Postalm:Skifahren einmal anders

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Das Gebiet über dem Wolfgangsee setzt auf Alternativen zum Skifahren: Schneeschuhwandern im Tiefschnee, gelenkschonendes Abfahren mit dem Snowbike oder Zipfelbobrennen im Funpark.

Lisa Sonnabend

Die Straße windet sich. Immer höher hinauf. Kurve um Kurve dem Gipfel entgegen. Wasserfälle mit bizarren Eiszapfen-Formationen am Wegesrand, verschneite Tannenspitzen. Plötzlich öffnet sich der wunderschöne Blick auf den winterlichen Wolfgangsee.

Kommt zunehmend in Mode: Schneeschuh-Wandern (Foto: Foto: www.postalm.at)

Das steile Bergauf vom Tal bis zum 1200 Meter hohen Skigebiet Postalm lässt sich auch bei winterlichen Verhältnissen für Autofahrer gut bewältigen. Allerdings soll der ortsansässige Pfarrer letzthin mit seinem Fahrzeug vom rechten Weg abgekommen sein.

Ist man oben angekommen, erwartet einen - auch wenn es im Tal nebelig und matschig ist - meist Sonnenschein und viel Pulverschnee.

Die Postalm, im Salzkammergut in Österreich gelegen - etwa 40 Kilometer von Salzburg entfernt -, ist das zweitgrößte Hochplateau Europas. Im Sommer kommen Scharen von Wanderern und Mountainbikern, im Winter einige Skifahrer und Langläufer. Lediglich sechs Schlepplifte und einen Sessellift gibt es in dem kleinen Skigebiet. Familien fahren die weiten, meist flachen Hänge hinab. Auf Pulver- oder sogar ein wenig Tiefschne. Eisig ist es hier nur äußerst selten.

Alles ruhig und überschaubar

Alle Lifte gehen von einem Punkt aus, an dem sich auch der Skiverleih, die Skischule und zwei Hütten befinden: Die Skifahrer werden so nach jeder Abfahrt wieder in den Kessel zurückgeführt. Geht ein Familienmitglied auf der Piste verloren, trifft man es unten am Lift zu 100 Prozent wieder. Die Pisten auf der Postalm hat man fast für sich alleine, Schlangen an den Liften gibt es nicht.

"Mit einer neuen Winteroffensive sollen in Zukunft mehr Gäste auf die Postalm gelockt werden", sagt Oliver Berndt, der Geschäftsführer der Skilifte. "Allein mit dem kleinen Skigebiet ist dies nicht möglich", weiß Berndt. "Unsere Idee war es deswegen, auch den Nichtskifahren etwas auf dem Berg zu bieten."

Schneeschuhwandern und Tourengehen in unberührtem Pulverschnee, Langlaufen auf hochalpinen Loipen mit herrlichen Ausblicken auf den Wolfgangsee und das Salzkammergut oder ein Glühwein-Umtrunk in einer Almhütte im Wald, Übernachtung in einer einsamen Hütte mit Fackelwanderung: Es muss nicht immer nur Skifahren sein.

Jetzt wird's anders

Funpark nennt sich die neue Attraktion auf der Postalm. Kinder können sich hier von einem überdachten Förderband den Berg hinaufbringen lassen, und dann geht's die abgesperrte Piste hinunter mit einem kleinen Zipfelbob - die Beine angezogen -, großen Tubing-Reifen aus Plastik, oder dem Airboard - einer Art Luftmatratze für den Schnee. Manche kreischen überwältigt von der Geschwindigkeit, die sie mit ihrem Gefährt erreichen; anderen kann es gar nicht schnell genug gehen.

Und was war das? Eine Dame schwingt mit einem fahrradähnlichen Gefährt in großen Bögen die Piste hinunter. Mit zwei Mini-Skiern an den Füßen sitzt die Frau auf einem Sattel und hält sich an einem Lenker fest. Anstelle von Rädern wie beim Fahrrad hat das Gerät zwei etwa 30 Zentimeter lange Ski. Die Dame ist Snowbike-Fahrerin.

Die Pisten-Fahrräder

Bernd Brenter - im Skigebiet für Verleih und Kurse zuständig - ist der einzige Snowbike-Hersteller auf der ganzen Welt. Sein Vater hat das "Radl für den Schnee" vor etwa 50 Jahren unweit der Postalm erfunden. Der Sohn ist in seine Fußstapfen gestiegen. Die Snowbikes der Postalm sind gelb wie die Farbe der Deutschen Post.

"Ganz hinten auf dem Sattel Platz nehmen, die Beine fest an den Sitz pressen und Schulter und Kopf in die Richtung drehen, in die die nächste Kurve gehen soll. Die Stützski an den Füßen möglichst nicht belasten", erklärt Brenter einer Anfänger-Gruppe und schwingt anmutig in weiten Bögen die leere Piste hinunter - mit einem entspannten Grinsen im Gesicht. Die Kursteilnehmer folgen seinen Spuren.

Erst, wenn die Snowbike-Anfänger den zweistündigen Einführungskurs absolviert und ein Zertifikat erhalten haben, dürfen sie sich ein Gerät ausleihen und die Hänge der Postalm hinab "radeln".

Geht natürlich auch auf / in der Postalm: Snowboarden (Foto: Foto: www.postalm.at)

"In über 30 Ländern hat der Snowbike-Boom inzwischen Einzug gehalten", erzählt Brenter stolz. "Immer mehr Nichtskifahrer trauen sich mit dem Snowbike doch noch auf die Piste, und Leute mit Knieproblemen können so auf Gelenk schonende Art und Weise wintersportlich aktiv sein."

Auch der Touristin Gabriele Freisinger gefällt das Snowbike. Skifahren macht der 43-Jährigen keinen Spaß mehr, Snowbike-Fahren dagegen findet sie "auf eine ganz eigene Weise sportlich, weil man nicht ins Schwitzen gerät, aber trotzdem am nächsten Tag ein wenig Muskelkater hat".

Für jeden und alle etwas

Das Gebiet Postalm ist passend für Menschen wie Gabriele Freisinger und ihre Familie. Die Mutter kurvt mit dem Snowbike über die Hänge, Vater Martin begleitet sie oder gleitet über die alpinen Langlauf-Loipen, Sohn Johannes trainiert Tiefschneefahren mit dem Snowboard und die 13-jährige Tochter testet die Spaß-Attraktionen im Funpark oder fährt einfach nur Ski - obwohl es ihr so ganz alleine auf der Piste manchmal ein wenig langweilig wird. Am letzten Urlaubstag geht die Familie dann Schneeschuhwandern - alle gemeinsam.

Das neue Winter-Konzept hoch oben auf der Postalm hat auch für die Gastronomie und Hotellerie unten in den Ortschaften rund um den Wolfgangsee große Bedeutung. Während in den vergangenen Wintern die Gassen in den Orten menschenleer blieben, viele Lokale und Geschäfte geschlossen hatten und die Wellen im Wolfgangsee in aller Ruhe ihre Wogen schlugen, soll nun im Tal das vorhandene Potential für Winterurlauber besser ausgeschöpft werden.

Schifferlfahren und Wellness

"Im Sommer sind 90 Prozent unserer Betten ausgelastet, im Winter dagegen bislang nur 60 Prozent", sagt Helmut Peter, der Wirt von dem viel besungenen Hotel "Im Weissen Rössl am Wolfgangsee". "Mit der 'neuen' Postalm wird sich das wohl bald ändern." Im Ort St. Wolfgang stellt man sich auf die Wintergäste ein: Die Touristen können nun auch im Winter mit dem Schiff über den See fahren, einige Hotels - wie das Weisse Rössl - haben große Wellness-Bereiche errichtet, im Advent findet im Ort ein urtümlicher Weihnachtsmarkt statt.

Der Wolfgangsee ist seit vielen Jahren auch der Lieblings-Sommer-Urlaubsort von Alt-Kanzler Helmut Kohl. Vielleicht trifft man ihn nun auch einmal im Winter, wenn er auf der Postalm mit einem Snowbike den Berg hinunter schwingt oder mit Schneeschuhen durch den Pulverschnee marschiert...

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