Bayern-Niederlage gegen Augsburg:Bobadilla mit der Hacke

Lesezeit: 3 min

Ausgeknockt: Bobadilla trifft zum 1:0 gegen Bayern. (Foto: Peter Kneffel/dpa)
  • Der FC Bayern verliert gegen den FC Augsburg mit 1:0, Raul Bobadilla erzielt den Siegtreffer in der 70. Minute.
  • In der 12. Minute werden schon die Weichen gestellt, als Bayern-Torhüter Pepe Reina nach einer Notbremse die Rote Karte sieht.
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Von Dominik Fürst

Bei einem Trauma hilft Aufarbeitung. Was ist falsch gelaufen? Was können wir besser machen? Nach dem katalanisch-argentinischen Trauma des FC Bayern am Mittwoch in der Champions-League sollte die Aufarbeitung zuhause in der Fröttmaninger Arena stattfinden, am 31. Spieltag der Fußball-Bundesliga gegen den FC Augsburg.

Das Problem war nur: Die Augsburger hatten keine Lust auf eine gemeinschaftliche bayerische Therapiesitzung. Sie wollten gewinnen, sie wollen in die Europa League. Also endete diese traumatische Woche für die Münchner ähnlich ärgerlich, wie sie angefangen hatte: mit einer 0:1-Niederlage.

Es war die vierte Pflichtspiel-Niederlage in Serie (wenn man das DFB-Pokal-Aus im Elfmeterschießen gegen Dortmund als Niederlage wertet) - das war dem ruhmreichen Münchner Klub das letzte mal im Oktober 1991 passt - vor fast 23,5 Jahren also. Damals setzte es Pleiten gegen die Stuttgarter Kickers, Borussia Dortmund, den VfB Stuttgart und B 1903 Kopenhagen im Uefa-Cup.

Elf mutige Augsburger machen es den Münchnern schwer

Vor dem Spiel gegen Augsburg fragten sich die Beobachter des FC Bayern: Würde es Jérôme Boateng nach dem Barcelona-Spiel noch schwindeln? Würde Thomas Müller nach seiner Auswechslung noch sauer auf Pep Guardiola sein? Und hatte Mario Götze in einer vagen Vorahnung schon das nächste Entschuldigungsschreiben an die Bayernfans aufgesetzt?

Die Antworten waren eindeutig. Boateng, Müller, Götze: Sie alle hatten keine Zeit für Nebensächlichkeiten, sie mussten Fußball spielen. Denn entgegen der Erwartungen schickte Trainer Pep Guardiola keine B-Elf, sondern zehn Nationalspieler aufs Feld. Geschont wurde niemand, nur Manuel Neuer durfte zunächst auf der Bank Platz nehmen und seinem Stellvertreter Pepe Reina den Vortritt lassen.

FC Bayern in der Einzelkritik
:Torwart für zwölf Minuten

Pepe Reina sieht früh die rote Karte. Mario Götze versöhnt die Fans, so gut wie Messi ist er aber nicht. Jérôme Boateng lässt einen Ex-Kollegen laufen. Die Bayern beim 0:1 gegen Augsburg in der Einzelkritik

Aus dem Stadion von Lisa Sonnabend

Doch die bayerische A-Mannschaft tat sich schwer gegen elf mutige Augsburger, die nach zwei Minuten die erste Chance hatten, als Raúl Bobadilla, der bullige Angreifer, Reina mit einem scharfen Freistoß aus 20 Metern prüfte. Der Neuer-Stellvertreter faustete zur Ecke. Auf der Gegenseite dribbelte der gescholtene Götze um Wiedergutmachung bemüht um den Augsburger Strafraum herum und feuerte einen Warnschuss an den Pfosten ab (9.).

Das erste einschneidende Ereignis des Spiels folgte in der 12. Minute. Augsburgs Torhüter Marwin Hitz schickte den Ball in hohem Bogen nach vorne, Bobadilla eilte hinterher und prallte schließlich an Reina ab - weil der 32-jährige Keeper von der Torlinie bis zur Strafraumgrenze etwas zu lange gebraucht hatte.

Die Konsequenz: Rot für Reina, Elfmeter für Augsburg - und Bayern musste seinen Ersatztorhüter Manuel Neuer einwechseln. Doch Augsburg scheiterte mit seiner Großchance: Paul Verhaegh knallte den Strafstoß an den Pfosten. Der Reina-Moment war ergebnismäßig glimpflich ausgegangen.

Augsburg bringt den Vorsprung cool über die Zeit

Dem FC Bayern standen nun 77 Minuten in Unterzahl bevor, die Spieler bewältigten die Situation zunächst ganz ordentlich. Augsburg aber blieb gefährlich. Einmal stieß wieder Bobadilla durch, als Dante strauchelte, und Bastian Schweinsteiger klärte in letzter Sekunde (29.). Wenig später traf Halil Altintop aus sehr aussichtsreicher Entfernung den Ball nicht richtig (34.). Und dann tauchte plötzlich wieder Bayern auf: Robert Lewandowski traf aus vollem Lauf nur die Latte (45.).

In der zweiten Halbzeit sah es dann eine Weile so aus, als würden die Bayern das 0:0 über die Zeit schaukeln. Der Ballbesitz lag bei den Münchnern, und Mitchell Weiser hatte eine gute Chance, die Marwin Hitz stark parierte (60.). Doch das zweite und entscheidende Großereignis des Spiels, der Bobadilla-Moment, brachte die Entscheidung: Nach einem Konter legte Bayern-Leihgabe Pierre-Emile Höjbjerg quer in den Strafraum - und Bobadilla vollstreckte mit einem Bullen-untypischen Hackentor (71.).

1:0 für Augsburg, es blieb dabei, weil die Elf von Trainer Markus Weinzierl den Vorsprung cool über die Zeit brachte. "Das war ein Traum, heute hier in München zu gewinnen, eine tolle Leistung", sagte Matchwinner Bobadilla. Augsburg rückt damit zumindest vorübergehend auf den fünften Platz vor. Der FC Bayern hingegen hat nun wettbewerbsübergreifend vier Partien in Serie verloren (die Pleite im Elfmeterschießen gegen Dortmund eingerechnet), und sein Trauma offenbar noch immer nicht aufgearbeitet.

Immerhin: Die nächste Gelegenheit dazu gibt es am Dienstag in der Champions League, wenn der FC Barcelona zu Gast in München sein wird.

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