Terror in Frankreich:Was über die Terror-Kommandos von Paris bekannt ist

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Blick über Paris vom Hügel von Montmartre: Noch immer sind längst nicht alle Rätsel gelöst um die Attentäter von Paris. (Foto: AP)

Zehn Tage nach den Anschlägen sind noch immer nicht alle Attentäter identifiziert, darunter zwei Männer, die sich am Stade de France in die Luft sprengten. Die Polizei veröffentlicht ein Foto.

Von Christian Wernicke

Zehn Tage nach den Attentaten von Paris sind noch immer nicht alle Mörder identifiziert. Es waren acht Täter - oder mehr? Die Ermittler sortieren ihre Indizien wie ein riesiges Puzzle - und aktuelle Erkenntnisse über die drei Terrorkommandos, die am 13. November ihre Blutspur zogen, werfen oft mehr neue Fragen auf, als dass sie Antworten geben.

Kommando I - Erst einer der drei Selbstmordattentäter vom Stade de France ist identifiziert: Bilal Hadfi, ein 20-jähriger Franzose, der im Brüsseler Stadtteil Molenbeek lebte und sich dort radikalisiert haben soll. Von den beiden anderen "Kamikazes" weiß die Staatsanwaltschaft nur, dass sie aus Syrien kamen und sich unter den Strom der Flüchtlinge gemischt hatten. Von beiden Männern wurden am 3. Oktober auf der griechischen Insel Leros die Fingerabdrücke registriert. Einer der beiden trug beim Anschlag einen gefälschten syrischen Pass auf den Namen Ahmad Al-Mohammad bei sich. Die Polizei veröffentlichte am Sonntag ein Foto des dritten Täters und hofft auf Hinweise auf seine Identität.

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Seit dem Wochenende glauben die Ermittler, dass Salah Abdeslam Fahrer des Stadion-Kommandos war. Der 26-jährige Franzose, derzeit meistgesuchter Mann Europas, hatte einen schwarzen Renault Clio angemietet und in der Mordnacht im 18. Arrondissement von Paris geparkt. Dort ließ er sich am frühen Samstagmorgen von zwei Freunden abholen und nach Belgien bringen, wo er untertauchte. Seine beiden Helfer gaben an, Abdeslam sei "völlig fertig" gewesen und habe noch einen Sprengstoffgürtel getragen. Im Bekennerschreiben des IS hatte es fälschlich geheißen, die Anschläge hätten auch das 18. Arrondissement erschüttert. Abdeslams Familie vermutet, Salah habe in letzter Minute den Sinn der Bluttat bezweifelt und den IS-Befehl verweigert, sich im stets belebten 18. Arrondissement auf offener Straße in die Luft zu sprengen.

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Kommando II - die Bistro-Mörder. Es waren wohl drei Männer, die mit einem schwarzen Seat durch das 10. und 11. Arrondissement fuhren - und an vier Orten wahllos Gäste von Bars und Restaurants niederschossen. Ein Mittäter war Salah Abdeslams älterer Brahim, 31, der sich selbst sprengte. Ein zweiter Terrorist entkam unerkannt. Seit Freitag mutmaßen die Ermittler: Dritter Mann im Seat war Abdelhamid Abaaoud, der 28-jährige Drahtzieher des Komplotts, der am Mittwochmorgen bei einer Razzia im Pariser Vorort Saint-Denis im Kugelhagel starb. Videobilder zeigen Abaaoud am Abend der Anschläge in einer Metrostation im Vorort Montreuil. 200 Meter entfernt fand die Polizei den Seat. Darin lagen drei Kalaschnikows, auf einer waren Abaaouds Fingerabdrücke.

Kommando III - das Bataclan. Dieses Trio hat die meisten Opfer auf dem Gewissen - 89. Zwei der drei Täter waren Franzosen. Samy Amimour, 28 Jahre alt, einst Busfahrer in einem Pariser Vorort, galt Freunden als stiller Typ. Seit er 2012 nach Jemen reisen wollte, beobachtete ihn der Staatsschutz. 2013 tauchte er unter, ging nach Syrien. An seiner Seite mordete Ismaël Omar Mostefaï, 29-jähriger Vater einer fünfjährigen Tochter aus Chartres. Als die Polizei das Bataclan erstürmte, sprengte sich Mostefaï in die Luft. Dies tat auch der dritte, noch nicht identifizierte Terrorist.

Das Umfeld - Der Strippenzieher Abdelhamid Abaaoud tauchte nach den Anschlägen in der Pariser Banlieue unter. Dabei half ihm Hasna Aitboulahcen, seine Cousine. Das Handy der 26-jährigen Islamistin wurde von der Polizei abgehört und führte die Anti-Terror-Kommandos zum Versteck in Saint-Denis. Die Frau starb, als ein dritter Terrorist in der Wohnung seinen Sprenggürtel auslöste. Wer dieser Mann war und ob er bei den Attentaten vom 13. November mitmordete, wissen die Ermittler noch nicht.

© SZ vom 23.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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