FC Bayern in der Einzelkritik:Azubi im Kraftzentrum

Ein hautfarbener Torwart, ein Wellenbrecher und ein unwiderstehlicher linker Fuß: Thomas Müller ist inzwischen eine Art Lionel Messi, Arjen Robben mutiert bei diesem deutschen Fußballfest zum Mann des Tages. Der FC Bayern beim 3:0 in Barcelona in der Einzelkritik.

Von Claudio Catuogno

FC Bayern in der Einzelkritik

Manuel Neuer

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(Foto: dpa)

Ein hautfarbener Torwart, ein Wellenbrecher und ein unwiderstehlicher linker Fuß: Thomas Müller ist inzwischen eine Art Lionel Messi, Arjen Robben mutiert bei diesem deutschen Fußballfest zum Mann des Tages. Der FC Bayern beim 3:0 in Barcelona in der Einzelkritik. Von Claudio Catuogno Manuel Neuer: Trat diesmal in einer Farbe an, die er selbst für eine Art "Champions-Gold" halten dürfte. Die Modebranche kennt sie traditionell als "Nude" - hautfarben. Abgesehen von modischen Herausforderungen mal wieder erstaunlich unterfordert. Dafür, dass es in Barcelona gegen Barcelona ging, sogar unglaublich unterfordert. Entschärfte in der ersten Halbzeit einen 35-Meter-Weitschuss von Pedro mit den Fingerspitzen (der Ball wäre sonst vermutlich an die Latte gegangen). Gab sich ansonsten als sichere An- und Weiterspiel-Station keine Blöße.

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Philipp Lahm

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(Foto: REUTERS)

Philipp Lahm: Zu Beginn beachtlich angriffslustig. Regelmäßige Vorstöße ins spanische Hoheitsgebiet. Einmal verhinderte nur Piqué seinen Einschuss zum sicheren Führungstreffer (19.). Später in seinem Stamm-Territorium ausreichend gefordert, bisweilen mit der Tendenz, eine Art dritten Innenverteidiger zu geben. Nicht die schlechteste Taktik, die Zentrale zu verstopfen - wenn der Gegner es fast ausschließlich durch die Zentrale versucht. War als einer von sechs Bayern- Profis von einer Final-Sperre bedroht. Am Ende war auch das kein Problem.

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Jérôme Boateng

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Jérôme Boateng: Extrem aufmerksam, trotzdem bisweilen an der Grenze zur Schwindeligkeit vor lauter Diagonalspiel um ihn herum. Ohne Fehl und Tadel, im Finale droht ihm dennoch Konkurrenz durch den gesetzten Dante. Wobei es da auch Daniel Van Buyten treffen könnte.

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Daniel Van Buyten

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Daniel Van Buyten: Extrem aufmerksam, trotzdem bisweilen an der Grenze zur Schwindeligkeit vor lauter Diagonalspiel um ihn herum. Ohne Fehl und Tadel, im Finale droht ihm dennoch Konkurrenz durch den gesetzten Dante. Vermutlich wird es eher ihn treffen als Boateng. Der zweite Innenverteidiger-Posten war zuletzt der einzige, auf welchem sich Coach Jupp Heynckes nicht festlegen wollte.

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David Alaba

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David Alaba: Erhielt selbst vom Heim- Publikum bisweilen anerkennenden Applaus für seine Verteidigungsarbeit. Wurde dabei allerdings tatkräftig von seinem Linksverteidiger-Azubi Franck Ribéry unterstützt. Herausragender Seitenwechsel vor Robbens 1:0, der ihn locker für den Titel "Fußballer des Jahres" in Österreich qualifizieren müsste. Und natürlich für einen weiteren Titel, zum Beispiel den in der Champions League.

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Javier Martinez

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Javier Martínez: Gewohnt aufopferungsvoller Einsatz als Wellenbrecher. Hatte Xavi und Iniesta nach einer guten Stunde nicht nur den Schneid abgekauft - sondern vom Spielfeld vertrieben. Beide wurden ausgewechselt. In Zweikampf und Stellungsspiel standhaft, aber nie unbedacht aggressiv, was wegen seiner Gelb-Vorbelastung eine zusätzliche Qualität war. Hat die 40 Millionen, die er im Sommer gekostet hat, längst wieder eingespielt.

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Bastian Schweinsteiger

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Bastian Schweinsteiger: Gewohnt aufopferungsvoller Einsatz, der weit über die Rolle als Wellenbrecher hinaus ging. Wieder das Kraft- und Ideenzentrum der Bayern im Mittelfeld. Weiter Aktionsradius, einmal sogar der Vorlagengeber per Hacke im Barça-Strafraum für Lahm (19.). Humpelte zur Pause gestützt vom Vereins-Doc vom Platz. Kehrte aber wieder auf ebendiesen zurück, was angesichts seiner Gelb-Vorbelastung einerseits ein Risiko war. Andererseits aber auch nicht: Bis zur 66. Minute ohne ein einziges Foul! Wurde dann durch Luiz Gustavo ersetzt.

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Arjen Robben

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(Foto: REUTERS)

Arjen Robben: So wertvoll wie nie für die Bayern, was man vor gut einem Jahr, als er in erster Linie als Elfmeter-Fehlschütze auffiel, nicht für möglich gehalten hätte. Sein erster, schon vielversprechender Sololauf (13.) wurde noch geklärt von Piqué. Später dann der Mann des Tages: Profitierte bei seinem Treffer zum 1:0 von Alabas Zuckerpass, von seiner Ruhe am Ball sowie der unwiderstehlichen Schusstechnik seines linken Fußes.

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Thomas Müller

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(Foto: dpa)

Thomas Müller: Weniger auffällig als im Hinspiel, was beweist: Ist nicht der neue Messi, sondern auch nur ein Mensch. Rackerte mehr, als dass er zauberte. Sprang dann aber nach einer präzisen Ribéry-Flanke höher als die meisten Springpferde - erzielte seinen achten Treffer in dieser Champions-League-Saison. Insofern doch eine Art neuer Messi.

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Franck Ribéry

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(Foto: Getty Images)

Franck Ribéry: Wirkte, als habe er schnell noch einen Crashkurs als Linksverteidiger absolviert: Glänzte mit zahlreichen Ballgewinnen weit in der eigenen Hälfte. Glänzte dann meist auch mit beachtlichen Beiträgen zum Offensivspiel, oft weit und diagonal auf Robben. Problem: Für seine berüchtigten Dribblings stand er dann schlicht zu weit hinten, und die Wege im Camp Nou (längstes Spielfeld im Profifußball!) sind weit. Nach Robbens Vorentscheidung dann erst noch etwas unauffälliger - ein gutes Pferd springt eben nur so hoch, wie es muss (Ausnahme: Thomas Müller). Zum Schluss wieder in der gewohnten Rolle: zwei Vorstöße über links, zwei Flanken. Und aus dem 1:0 wurde ein 3:0. Versuchte nach dem Abpfiff seinen aufs Feld gestürmten "Bruder" (so irrtümlicherweise von ZDF-Moderator Béla Réthy verlautbart) gegen die Macht der spanischen Ordner zu verteidigen - vergeblich.

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Mario Mandzukic

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(Foto: AFP)

Mario Mandzukic: Für den Gegner wieder mit extrem hohen Zermürbungsfaktor. Gab in erster Linie den Offensivverteidiger Nummer eins der Münchner: Torpedierte das Aufbauspiel der Katalanen immer wieder durch gezielte Attacken auf den Ballführenden. Benötigte dafür keinen Crashkurs - so spielt er schon seit Wochen! Erst in zweiter Linie Stürmer Nummer eins der Münchner, in dieser Rolle jedoch im Pech. Stand nach Ribérys Flanke gold-richtig (in der Modebranche würde man sagen: nude-richtig), aber den Ball lenkte ein anderer ins Netz: Piqué.

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