Bayern-Stürmer Mario Gomez:Jetzt zählt auch Comeback zu seinen Stärken

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Tor nach 27 Sekunden: Mario Gomez trifft gegen Hannover 96 zum 5:0. (Foto: AP)

Abgehärtet und hochmotiviert kehrt Mario Gomez in die Mannschaft des FC Bayern zurück. Sein Comeback lenkt den Blick noch einmal auf einen Sommer voller Missverständnisse. Jetzt darf der Stürmer seine Form an Borussia Dortmund messen.

Christof Kneer

Er hat damals zu früh wieder angefangen, heute kann man das ja sagen. Aber Mario Gomez konnte unmöglich länger warten damals, es ging ja nicht um ein Spiel gegen Swasiland oder den FC Tegernsee, wie Uli Hoeneß vermutlich sagen würde. Es ging: um die deutsche Meisterschaft. 12. Mai 2007, 33. Spieltag, Bochum gegen Stuttgart: Bochum führt zur Pause 2:1, es hilft alles nichts, der junge Gomez muss jetzt ran. In der 55. Minute kommt er ins Spiel, in der 62. Minute schießt er den Ausgleich. Am Ende gewinnen die Stuttgarter 3:2, eine Woche später sind sie Meister.

Mario Gomez hat damals sieben Minuten gebraucht, um nach siebenwöchiger Verletzungspause zu treffen. Sieben Minuten sind nicht schlecht, aber im Grunde natürlich ein lächerlicher Wert: Als Gomez voriges Wochenende nach 14-wöchiger Pause eingewechselt wurde, dauerte es bis zum Torjubel nur 27 Sekunden. "Ich hatte seit Stuttgart überhaupt keine Erfahrung mehr mit längeren Verletzungen", sagt Gomez, aber jetzt weiß er, dass neben Rechtsschuss, Linksschuss und Kopfball auch Comeback zu seinen Stärken zählt.

Mario Gomez ist zurück, am Wochenende darf er seine schöne, neue Form gleich an Borussia Dortmund messen. Er wird wahrscheinlich wieder eingewechselt werden, sie wollen's ja nicht gleich übertreiben bei Bayern. "Mario braucht noch mehr Spielpraxis", sagte Trainer Jupp Heynckes am Freitag, "das hat man gegen Freiburg gesehen." Aber die Zeiten, in denen Gomez auf der Bank verzweifelte, in denen er zappelig wurde da draußen und nach erfolgter Einwechslung mit der ersten Aktion sofort die Welt einreißen wollte - diese Zeiten sind vorbei, das behauptet zumindest einer, der es wissen muss. Mario Gomez sagt: "Ich muss ja nichts mehr beweisen, die Leute hier wissen ja, was ich kann."

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Dennoch ist genau das die Frage des Jahres gewesen beim FC Bayern: Wie gut ist das, was Gomez kann? Konkret: Ist er nun ein guter oder ein sehr guter Stürmer? Diese Frage hatte unter großem medialen Getöse jener Fußballpräsident aufgeworfen, der nicht in Swasiland, sondern am Tegernsee wohnt. Und sicherheitshalber hatte Uli Hoeneß die Frage gleich selbst beantwortet: Gomez sei gut, aber nicht sehr gut; wäre er sehr gut, so Hoeneß' Schlussfolgerung, hätte Bayern die Champions League gewonnen.

"Da hat mir Uli Hoeneß natürlich einen schönen Stein hingeworfen mit seiner Aussage", sagt Gomez im Interview mit dem Jahresrückblicks-Magazin der Süddeutschen Zeitung, das an diesem Samstag erscheint. "Ich weiß schon, was er mir sagen wollte, ich habe seine Message auch verstanden, aber das Problem war halt, dass die Message in der Öffentlichkeit anders ankam - vielleicht, weil man bei mir gerne was Dramatisches reinliest, vielleicht auch, weil Uli Hoeneß es etwas drastisch formuliert hat."

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Es ist nicht mehr derselbe Gomez, der nun ins Bayern-Spiel zurückkehrt, er hat extreme Monate hinter sich, sie haben ihn abgehärtet. Er hat sich damit abgefunden, dass er für immer ein polarisierender Spieler sein wird, aber dass das verlorene Finale gegen Chelsea der Einfachheit halber auf seinen Schultern abgeladen wurde, hat er schon als ungerecht empfunden.

Hoeneß' knackiger Satz platzte in die Landschaft, als Gomez nach Champions League und EM gerade aus dem Urlaub zurück war, und das, sagt Gomez, "hat den Leuten natürlich sofort was Handfestes zum Erinnern gegeben. Nach dem Motto: Der Präsident der Bayern hat das gesagt, also ist das so. Deswegen kam es am Ende so rüber, als sei ich schuld an der Niederlage, das fand ich sehr unglücklich, und das habe ich Herrn Hoeneß auch gesagt. Bisher waren seine Ansagen an mich immer klar und unmissverständlich, diesmal war es schwieriger. Wenn eine so interpretierbare Aussage öffentlich im Raum steht wie diesmal, kann sich jeder herausholen, was er möchte." Gomez weiß ja, dass er dem Champions-League-Finale nach der Halbzeit auf mysteriöse Weise abhanden kam, er akzeptiert Kritik an seinem Spiel. Aber dass auf der Bank Nils Petersen und Ivica Olic saßen, die vom Klub als kaum finaltauglich eingeschätzt wurden - dafür, findet er, kann er nun wirklich nichts.

Gomez hat den Sommer des Missvergnügens hinter sich gelassen, er fühlt sich wieder gesund und gewollt in diesem Klub, und mit Hoeneß hat er längst "ein sehr gutes Gespräch geführt". Er weiß ja, dass der impulsive Präsident in der Tiefe seines Bauches ein Gomez-Sympathisant ist. "Er ist jemand, dem ich viel zu verdanken habe", sagt Gomez, "er hat sich in den letzten Jahren sehr viel mit mir beschäftigt." Für Mehmet Scholl gilt das eher nicht, den Spötter, dessen Kritik bei der EM ("wund gelegen") die Gomez-Bashing-Wochen eröffnet hatte. Ob er ihn mal getroffen habe auf dem Bayern-Gelände? Nein, sagt Gomez, und er sieht nicht so aus, als fände er das schlimm.

© SZ vom 01.12.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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