Winterwanderung in Sulden:Es muss nicht immer Skifahren sein

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Eigentlich ist der Herbst die typische Wanderzeit. Warum aber nicht auch mal im Winter zu Fuß auf die Berge?

Alexander Rochau

Der Winter hat in den Alpen bereits Einzug gehalten. Doch in vielen Gebieten liegt noch zu wenig Schnee zum Skifahren oder Snowboarden. So auch wie letztens in Sulden - mitten in der Ortler-Skiarena im Nationalpark Stilfser Joch.

Richtige Kleidung ist wichtig für eine echte Schneewanderung. (Foto: Foto: Rochau)

Zwar liegt der Südtiroler Ort auf fast 2000 Meter über dem Meer, und kalt genug ist es eigentlich auch, aber in diesem Jahr gab es vielerorts einen sehr trockenen Herbst und demzufolge wenig Schnee.

Eigentlich sollten die Lifte bereits seit Ende Oktober laufen, immerhin reicht das Skigebiet bis über 3200 Meter hinauf, aber selbst auf den Gletschern gab es keine ausreichende Schneeauflage. Und nur auf dem Eis rumkratzen - das will man ja auch nicht. Also eine Alternative, das Wetter ist klasse, Sonnenschein, blauer Himmel und nicht allzu kalt: wandern!

Eine Winterwanderung bietet sich in dieser grandiosen Landschaft zu Füßen von Ortler, Cevedale und Königspitze an. Die Düsseldorfer Hütte auf 2750 Meter hatten die örtlichen Bergführer als lohnendes Ziel bezeichnet: auf einer Sonnenterasse gelegen, mit fantastischen Ausblicken auf die knapp 4000 Meter hohen Eis- und Felsriesen auf der anderen Talseite.

Wie eine Zwiebel

Als es am Morgen los geht, ist es noch recht frisch - deutlich unter Null - und schattig. Doch bald kommen wir in den Bereich der wärmenden Sonnenstrahlen, und die Bewegung beim Aufstieg (immerhin fast 1000 Höhenmeter) tut ihr Übriges.

Da braucht man schon eine gute Ausrüstung: Neben gutem Schuhwerk, Rucksack mit Getränken und Verpflegung ist natürlich die Bekleidung ein ganz wichtiges Element für eine Winterwanderung.

Verschiedene - ganz wichtig! - atmungsaktive Shells (Schichten) nach bekannten Zwiebel-Prinzip aus leichten und winddichten Materialien sind angesagt. So ist man immer richtig angezogen: Man friert weder, noch kommt man allzu stark ins Schwitzen.

Ein Bekleidungsteil aus- oder wieder anziehen kann man so immer, ohne gleich von einem Extrem ins andere zu fallen. Ein weiteres wichtiges Ausrüstungsteil sind Wander- oder Tourenskistöcke, vor allem beim Abstieg.

Nepal oder Südtirol?

Die Tour führt zunächst durch ein enges Tal am Wildbach entlang hinauf Richtung Hütte (ab Sulden sehr gut beschildert). Oberhalb der Waldgrenze bieten sich plötzlich grandiose Ausblicke auf die Ost- und Nordostflanken und Gletscher der Berge.

Die Landschaft wirkt karg, die Lichtstimmung ist jetzt im Spätherbst durch die sehr flach stehende Sonne faszinierend - man kommt sich vor, als wäre man auf einer Trekking-Tour in Nepal unterwegs.

Nach etwa zweieinhalb Stunden gleichmäßigem und ruhigem Aufstieg erreichen wir die - bereits geschlossene - Hütte. Die Rast auf der windgeschützten und sonnenbeschienen Terrasse ist dennoch sehr angenehm und erholsam und wird mit dem fantastischen Ortler-Panorama garniert.

Nach etwa einer Stunde machten wir uns wieder an den Abstieg auf dem nahezu gleichen Weg ins Tal. Niemand aus der Gruppe hatte es bereut, mitgegangen zu sein. Es war mehr als ein Ersatz für einen entgangenen Skitag bei bescheidenen Schneeverhältnissen.

Informationen: Wer den Aufstieg etwas abkürzen möchte, kann die ersten etwa 400 Höhenmeter auch mit dem Sessellift zurücklegen. Weitere Infos dazu findet man im Internet unter www.ortlergebiet.it

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