Trump nach dem Comey-Rausschmiss:Das sind die Kandidaten für den FBI-Chefposten

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Donald Trump muss sich Gedanken über einen Nachfolger für den geschassten FBI-Chef James Comey machen. (Foto: AP)
  • Nach dem Rauswurf von James Comey hat US-Präsident Trump versprochen, den Posten des FBI-Chefs schnellstmöglich neu zu besetzen.
  • Die Personalie wird Aufschluss darüber geben, wie ernst Trump die Ermittlungen der Behörde gegen sein eigenes Wahlkampfteam nimmt. Dabei geht es um mögliche Verbindungen zur russischen Regierung.
  • Unter den aussichtsreichen Kandidaten ist ein Mann, der den Korruptionsskandal beim Weltfußballverband Fifa untersucht hat.

Von Thorsten Denkler, New York

Der geschäftsführende und bisher stellvertretende FBI-Chef Andrew McCabe wäre unter anderen Umständen sicher erste Wahl, wenn es um die Neubesetzung des höchsten Polizeipostens der USA geht. Aber die Umstände sind eben nicht so. Vergangenen Dienstag hat US-Präsident Donald Trump völlig überraschend FBI-Chef James Comey gefeuert. Und das mitten in den FBI-Ermittlungen über die Verbindungen von Trumps Wahlkampf-Team zu Russland und der möglichen Einflussnahme Moskaus auf die US-Wahl vergangenen Herbst.

Jetzt muss Trump einen Nachfolger finden. Und daran wird zu messen sein, wie ernst er die Ermittlungen nimmt, die auch Personen aus seinem Umfeld zum Ziel haben. McCabe stünde auf der Liste glaubwürdiger Kandidaten ganz oben. Nur hat er vergangene Woche vor einem Senatsausschuss der Darstellung der Trump-Regierung deutlich widersprochen, Comey habe in seinem eigenen Haus keinen Rückhalt mehr gehabt. Das völlige Gegenteil sei der Fall, erklärte McCabe.

Kommentar zu Comeys Rausschmiss
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James Comey hat die Verbindungen von Trumps Team nach Russland untersuchen lassen. Dass der US-Präsident ihn inmitten laufender Ermittlungen rauswirft, zeigt, wie egal Trump Anstand und Moral sind.

Kommentar von Thorsten Denkler

Für Trump kommt das einem Misstrauensbeweis gleich. Er scheint daher einen Kandidaten finden zu wollen, der ihm seine Loyalität zusichert. Das aber ist für den Chef einer Ermittlungsbehörde eine höchst diffizile Frage. Loyal kann er nur gegenüber dem Gesetz sein. Und das steht auch in den USA über dem Präsidenten.

Anstandshalber gehörte McCabe mit den folgenden drei Kandidaten zu jenen Personen, die am Samstag im Justizministerium zum Vorstellungsgespräch antreten durften. Es würde aber an ein Wunder grenzen, wenn der 49-jährige Karriere-Ermittler McCabe am Ende der Auserwählte wäre.

Ganz oben auf der Liste der natürlichen Kandidaten für den Job steht auch der republikanische Senator John Cornyn. Der konservative Jurist aus Texas war vor seiner politischen Karriere Generalstaatsanwalt und somit Justizminister von Texas. Er ist seit 2002 Senator und wurde zuletzt 2014 für weitere sechs Jahre wiedergewählt. Im Senat ist er eine Art parlamentarischer Geschäftsführer für die republikanische Seite (Majority Whip). Er soll Trump zwar noch nicht offfiziell einen Korb gegeben, aber ihm zu verstehen gegeben haben, dass er sehr, sehr gerne Senator sei.

Den Richter Michael J. Garcia dürfte jeder kennen, der sich mit den Korruptionsskandalen des Weltfußballverbandes Fifa beschäftigt hat. Garcia war bis Dezember 2014 der Fifa-eigene Chefermittler in dem Skandal. Der Weltfußballverband hatte in einer offiziellen Auswertung eines geheim gehaltenen Berichtes um die Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaften nach Russland und Katar keine Verstöße feststellen wollen. Garcia legte Einspruch ein. Erst wies die Fifa den Einspruch zurück, dann trat Garcia zurück. Der Jurist und frühere Bundesanwalt gehört ebenfalls zu jenen Kandidaten, die am Samstag im Justizministerium vorstellig wurden.

Die Juristin Alice Fisher ist eine Expertin für White Collar Crime, also Wirtschaftskriminalität, und kennt sich mit faulen Finanzgeschäften aus. Sie ist eine von zwei Frauen auf der Liste der möglichen Kandidaten. Fisher hat während der Präsidentschaft von George W. Bush einige Jahre im Justizministerium die Abteilung für solche Finanzdelikte geleitet. Mittlerweile kümmert sie sich in einer Washingtoner Anwaltskanzlei um diese Themen.

J. Michael Luttig gehört - wie sämtliche noch folgenden Kandidaten - nicht zu den naheliegenden Personalien. Er würde, wenn die Wahl denn auf ihn fällt, aus der Wirtschaft zurück in den politischen Raum kommen. Luttig ist seit 2006 führender Jurist für die Fluggesellschaft Boeing. Zuvor war er im Justizministerium beschäftigt, dem das FBI formal unterstellt ist. George Bush Sr. hatte ihn bereits 1991 als Bundesrichter nominiert; unter George W. Bush galt er als Kandidat für den Supreme Court. Er gilt als gut vernetzt in konservativen Kreisen.

Als hochgradig parteiisch gilt der republikanische Abgeordnete im Repräsentantenhaus, Trey Gowdy. Der konservative Politiker hat die parlamentarische Untersuchung des tödlichen Überfalls auf einen diplomatischen Außenposten der USA 2012 im libyschen Bengasi geleitet. Trey hat alles versucht, der damaligen US-Außenministerin Hillary Clinton eine Mitverantwortung in die Schuhe zu schieben. Den Republikanern wurde eine Art Bengasi-Obsession unterstellt. Beweise, dass Clinton eine direkte Mitschuld für den Vorfall trägt, konnte die Untersuchung nicht liefern, die etwa sieben Millionen US-Dollar verschlang.

Ein angesehener Fachmann für Geheimdienstbelange ist Mike Rogers. Der Republikaner aus Michigan war Vorsitzender des Geheimdienst-Ausschusses im Repräsentantenhaus. Und früher selbst FBI-Agent. Von Behördenmitarbeitern wird er bis heute geschätzt, er gilt als eine ehrliche Haut. Ihm wird zugetraut, das FBI aus den Negativ-Schlagzeilen der vergangenen Jahre zu bringen. Rogers war Teil von Trumps Übergangsteam, das den künftigen US-Präsidenten auf die Regierungsübernahme vorbereiten sollte. Er zog sich Mitte November nach internen Streitigkeiten zurück.

Trump soll außerdem den früheren New Yorker Polizeichef (Commissioner) Raymond Kelly ins Auge gefasst haben. Der aber hat wohl schon abgelehnt. Das Amt des FBI-Chefs wird für zehn Jahre vergeben. Kelly ist bereits 75 Jahre alt.

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