Borussia Dortmund nach Sieg im DFB-Pokal:Auf ein schweres Jahr 2013!

"Das war fantastischer Fußball": Nach dem 5:1 gegen Hannover 96 schwelgt Borussia Dortmund kurz in der Erinnerung an ein schönes Fußballjahr 2012. Es folgt das Pokal-Viertelfinal-Los mit dem Gastspiel beim FC Bayern, auch der Champions-League-Gegner ist sehr unangenehm. Dem Double-Gewinner droht im kommenden Jahr ein unschönes Szenario.

Von Hendrik Buchheister, Dortmund

Die Spieler von Borussia Dortmund hatten das Stadion schon verlassen, als der Abend seinen letzten Aufreger erlebte. Eilig waren sie nach dem 5:1-Erfolg gegen Hannover 96 im Achtelfinale des DFB-Pokals zur internen Weihnachtsfeier aufgebrochen. Nur Trainer Jürgen Klopp, Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und ein paar Bedienstete des Vereins hielten sich noch auf dem Gang vor den Umkleideräumen auf, als auf einem Fernsehschirm unter der Decke zu sehen war, wie der ehemalige Schalker Olaf Thon dem BVB in seiner neuen Beschäftigung als Losfee zielsicher den FC Bayern als Gegner im Viertelfinale bescherte. Und das auch noch auswärts, in der Arena in München-Fröttmaning.

Auf der Pressekonferenz nach dem Spiel gegen Hannover hatte Klopp noch geklungen, als würde er weder Tod noch Teufel und erst recht nicht den FC Bayern fürchten. Seine Mannschaft habe sich "in einen Rausch gespielt" bei diesem 5:1, erklärte Klopp: "Das war fantastischer Fußball." Doch als um 23:12 Uhr der Viertelfinal-Gegner des BVB feststand, klang der Trainer deutlich gedämpfter: "Es ist wie es ist", sagte Klopp über das Treffen mit den Bayern, das Ende Februar ausgetragen wird. Geschäftsführer Watzke ergänzte tapfer: "Wenn man den Pokal gewinnen will, muss man irgendwann gegen Bayern spielen. Und das machen wir jetzt."

Die Dortmunder waren zwar fest entschlossen, sich nicht die Feierlaune zum Jahresabschluss verderben zu lassen durch die Gewissheit, im Viertelfinale des DFB-Pokals auf den schwerstmöglichen Gegner zu treffen und nicht auf Offenbach oder Wolfsburg, Mainz oder Bochum. Doch wirklich freuen konnten sie sich auch nicht über dieses Los. Denn dem Double-Gewinner könnte nach der Meisterschaft auch der Pokal frühzeitig an den FC Bayern verloren gehen.

Auch am Donnerstag ging es weiter mit dem zweifelhaften Verhältnis zu den Losfeen des Fußballs. Diesmal zog Steve McManaman die Kugel mit dem Dortmunder Zettel in einem blöden Moment. Nämlich gerade, als bei der Auslosung zum Champions-League-Achtelfinale der Gegner des ukrainischen Meisters Schachtjor Donezk gesucht wurde.

Ende Februar müssen die Dortmunder also in den kalten Osten der Ukraine reisen zu einer Mannschaft, die sich in der Gruppe gegen Titelverteidiger FC Chelsea durchgesetzt hat. Es war das wohl unbequemste Los, das den BVB erwischen konnte.

"Die Mannschaft hat Unfassbares geleistet"

Es droht ein unschönes Szenario für den BVB. Der Klub wäre ja gerne auf Augenhöhe mit dem Rekordmeister aus München, voller Stolz verwiesen die Verantwortlichen am Mittwochabend auf die Erfolge des Kalenderjahres 2012: Nur drei Pflichtspiel-Niederlagen, 77 Punkte in der Bundesliga, alle Pokalspiele gewonnen, Gruppen-Erster in der Champions League - das ist die Bilanz, die Watzke am Mittwochabend präsentierte: "Die Mannschaft hat Unfassbares geleistet", findet Geschäftsführer Watzke.

Insofern bildete das Spiel gegen Hannover einen passenden Jahresabschluss: Nach 40 Minuten stand es schon 3:0 für den BVB durch zwei Tore des wieder einmal herausragenden Mario Götze und einem Treffer von Jakub Blaszczykowski. Mame Dioufs 1:3 brachte Klopps Männer nicht aus dem Takt. Sie kamen in der Schlussphase zu zwei weiteren Toren durch Götze und Robert Lewandowski, und am Ende wussten die Zuschauer im ehemaligen Westfalenstadion nicht, welches Lied sie zuerst anstimmen sollten: Eher "Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin"? Oder doch lieber "Oh, wie ist das schön"?

Dabei hatte Trainer Klopp befürchtet, dass seinen Spielern auf den letzten Metern des Jahres die Kraft ausgehen würde: "Ich habe vorher gesagt: Wenn nur ich ins Finale will, reicht das nicht", berichtete er, "die Mannschaft muss zeigen, dass sie das auch will. Und das hat sie gemacht."

Der Trainer hofft, dass diesem 5:1 gegen Hannover auch eine Signalwirkung innewohnt. Dieses Ergebnis soll zeigen, dass der BVB zu Großem im Stande ist, auch wenn die Bundesliga-Hinrunde nicht ohne Störfälle verlief mit Ergebnissen wie dem 1:1 gegen Düsseldorf und der 2:3-Niederlage im letzten Liga-Heimspiel des Jahres gegen den VfL Wolfsburg. "Ein Zeichen gesetzt" habe der BVB mit dem deutlichen Erfolg gegen Hannover: "Wir haben gezeigt, dass wir zu außergewöhnlichen Leistungen fähig sind."

Darauf ist der BVB aber auch angewiesen, denn das Jahr 2013 wird schwer.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: