Direktflug Sydney-London:20 Stunden und 20 Minuten nonstop in der Luft

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Eine Qantas-Maschine - in Zukunft will die Airline einen Rekord brechen. (Foto: REUTERS)

Die australische Airline Qantas will bald von Sydney nach London fliegen - das wäre die längste Direktverbindung der Welt. Und ein spezielles Erlebnis für die Passagiere.

Von Jan Schmidbauer

Als die Lockheed Constellation der australischen Fluggesellschaft Qantas im Dezember 1947 zu ihrem ersten Flug nach London abhebt, stehen die Passagiere vor einer Strapaze. Vier Tage sollte das Flugzeug brauchen, um von Sydney in die britische Hauptstadt zu kommen. Die Maschine war nicht nur langsamer als moderne Jets, sie musste auch etliche Male nachtanken, bevor sie in Großbritannien aufsetzen konnte: Noch im australischen Darwin ging es zum ersten Mal runter. Es folgten Stopps in Singapur, Kalkutta, Karachi und Kairo. Erst nach einem weiteren Halt im libyschen Tripolis nahm die Constellation Kurs auf London. Es waren wohl auch die vielen Zwischensprünge, die der Verbindung den Namen "Känguru-Route" einbrachten.

Noch heute müssen Passagiere mindestens einmal zwischenlanden, wenn sie die Strecke überwinden wollen. Und genau das will Qantas ändern. Airline-Chef Alan Joyce sagte am Freitag, dass er bis 2022 eine Nonstop-Verbindung zwischen Sydney und London einrichten möchte. Er spornte die Hersteller Boeing und Airbus an, ein Flugzeug zu entwickeln, das die Strecke ohne Halt bewältigt. Boeing will in drei Jahren seine neue 777X ausliefern, Airbus bringt nächstes Jahr den A350 in einer Ultralangstrecken-Version heraus. Laut Qantas würden diese Maschinen die Entfernung schon fast zurücklegen können.

Nicht nur für die Luftfahrt wäre eine Nonstop-Verbindung zwischen London und Sydney eine kleine Revolution. Auch für die Passagiere wäre es ein interessantes Experiment: 20 Stunden und 20 Minuten wären sie in der Kabine gefangen, zwei Stunden länger als beim bisherigen Langstrecken-Rekordhalter Qatar. Die Airline verbindet die Städte Auckland und Doha. Zwischen Sydney und London liegen weitere 2200 Kilometer.

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Dieter Schiebel weiß, welche Belastung ein solcher Flug für Passagiere sein kann. "Auf so einer langen Strecke werden die Menschen quengelig", sagt der Flugpsychologe. Airlines müssten bei solchen Verbindungen mehr Komfort bieten. Die Passagiere bräuchten mehr Platz und die Sitze müssten bequemer sein als in heutigen Maschinen. Laut Schiebel gibt es noch ein weiteres Problem, er nennt es die "soziale Komponente": "Wen hast du als Nachbar?" - diese Frage sei nicht zu unterschätzen. Nicht jeder Passagier komme damit klar, wenn er 20 Stunden neben einer wildfremden Person sitzen muss.

Schon jetzt versuchen die Fluggesellschaften ihre Langstrecken komfortabler zu gestalten, etwa mit einer Kabinenbeleuchtung, die sich der Tageszeit anpasst oder mit umfangreicherer Bordunterhaltung. Noch weiter gehen will die südostasiatische Singapore Airlines. Nach mehrjähriger Pause will sie New York und Singapur von 2018 an wieder nonstop verbinden und den Airbus A350 dafür nur mit knapp 200 statt 300 Sitzen ausstatten.

Den Airlines geht es auch darum, mehr Tickets in der Business-Class und der sogenannten Premium-Economy zu verkaufen. Erst dann sind ultralange Strecken rentabel. Die randvoll getankten Maschinen verbrauchen große Mengen Kerosin, weil das Flugzeug gewissermaßen das Eigengewicht des vielen Treibstoffs schleppen muss, außerdem müssen mehr Piloten und Kabinenpersonal an Bord sein. Singapore hatte seine Verbindung nach New York wegen der hohen Kosten vorerst eingestellt. Inzwischen sind längere Strecken dank niedrigerer Spritkosten wieder lukrativer.

Für Qantas geht es auch um etwas anderes. Die Airline könnte sich durch die neuen Flüge mehr Interkontinental-Verbindungen sichern. Bislang müssen die Passagiere auf Flughäfen wie Dubai oder Bangkok zwischenlanden, wovon auch die dort beheimateten Fluggesellschaften profitieren. Sollte Qantas nun über sie hinwegfliegen, wäre sie bei Passagieren attraktiver. Das Känguru müsste nur noch einmal springen - und wäre drei Stunden früher da.

© SZ vom 26.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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