FC Bayern und BVB im Champions-League-Finale:Das ganz große Ding

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Der FC Bayern und Dortmund stehen sich im Finale der Champions League gegenüber. Es dürfte das bedeutendste Fußballspiel mit deutscher Beteiligung des bisherigen Jahrtausends werden. Während der Sieg für die Bayern zur Pflichtaufgabe wird, gibt der BVB die Favoritenrolle lieber ab.

Von Jonas Beckenkamp, Barcelona, und Carsten Eberts, Madrid

Rund 600 Straßenkilometer liegen zwischen den beiden spanischen Tempeln, in denen sich in dieser Woche Fußballhistorisches ereignet hat. Hier das Camp Nou, wo der FC Bayern wie ein Mittelmeersturm über den FC Barcelona hinweg gefegt ist. Dort das Estadio Santiago Bernabéu, wo Borussia Dortmund deutlich mehr Mühe hatte mit Real Madrid, erst eine höchst turbulente Schlussphase zu überstehen hatte, bis die Madrider Nacht in Schwarz-Gelb getaucht wurde.

Für das Ergebnis, das am Ende fabriziert wurde, mussten die Historiker gar nicht tief graben. Zwei deutsche Teams in einem Champions-League-Finale, das gab es noch nie. Schnell machte im Netz der Witz die Runde, das sei doch alles Mist: Weil nun schon wieder eine deutsche Mannschaft ein großes Finale verlieren werde.

Pressestimmen zu Barcelona gegen Bayern
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Schmerzhaft und erniedrigend scheide der FC Barcelona aus, finden die spanischen Zeitungen. Dass der FC Bayern angesichts von 7:0 Toren verdient im Finale stehe, wird auch in Großbritannien anerkannt. Die Inselpresse freut sich auf die "angelsächsischen Cousins".

Pressestimmen zum Spiel

Die eigentliche Nachricht ist jedoch: Der Champions-League-Sieger 2013, der Nachfolger des FC Chelsea, kommt aus der Bundesliga. Dies lässt sich sagen, bevor das Finale überhaupt angepfiffen wurde. Und das Spiel, nun ja: Es dürfte, vorsichtig formuliert, das größte deutsche Sportereignis des bisherigen Jahrtausends werden.

Das war überall zu spüren, zunächst in Barcelona, wo der FC Bayern eine Demonstration seiner momentanen fußballerischen Ausnahmestellung geliefert hatte. Der Leidensdruck der Münchner ist nach dem verlorenen Finale von 2012 in der eigenen Arena ungleich höher. Doch das kleine Wort "Dortmund" fiel nur in den Reporterfragen häufig. Die Protagonisten versuchten auffallend, das Duell mit dem Ligakonkurrenten, der dem Rekordmeister zuletzt so viele Titel abgeluchst hatte, klein zu halten.

Ist dieses Spiel also der ultimative Kick? Nicht wegen des BVB, sagte Philipp Lahm. "Gegen wen wir im Finale ran müssen, ist uns eigentlich egal", versuchte der Kapitän glaubhaft zu machen: "Wir sind das dritte Mal in den letzten vier Jahren im Finale, jetzt wollen wir den Pott auch holen." Auch Torschütze Thomas Müller erklärte: "Wir haben ein Zeichen gesetzt. Jetzt wollen wir uns nicht aufhalten lassen. Man muss vor Dortmund Respekt haben, mehr aber auch nicht."

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Vorstandsboss Karl-Heinz-Rummenigge kam in seiner Regierungserklärung sogar ganz ohne Verweis auf den Gegner aus: "Wir haben gegen Barcelona zwei wunderbare Tage erwischt, aber wir sollten jetzt nicht arrogant sein. Jetzt fahren wir mit breiter Brust nach London und haben eine gute Chance, es nun auch zu packen."

Torwart Manuel Neuer befand immerhin, dass ein schweres Finale bevorstehe, "denn die Borussia hat international bisher sehr gut gespielt". Am Ende würde es bei diesem "Duell auf Augenhöhe auf die Tagesform ankommen", so der Bayern-Keeper. Routinierte Phrasen des Geschäfts eben.

Tags zuvor in Madrid, nach diesem nervenaufreibenden Spiel, waren andere Töne zu hören. Weniger angestrengt, weniger auf den Titel fixiert. Die Gewissheit, dass es im Finale gegen die Bayern gehen würde, hatte zu diesem Zeitpunkt noch niemand. Wenn auch kaum jemand daran zweifelte, dass die Münchner sich den Vorteil aus dem Hinspiel kaum noch nehmen lassen würden.

So erklärte Jürgen Klopp zunächst, dass er sportlich noch nie in London war, außer einmal in Wimbledon, als Zuschauer beim Tennis. Allein deshalb freue er sich auf die Reise. "Das wird einer der größten Momente meines Lebens sein", sagte der BVB-Coach angemessen gerührt. Zum Finale befand er: "Wir werden nicht der Favorit sein, egal, gegen wen wir spielen. Das ist eine perfekte Rolle für uns."

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Somit hat der BVB die Favoritenrolle schon mal abgeschoben, wenngleich Klopp betont, man wolle in London "kein Tourist" sein. "Jeder in Wembley wird sehen, dass wir nicht zufrieden sind", kündigte Klopp an. Obwohl diese Champions-League-Saison für sein Team bislang so über alle Maßen befriedigend verlief.

Die Ironie des Bundesliga-Setzplans will es, dass die Fans nicht bis zum 25. Mai warten müssen: Schon am Samstag kommt es in der Bundesliga zum Duell zwischen dem kommenden und dem enttrohnten Meister. Angepfiffen wird um 18:30 Uhr in der Dortmunder Arena - doch ist dies überhaupt ein richtiges Fußballspiel?

Das Objekt der Begierde: Der Champions-League-Pokal. Eine deutsche Mannschaft wird ihn gewinnen. (Foto: dpa)

In der Liga haben die Bayern nach wie vor 20 Punkte Vorsprung auf den BVB, für den Saisonausgang ist die Partie irrelevant. Das Spiel werde "mit dem Finale wenig zu tun" haben, richtete Arjen Robben aus. Beide Teams werden heftig rotieren, will heißen: All die Emre Cans, Rafinhas und Diego Contentos des FC Bayern dürften sich mit Moritz Leitner, Leonardo Bittencourt und Co. messen.

"Wenn Bayern gegen uns gewinnt, werden sich in Dortmund noch nie so wenige Menschen darüber aufgeregt haben", sagte Jürgen Klopp. Er meinte die Bundesligapartie am Samstag. Nicht das Champions-League-Finale am 25. Mai.

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