Winterurlaub:Ja, war denn schon Weihnachten?

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Weihnachtsmarkt in Weimar (Archiv). (Foto: dpa)

Das Fest ist vorbei, aber es riecht allerorts weiter nach Glühwein. Kein Wunder: Der Trend geht zum ganzjährigen Christkindlmarkt.

Glosse von Stefan Fischer

Weihnachten ist vorbei, die Feiertage, die Adventszeit. Viele Menschen atmen auf und mal wieder kräftig durch - und stutzen mancherorts: Weil der Geruch der Weihnachtszeit immer noch in den Städten hängt. Bratwürste, Glühwein, Maronen und Mandeln gibt es oft noch bis Jahresende, teils bis Dreikönig und darüber hinaus - der Trend geht zum XXL-Weihnachtsmarkt.

Das ist unter vielen Gesichtspunkten sehr zu begrüßen. Für gerade einmal vier oder fünf Wochen Holzhütten aufzubauen, lässt sich beim besten Willen nicht nachhaltig nennen. Werden sie ein paar Jahre über wiederverwertet, stellt sich wiederum die Frage der Lagerung - in überfüllten Städten wie München und London ein Problem. München feiert deshalb noch Sommer-Tollwoodfeste, für die die Stände gebraucht werden, in London, wo man sich nicht nur bei den Brexit-Verhandlungen aufs Vertagen versteht, hat der Weihnachtsmarkt im Hyde Park immerhin bis Neujahr, der an der South Bank bis 4. Januar geöffnet.

"Adventszauber" auf der Sonnenterrasse

Ausgedehnt sind die Öffnungszeiten vor allem im Süden: Ob in Bozen, Brixen oder Bruneck, in Meran oder Innichen - erst an Dreikönig ist Schluss. Das ist nur konsequent: Viele Touristen verbringen einen Weihnachtsurlaub in Südtirol; jetzt endlich haben sie Zeit für einen Bummel über einen adventlichen Markt. Vor Heiligabend ist da oftmals nicht dran zu denken.

Mancherorts wird der Trubel verschämt umetikettiert. Aus einem Weihnachts- wird zwischen den Jahren flugs ein Wintermarkt. Auf Dresdens Mittelaltermarkt wiederum werden bis Dreikönig in den Raunächten böse Geister vertrieben. Wobei sich angesichts allfälliger Umtriebe dort die Frage stellt, ob in und um Dresden nicht das ganze Jahr über Raunacht-Stimmung herrscht.

Haben die Märkte bis Dreikönig geöffnet, sind sogar die Brauchtumsforscher mit im Boot: Die Weihnachtszeit dauere schließlich bis dahin, argumentieren sie. Wer auf Traditionen baut, kann sich den verlängerten Märkten tatsächlich nicht entziehen: Mit einem Stern kann man die Abgesandten aus dem Morgenland schließlich nicht mehr anlocken, dazu verstellt viel zu viel Kunstlicht den Blick. Es geht nur über den Geruchssinn.

Die Pioniere sind natürlich längst weiter: Im Millstätter See gibt es (vorerst bis 7. Januar) einen Adventszauber auf einer schwimmenden Sonnenterrasse - da stören eisige Temperaturen nur, denn dann ist der See zugefroren und die Terrasse schwimmt nicht. Das Konzept dieses Adventsmarktes ist also eindeutig auf weitere Jahreszeiten ausgelegt. Und in Guebwiller dauert der Weihnachtsmarkt diesmal satte 13 Tage länger als im Vorjahr. Expandieren die Elsässer im selben Tempo weiter, werden wir ihn noch erleben, den Ganzjahres-Weihnachtsmarkt.

© SZ vom 28.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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