Benjamin Pavard bei der WM:Ausstiegsklausel für die große Karriere

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Ein Schuss, der bald viel Geld bringen könnte: Pavards Tor bei der WM gegen Argentinien wird nicht unbemerkt bleiben. (Foto: Petter Arvidson/dpa)
  • Für Frankreich glänzt bei der WM ein Verteidiger namens Benjamim Pavard, der für Stuttgart in der Bundesliga spielt.
  • Die Frage ist, ob der VfB den jungen Profi nach seinen starken Auftritten halten kann - oder ob auch Vereine wie der FC Bayern an ihm Interesse hätten.
  • Stuttgarts Manager Reschke erklärt der SZ seine Pläne mit Pavard.

Von Claudio Catuogno, Moskau

Die Parallele zu einem ganz Großen der französischen Fußballgeschichte haben sie noch in der Umkleide gezogen, der Nationaltrainer Didier Deschamps war es, der daran erinnerte. Dieser Vollspannschuss zum 2:2, über den man vielleicht mal sagen wird, er sei die Initialzündung für eine sehr erfolgreiche Weltmeisterschaft gewesen aus Sicht der Franzosen: Er war das erste WM-Tor eines Abwehrspielers seit Lilian Thuram 1998.

Thuram, 46 inzwischen, ist der Rekordnationalspieler der französischen Nationalmannschaft, 142 Länderspiele, Weltmeister 1998, Europameister 2000. Nicht das schlechteste Vorbild für einen 22-jährigen Verteidiger, der beim VfB Stuttgart spielt.

Benjamin Pavard, in der 57. Minute der Schütze dieses 2:2 gegen Argentinien, hat all das noch nicht so richtig in Worte fassen können. Er gab an, "völlig überwältigt" zu sein, "das war wirklich ein sehr, sehr schönes Tor". Noch dazu war es ein sehr, sehr wichtiges, der Wendepunkt in der Partie (Endstand 4:3), der Türöffner ins Viertelfinale. Eine Karriere wie Thuram zu machen, sagte Benjamin Pavard nachher, "das würde ich sofort unterschreiben".

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Die Wahrheit ist: Diese Karriere hat längst begonnen, ihre nächsten Schritte sind auch schon in Planung - und sie dürfte Pavard zu einem der europäischen Top-Klubs führen, sei es als Rechtsverteidiger, wie gerade bei den Franzosen, oder als Innenverteidiger, seiner Paraderolle beim VfB. Die Frage ist nur: Wann?

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In Stuttgart hat sich der VfB-Manager Michael Reschke jedenfalls längst von Pavard berichten lassen, welche Vereine er gut findet, das war Teil der Gespräche, an deren Ende Pavard seinen 2020 auslaufenden Vertrag bis 2021 verlängert hat. Ohne Ausstiegsklausel für diesen Sommer. Weil einer seines Formats nicht für alle Ewigkeiten beim VfB zu halten sein wird, ist ein vorausschauender Karriereplan quasi Teil der Vereinbarung.

Und Reschke macht kein Geheimnis daraus, dass mehrere dieser TopKlubs schon wegen Pavard bei ihm angefragt haben, lange bevor jetzt das große Publikum auf ihn aufmerksam geworden ist. Der Markt der vielseitigen Weltklasse-Verteidiger ist in etwa so vielfältig bestückt wie die Regale der Moskauer Supermärkte in den letzten Jahren der sowjetischen Planwirtschaft. Da bleibt einer wie Pavard nicht lange unter dem Radar; dass sich auch der FC Bayern mit ihm beschäftigt, liegt in der Natur der Sache. Doch genau darin liegt jetzt auch die spezielle Herausforderung für die Stuttgarter: Was, wenn die Interessenten gleich nach der WM mit den ganz großen Scheinen wedeln?

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Sicher ist, dass sie Pavard selbst dann nicht vorzeitig gehen lassen würden, wenn ein nationaler oder internationaler Interessent aus dem Stand zum Beispiel 50 Millionen Euro hinlegen würde. Er wolle sich mit Pavard nach dem Turnier "zusammensetzen und alles in Ruhe besprechen", sagt Reschke, der sicher ist, das Pavard schon in naher Zukunft "zum engsten Kreis der internationalen Top-Abwehrspieler gehören wird".

Nicht nur, weil er "die technischen Voraussetzungen" mitbringt: "Er hat auch in der Spieleröffnung Aktionen, die sind Weltklasse." Und dass er Tore schießen kann, das wussten sie in Stuttgart auch schon länger - seit sie ihn nämlich, noch unter Reschkes Vorgängern, vom OSC Lille verpflichtet haben. Da traf er gleich bei seinem Debüt für den VfB, bei einem 4:0 gegen Fürth, noch in der zweiten Liga.

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Reschkes Plan geht nun folgendermaßen: Er will, gerne sobald wie möglich, zusammen mit Pavard die Angebote sondieren. Und dann jenem Interessenten den Zuschlag geben, der "eine saubere, für alle Parteien sinnvolle Lösung" offeriert. Dann könne man sich auch schon zeitnah auf einen Transfer einigen und diesen verkünden - zum 1. Juli 2019. Was hingegen diesen Sommer betrifft, da sind sie beim VfB entschieden, standhaft zu bleiben. Auch, wenn sie dann ein Jahr später sicher weniger erlösen würden, als im aktuellen Pavard-Hype zu holen wäre. Denn für 2019 hat Pavard eine Ausstiegsklausel. Dem Vernehmen nach steht da eine achtstellige Zahl, die mit der Ziffer drei beginnt.

© SZ vom 02.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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