Borussia Dortmund holt erneut den Titel:Biergläser so groß wie Litfaßsäulen

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"Und schon wieder Deutscher Meister, BVB": Dortmund gelingt die Titelverteidigung mit einem souveränen 2:0 gegen Gladbach. Auf der anschließenden Feier will Kapitän Kehl erstmal "viel, viel trinken", BVB-Geschäftsführer Watzke denkt dagegen schon an das Pokalfinale in drei Wochen - denn der Bundesliga-Primus hat noch ein Ziel: den Gewinn des Doubles.

Hendrik Buchheister

Mit Anbruch der Nachspielzeit war sich dann auch Jürgen Klopp sicher, dass seine Mannschaft wieder Deutscher Meister werden würde. "Als ich sah, dass der vierte Offizielle noch eine Minute anzeigt, da wusste ich, dass Gladbach keine zwei Tore mehr schießt", erzählte Klopp, als das Spiel lange vorbei war, das seine Dortmunder tatsächlich 2:0 gewonnen hatten.

Hüpfend in die Spielertraube: Der BVB ist Meister - das gilt es zu feiern. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Dieser Sieg brachte ihnen die zweite Meisterschaft nacheinander, und wie im Vorjahr hatten sie den Titel frühzeitig sicher gestellt, nämlich schon am 32. Spieltag. Mit entsprechender Hochachtung sprach Klopp hinterher über seine Fußballer: "Ich bin wirklich stolz auf die Truppe", sagte er, "es ist ein Privileg, diese Mannschaft trainieren zu dürfen."

Die meisten Menschen im Dortmunder Stadion hatten schon früher als Klopp daran geglaubt, dass es an diesem Tag klappt mit einem Sieg über die Gladbacher, der gleichsam die erfolgreiche Titelverteidigung bedeuten würde. Spätestens nach dem Tor zum 2:0 durch Shinji Kagawa in der 59. Minute war der Frohsinn nicht zu bremsen. Die Fans auf der Südtribüne zündeten Bengalische Fackeln und ließen gelben Rauch steigen. Dazu sangen sie: "Und schon wieder Deutscher Meister, BVB!" und "Seht Ihr Bayern, so wird das gemacht!"

Als das Spiel vorbei war, da zeigte sich, dass die Dortmunder natürlich Vorbereitungen getroffen hatten für den Fall des Titelgewinns. Die Spieler zogen T-Shirts über, die sie als Deutscher Meister 2012 kennzeichneten, und aus dem Stadionkeller transportierten Helfer gefüllte Biergläser auf das Spielfeld, die ungefähr so groß waren wie eine durchschnittliche Litfaßsäule.

Auch Trainer Klopp kam nicht drumherum, sich mit Bier überschütten zu lassen, doch er versuchte, das Zentrum der Feierlichkeiten auf dem Rasen zu meiden. "Ich war sehr, sehr glücklich damit, zu beobachten, wie meine Mannschaft zelebriert hat", sagte er, "die Frechheit, mit der sie Fußball spielt, hat man auch beim Feiern gesehen."

Es war eine knifflige Prüfung, die Klopps Männer am Samstag bewältigen mussten. Sie bekamen ja mit, dass der FC Bayern früher am Nachmittag lange in Rückstand lag gegen Werder Bremen. Bis zu Ribérys 2:1 in der Nachspielzeit sah es aus, als wären die Dortmunder schon vor dem Spiel gegen Mönchengladbach Meister.

Borussia Dortmund ist Deutscher Meister
:Feiern, feiern, feiern - und ans Pokalfinale denken

Die Dortmunder feiern die Titelverteidigung: Jürgen Klopp beweist seine Fähigkeiten als Sprinter, Heber und Bierglas-Leerer. Die Spieler jubeln mit den Fans und küssen ihre Frauen - doch dann betonen sie sogleich, dass es ein weiteres Ziel gibt in dieser Saison: noch ein Sieg gegen den FC Bayern.

Sie mussten dann aber doch gewinnen, um den Titel schon an diesem Tag sicher zu stellen, und dass ihnen das gelang, deuteten sie als Zeichen für eine gefestigte Moral. "Das war nicht einfach, wir mussten die Konzentration wieder hochfahren", sagte Sportdirektor Michael Zorc, und Torwart Roman Weidenfeller verkündete in feierlichem Ton: "Wir haben Charakter gezeigt, indem wir gesagt haben: Wir gehen jetzt raus und gewinnen unser Spiel, egal, was die Bayern gemacht haben."

Borussia Dortmund ist Deutscher Meister
:Feiern, feiern, feiern - und ans Pokalfinale denken

Die Dortmunder feiern die Titelverteidigung: Jürgen Klopp beweist seine Fähigkeiten als Sprinter, Heber und Bierglas-Leerer. Die Spieler jubeln mit den Fans und küssen ihre Frauen - doch dann betonen sie sogleich, dass es ein weiteres Ziel gibt in dieser Saison: noch ein Sieg gegen den FC Bayern.

Tatsächlich ließen die Dortmunder keinen Zweifel daran aufkommen, dass sie ihr Spiel gegen den Tabellenvierten gewinnen würden. Mit Spitzenpositionen in der nationalen Rangliste sind Klopps Fußballer ohnehin nicht zu erschrecken. Sie hatten in jüngster Vergangenheit ja schon den Tabellenzweiten (Bayern München) und den Tabellendritten (Schalke 04) besiegt - nun war auch der Vierte (Gladbach) fällig.

In der 23. Minute gelang Ivan Perisic das Führungstor mit dem Kopf nach einer Freistoßflanke von Marcel Schmelzer, und nach Kagawas 2:0 hatten sie gute Chancen, den Sieg noch deutlicher zu gestalten. "Die Mannschaft hat eine überragende Leistung gezeigt, in der ganzen Saison aber auch heute", sagte Sportdirektor Zorc.

Nicht mitmachen konnte wegen eines Nasenbeinbruchs Kevin Großkreuz, der größte BVB-Fan in der Mannschaft des BVB. An den Festivitäten nach Schlusspfiff nahm er natürlich aber teil, entsprechend beglückt beschrieb er die Szenerie: "Wir gehören alle zusammen, die Fans, der Trainer, die Mannschaft, so einen Zusammenhalt gibt es sonst nirgends." Als einer der letzten Dortmunder verließ Großkreuz gegen 22 Uhr die Umkleideräume, in seinen Händen trug er sechs Flaschen Bier. Kapitän Sebastian Kehl sagte zur weiteren Gestaltung des Abends: "Wir gehen zum Italiener, was essen und viel, viel mehr trinken."

Das Problem der Dortmunder ist allerdings, dass die Saison noch nicht vorbei ist. Sie dürfen es mit den Festlichkeiten nicht übertreiben. Zwei Bundesliga-Spiele stehen noch an, gegen Kaiserslautern und Freiburg, außerdem am 12. Mai das Pokalfinale in Berlin gegen den FC Bayern.

Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke hat schon einmal den Plan für die kommenden Wochen ausgegeben: "Wir lassen jetzt zwei Tage die Seele baumeln und können das ein oder andere Gläschen trinken", sprach er, "aber wir haben noch ein großes Ziel: 103 Jahre alt ist dieser grandiose Klub, und wir haben noch nie das Double geholt." Er findet, dass jetzt der richtige Moment dafür wäre.

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