FC Barcelona in der Einzelkritik:Wirkungsloser Wicht unter großen Jungs

Ohne Lionel Messi fehlt der wahre Messianismus, auch der Albtraum aller Deutschen verpufft an diesem historischen Abend. Die spanischen Zauberzwerge prallen ab an der roten Wand, bevor sie lustlos vom Platz schlendern. Der FC Barcelona in der Einzelkritik.

Von Jonas Beckenkamp, Barcelona

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FC Barcelona in der Einzelkritik:Victor Valdes

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Quelle: AFP

Ohne Lionel Messi fehlt der wahre Messianismus, auch der Albtraum aller Deutschen verpufft an diesem historischen Abend. Die spanischen Zauberzwerge prallen ab an der roten Wand, bevor sie lustlos vom Platz schlendern. Der FC Barcelona in der Einzelkritik.

Von Jonas Beckenkamp, Barcelona

Victor Valdes: Stammt aus der Vorstadt Barcelonas, genauer gesagt aus L'Hospitalet de Llobregat, wo zwischen einer Flussmündung und dem Flughafen nicht mehr viel von Gaudis Baukunst zu sehen ist. Ließ es mit der Kunst dann gleich bleiben und prügelte fleißig Bälle in Richtung seines Heimatortes. Segelte bei Robbens 0:1 dann formschön dem Ball hinterher - verhindern konnte er das Tor trotz feiner Flughaltung nicht mehr. Hätte danach Zeit gehabt, die komplizierte Aussprache seines Heimatortes den Balljungen näher zu bringen, wenn die Bayern nicht einfach unentwegt weiter gemacht hätten. Drei Gegentore hat dieser Valdes wohl nicht so oft bekommen in seinem Leben.

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FC Barcelona in der Einzelkritik:Dani Alves

Barcelona v FC Bayern Muenchen - UEFA Champions League Semi Final: Second Leg

Quelle: Getty Images

Dani Alves: So stürmisch wie der kleine Brasilianer interpretiert wohl kaum ein Außenverteidiger auf diesem Erdball seine Rolle. Nervte mit seiner Giftigkeit in der Defensive aber gleich zu Beginn Franck Ribery, dem er wohl auch bis ans Shrimps-Buffet gefolgt wäre. Vergaß dann ein wenig seine Pflichten und rannte gegen den geschickten Franzosen immer öfter hinterher. Ließ es danach mit Gift und Galle bleiben und verwaltete seinen Arbeitstag völlig unbrasilianisch mit biederem Rumstehen.

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FC Barcelona in der Einzelkritik:Gerard Pique

FC Barcelona - FC Bayern München

Quelle: dpa

Gerard Pique: Der Mann, den sie wegen seiner Eleganz und seiner präzisen Pässe auch "Piquenbauer" nennen, sollte der Turm in Barcelonas Abwehr sein. Sonst waren auch nicht mehr viele andere übrig, die diesen Job überzeugend erfüllen könnten. Klaute dem einschussbereiten Robben bei seiner Riesenchance gerade noch so den Ball von Fuß. Bewies auch in der Folge, dass er bei Barca der einzige mit der Lizenz zum Grätschen ist. Bewies dann die Rechtmäßigkeit seines Spitznamens, indem er einige beckenbauer-eske Ausflüge riskierte und indem er ein hübsches Eigentor erzielte. Das schaffte der echte "Kaiser" immerhin sechs Mal.

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FC Barcelona in der Einzelkritik:Marc Bartra

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Quelle: AFP

Marc Bartra: Rutschte erneut in die erste Elf, weil es die etatmäßigen Abwehrgaranten Mascherano und Puyol immer noch so zwickte, dass sie nicht mitmachen konnten. Wirkte mit seinen 22 Jahren ein wenig scheu, obwohl er seinen Part ganz passabel erfüllte. Zeigte mit seriösem Stellungsspiel, dass er bei Barca ein Mann für die Zukunft sein kann. Wenn er es damit ernst meint, bräuchte er wohl nur noch ein paar Frisurtipps von Carles Puyol.

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FC Barcelona in der Einzelkritik:Adriano

Barcelona's Adriano challenges Bayern Munich's Mueller during their Champions League semi-final second leg soccer match in Barcelona

Quelle: REUTERS

Adriano: Erstes neues Barca-Gesicht im Vergleich zum Hinspiel - auf der linken Abwehrseite als Ersatz des gesperrten Jordi Alba gefragt und dort vor allem damit bedacht, einen gewissen glatzköpfigen Holländer der Bayern zu bremsen. Als der einmal pausierte, traute sich der Brasilianer mehr zu und durfte sogar (harmlos) aufs Tor schießen. Beim Gegentor durch Robben dann Teil einer ganzen Verkettung von Fehlern bei den Katalanen.

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FC Barcelona in der Einzelkritik:Alex Song

FC Barcelona vs Bayern Munich

Quelle: dpa

Alex Song: Reihte sich anstelle des sonst so wichtigen Strategen Sergio Busquets (Verletzung am Schambein) im defensiven Mittelfeld ein und startete gleich mit zwei Fehlpässen. Als er sich ein wenig stabilisiert hatte, legte ihn Robben mit einer saftigen Grätsche aufs Kreuz. War für den Rest des Spiels damit beschäftigt, luftige Münchner Konter im Zaum zu halten. Hätte sich dabei sicher ein bisschen mehr Unterstützung gewünscht.

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FC Barcelona in der Einzelkritik:Xavi Hernandez

Bayern Munich's Hernandez points during Champions League semi-final second leg soccer match against Bayern Munich in Barcelona

Quelle: REUTERS

Xavi: Selbst ein etwas müder Xavi ist immer noch ein wunderbares Fußballgenie, sagen sie über seine aktuelle Spielzeit in Barcelona. Der Kapitän war wegen Messis Fehlen gleich noch mehr gefragt als Ankurbler, doch dafür stand er oft zu tief in der eigenen Hälfte. Mühte sich um Organisation, wirkte aber im Vergleich zum stahlharten Schweinsteiger wie ein leichter Matrose. Musste schließlich für Alexis Sanchez vom Platz und erhielt warmen Applaus. Den kriegt in Barcelona auch ein seeeeeehr durchschnittlicher Xavi.

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FC Barcelona in der Einzelkritik:Andres Iniesta

FC Barcelona - FC Bayern München

Quelle: dpa

Andres Iniesta: Der zweite Zauberzwerg im Barca-Mittelfeld und damit ebenso wie Xavi verantwortlich für die Inspiration der zuletzt etwas schwunglosen Offensive. Versuchte immer wieder mit Tempo anzurennen, prallte dann aber auf eine rote Wand aus lauter Bayern. War wie immer einer der aktiveren bei Barca, verlor jedoch mit zunehmender Dauer auch ein wenig die Lust und ging für den jungen Thiago vom Platz. Ebenso warm orchestriert von Applaus.

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FC Barcelona in der Einzelkritik:David Villa

Barcelona's Villa challenges Bayern Munich's Boateng during their Champions League semi-final second leg soccer match in Barcelona

Quelle: REUTERS

David Villa: Wer sich nicht mehr erinnert: Er war mal ein kapitaler Albtraum der deutschen Nationalelf. Dann verletzte er sich immer wieder und kam nie mehr so gut in Form wie damals, 2008 oder 2010. Diesmal so etwas wie die letzte Sturmhoffnung Barcas - doch diese Hoffnung verpuffte bald. Villa schlich vorne über den Platz als wisse er nicht, wo er hingehört. David Villa, der Schrecken deutscher Fußballer? Nicht im Jahr 2013.

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FC Barcelona in der Einzelkritik:Cesc Fabregas

Bayern Munich's Ribery challenges Barcelona's Fabregas during their Champions League semi-final second leg soccer match at Camp Nou stadium in Barcelona

Quelle: REUTERS

Cesc Fabregas: Nanu, kein Messi von Anfang an und dafür Fabregas? Ein gelernter Mittelfeldspieler als nomineller Stürmer? In Barcelona können sie das - was blieb ihnen auch anderes übrig angesichts des maladen Messi? Fabregas besetzte dann die zentrale Offensivposition und gab ganz neumodisch eine Art "falsche Neun". Fiel in dieser Rolle aber eher durch Ungenauigkeiten auf als durch wahren Messianismus. Blieb trotzdem auf dem Feld, irgendjemand musste diesen Argentinier ja zumindest physisch ersetzen.

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FC Barcelona in der Einzelkritik:Pedro

FC Barcelona - FC Bayern München

Quelle: dpa

Pedro: An guten Tagen ist er einer für jedes Lehrbuch aus der Sparte "Täuschen, dribbeln, wuseln" - an schlechten dagegen ein wirkungsloser Wicht unter großen Jungs. Begann in diesem schwierigen Spiel für ihn eher auf letztere Art, ließ aber immerhin einen Fernschuss folgen, den Manuel Neuer grinsend übers Tor patschte. Ansonsten weitestgehend im "schlechter-Tag-Modus", also: Unsichtbar.

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FC Barcelona in der Einzelkritik:Alexis Sanchez

FC Barcelona vs Bayern Munich

Quelle: dpa

Alexis Sanchez: Kam Mitte der zweiten Hälfte für Xavi ins Spiel, was wohl weniger an den großen Hoffnungen ihn in lag, sondern daran, dass Trainer Vilanova Xavi noch einmal die Ovationen der Zuschauer spüren lassen wollte. Gab sich im Rest der Partie Mühe, nicht mehr aufzufallen.

Thiago Alcantara: Durfte auch noch mitmachen und zwar als Applausbeschaffer für Iniesta.

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FC Barcelona in der Einzelkritik:Lionel Messi

FC Barcelona vs Bayern Munich

Quelle: dpa

Lionel Messi: So blutlos wie vor einer Woche in München, das geht nicht noch einmal, da waren sich die Barcelonistas einig. Ein Halbheiliger wie Messi spielt nicht zweimal so unter Form. Und dann das: Er spielte gar nicht! Dieses Signal alleine war eigentlich der Anfang vom Ende. Ohne ihn ist Barcelona nicht annähernd so gefährlich wie sonst. Immerhin: Die Zukunft ist gesichert - Messi hat seit kurzem einen Sohn.

© Süddeutsche.de
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