Der Zug rattert über das Gleis, der nächste Bahnhof ist noch weit weg, aber der Fahrgast muss wirklich dringend zur Toilette. Bei der Deutschen Bahn sind wenigstens Toiletten an Bord, wobei die Nutzer nicht immer über deren Zustand erfreut sind. Wer hingegen in einen Waggon in den Niederlanden steigt, hat eventuell Pech gehabt - ein WC in jedem Zug käme zu teuer, lautet hier das Argument.
Nach Protesten führt die niederländische Bahn nun auf "Sprinter"-Zügen ohne Toiletten in Zukunft "Pinkel-Tüten" mit. Die Plastiktüten seien aber nur für Notfälle, teilte das Unternehmen mit, etwa wenn ein Zug auf der Strecke angehalten werden müsse und die Fahrgäste nicht aussteigen könnten. In den Tüten, die im Abteil des Zugbegleiters aufbewahrt werden, befindet sich ein hoch absorbierendes Material, das Urin in eine gelartige Substanz verwandelt - jungen Eltern dürfte das Prinzip bekannt vorkommen.
Nach Gebrauch können die Tüten versiegelt und in den Müll geworfen werden. Dass die "Sprinter"-Züge ohne Toiletten entworfen wurden, hatte in der Öffentlichkeit zu Kritik an der niederländischen Bahn geführt.
Und dazu, dass ein Lokführer in seiner Not am Bahnhof in einen Nachbarzug mit Toilette sprang, um sich zu erleichtern - leider fuhr dieser Zug ab, während die Passagiere der verlassenen Bahn auf die Rückkehr ihres Lokführer warten mussten.
Nicht nur bauliche Mängel können eine Bahnfahrt erschweren - Mitreisende können sie unerträglich machen. Eine Typologie vom "Schwitzfinken" bis zum "Motzbold" finden Sie auf den folgenden Seiten ...
sueddeutsche.de/dapd/kaeb