Sorgen bei Bundestrainer Löw:"Wir haben nur sieben, acht Spieler in Topform"

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Vertraute Partner: Bundestrainer Löw setzt auf Miroslav Klose - obwohl der noch nicht ganz fit ist. (Foto: dpa)

Die Fußball-WM in Brasilien naht und der Bundestrainer sorgt sich um sein Personal. Mehrere Nationalspieler sind nicht fit, zudem fehle der "Spielrhythmus", klagt Löw. Immerhin senden Miroslav Klose und Sami Khedira positive Signale.

Miroslav Klose stehen anstrengende Tage bevor. Er muss trainieren - und zwar wie ein Besessener. Für den Saisonendspurt mit seinem Klub Lazio Rom und die Fußball-WM in Brasilien will er in bester körperlicher Verfassung sein, schließlich braucht Bundestrainer Joachim Löw einen topfitten Klose. "Ich muss noch viel arbeiten in dieser Woche und hoffe, dass ich gegen Inter wieder bei 100 Prozent sein werde", kündigte der 35-Jährige nach seinem Kurz-Comeback beim 3:3 gegen Hellas Verona an.

Nur für knapp 20 Minuten reichte Kloses Kraft gegen die Norditaliener nach seiner rund vierwöchigen Verletzungspause - doch der Angreifer holte immerhin einen Elfmeter heraus und sicherte Lazio damit das Remis. "Für mich ist es wichtig, wieder in Topform zu kommen, noch fehlt mir die Kraft für 90 Minuten", erklärte Klose. Zwei Saisonspiele kann der Stürmer mit Lazio Rom noch bestreiten, um Spielpraxis zu sammeln und mit dem Club doch noch den Einzug in die Europa League zu schaffen.

Am kommenden Samstag gegen Inter Mailand und in der Woche darauf gegen den FC Bologna will der Hauptstadtclub seine letzte Chance nutzen, auch wenn die Aussichten alles andere als gut sind. "Wir schauen nur auf uns und werden alles tun, um die ausstehenden Spiele zu gewinnen", kündigte Klose an. Zwei Spieltage vor Saisonende liegt Lazio mit 53 Zählern nur noch auf Platz zehn, zwei Punkte hinter dem Europa-League-Rang sechs. "Wir sind noch im Rennen um Europa, auch wenn wir heute zwei wichtige Punkte verloren haben", kommentierte Kapitän Stefano Mauri. "Es werden immer weniger Spieltage, aber diese Mannschaft gibt niemals auf."

Löw macht die Situation Kopfzerbrechen

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Mit Khedira, aber ohne Gomez: Noch tüftelt Bundestrainer Joachim Löw an seinem erweiterten WM-Kader, den er am Donnerstag verkündet. Aber die ersten Tendenzen zeichnen sich bereits ab - Härtefälle nicht ausgeschlossen.

Von Christof Kneer

Um Platz sechs doch noch zu erreichen, setzt Rom auch auf Kloses Tore. "Ohne Zweifel braucht ihn Lazio im Schlussspurt", kommentiere der Corriere dello Sport. Und auch Joachim Löw dürfte Kloses Comeback wenige Tage vor der Bekanntgabe seines vorläufigen WM-Kaders an diesem Donnerstag gespannt verfolgt haben.

Der Bundestrainer äußerte sich derweil mit Sorgen über die derzeitige Personalsituation. "Klose, Khedira, Gomez, Gündogan, Schweinsteiger - alles Spieler, die zu den tragenden Säulen bei uns gehören, aber ihnen allen fehlt ein guter Spielrhythmus", sagte Löw im Gespräch mit dem Hamburger Magazin stern. "Wir haben im Moment nur sieben, acht Spieler, die in Topform sind", sagte Löw. Ihm mache "die gesamte Situation schon auch Kopfzerbrechen".

Beim Gewinn der WM-Titel 1954, 1974 und 1990 seien anders als heute stets alle Leistungsträger im Zenit ihres Könnens und ihrer Kraft gewesen. Natürlich, so Löw, sei ihm klar, dass trotz dieser Schwierigkeiten in Deutschland "diese Sehnsucht nach dem Titel da ist", er möchte "diese Sehnsucht befriedigen. Wir haben Chancen, den Titel zu holen." Vor übertriebenen Erwartungen warnt der Bundestrainer allerdings: "Andere Mannschaften haben ähnlich große Chancen, doch das will keiner hören."

Im Fall von Mario Gomez sind mittlerweile ernsthafte Zweifel angebracht, ob der Stürmer es überhaupt in Löws vorläufigen Kader schafft. Der 28-Jährige stand auch am Dienstag nicht im Aufgebot des AC Florenz für das Ligaspiel gegen Sassuolo Calcio am Abend. Am Montag verpasste der Angreifer nach Angaben eines Vereinssprechers erneut das Mannschaftstraining und absolvierte eine individuelle Einheit. Ob Gomez in dieser Saison überhaupt noch einmal für Florenz auflaufen kann, ist unklar - sein Trainer Vincenzo Montella hatte zuletzt massive Zweifel daran geäußert.

Auch wann der Angreifer wieder komplett ins Mannschaftstraining einsteigen kann, war völlig offen. Gomez hatte sich vor gut sechs Wochen eine Bänderzerrung im linken Knie zugezogen. Insgesamt musste er auch wegen Verletzungen am anderen Knie in seiner ersten Saison in Italien fast sieben Monate aussetzen. Seit seiner ersten Knieverletzung Mitte September bestritt der frühere Bundesliga-Profi nur zehn Pflichtspiele für Florenz, davon nur ein einziges über 90 Minuten. Viele Experten vermuten deshalb, dass Löw den früheren Münchner nicht für die WM nominieren wird.

Bei Sami Khedira sieht die Sache anders aus. Ihm winken bei Real Madrid nach langerbVerletzungspause die ersten Einsatzminuten. "Ich denke, dass er am Mittwoch einige Minuten spielen kann", sagte sein Trainer Carlo Ancelotti bei einer Pressekonferenz vor dem Spiel beim FC Valladolid. Sollte der nach einem Kreuzbandriss gerade wieder genesene Mittelfeldspieler wider Erwarten nicht zum Einsatz kommen, soll für ihn und Verteidiger Álvaro Arbeloa am Donnerstag ein Testspiel gegen Spieler aus der zweiten Mannschaft und der A-Jugend angesetzt werden.

Khedira hatte die schwere Knieverletzung bei einem Länderspiel in Mailand gegen Gastgeber Italien (1:1) im vergangenen November erlitten und bei Reals Spiel gegen den FC Valencia am Sonntag (2:2) erstmals wieder auf der Bank gesessen. Trotz der langen Pause dürfte der ehemalige Stuttgarter in Löws Überlegungen eine tragende Rolle spielen. Auch dem Bundestrainer stehen also anstrengende Tage bevor.

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