischen 43-Jährigen schon seit seinen Jahren in Mainz, wo zuvor Klopp ebenfalls als Volkstribun gewirkt hatte.

Und es scheint ihn auch zu beschäftigen: "Es gibt wohl wenig unfairere Sachen, als mit Jürgen Klopp verglichen zu werden", sagte Tuchel nun, "ich kenne wenig Menschen, die so eine Wirkung auf andere haben wie Jürgen. Da kann er ja auch gar nichts dafür. Das ist wohl so, als ob man versuchen würde, Wetten, dass ..? nach Thomas Gottschalk zu moderieren. Das kannst du machen, wie du willst - am Ende sagt jeder: ,Bei Gottschalk war es aber besser.'" Die Unterstützung des bekanntlich sehr leidenschaftlichen BVB-Anhangs hätten ihn schon oft zu Tränen gerührt, versicherte Tuchel.

Es menschelt also gerade beim BVB, wobei vielleicht nicht jedes Detail wirklich in die Öffentlichkeit gehört. Dem Sender Sky sagte Tuchel, André Schürrle habe sich zuletzt auch aus privaten Gründen ein bisschen heimatlos gefühlt (er wohnte wohl eine Weile im Hotel), wobei Tuchel einschob, er wisse ja gar nicht, ob er das eigentlich erzählen dürfe. Gute Frage. Muss Schürrle beantworten. Und dann gibt es auch einige beim BVB, die es nicht so glücklich finden, dass Tuchel es sich gerade betont offen hält, ob sein Hinrunden-Kapitän Marcel Schmelzer auch sein Rückrunden-Kapitän sein wird. Oder ob vielleicht Marco Reus das Amt übernehmen wird. Unter anderem findet Marcel Schmelzer die Debatte ungeschickt: "Ich kann das nicht verstehen, es bringt Unruhe." Irgendwann wird Tuchel bestimmt auch dazu was sagen. Am Donnerstag fehlten ihm aber die Worte, denn das Testspiel gegen Standard Lüttich bescherte ihm neben einem 3:0-Sieg weitere Malade: Zunächst hatte sich zuvor Ousmane Dembélé verletzt abgemeldet. Der 19-Jährige muss wegen einer Sehnenzerrung im Hüftbeugemuskel vorerst pausieren. Zudem kam Marco Reus mal wieder wegen muskulärer Probleme nicht zum Einsatz. Und während der Partie brach bei Sokratis nach ersten Diagnosen wieder eine alte Verletzung am Sprunggelenk auf. "Man wird ständig zurückgeworfen, mit jedem Training", klagte Tuchel mit resigniertem Unterton. Ganz schön was los jedenfalls beim BVB, der sein erstes Pflichtspiel des neuen Jahres am Samstag, 21. Januar, bei Werder Bremen bestreitet.

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