Russland feiert Sieg von Stalingrad:Pomp, Pathos und Grüße aus dem All

Mit markigen Sprüchen zelebriert Präsident Putin den sowjetischen Sieg über die Deutschen in der Schlacht von Stalingrad vor 70 Jahren. Auch für versöhnliche Gesten zwischen den Feinden von einst ist Raum - und für Klänge von Ludwig van Beethoven.

Präsident Wladimir Putin Festakt in Wolgograd.  Stalingrad

Markige Sprüche und großer Bühne: Präsident Wladimir Putin während seiner Ansprache beim Festakt in Wolgograd.

(Foto: dpa)

Mit Pomp und Pathos hat Russland den Triumph der Roten Armee über die deutschen Angreifer in der Schlacht um Stalingrad vor 70 Jahren begangen. "Stalingrad wird für immer ein Symbol der Einheit und der Unbesiegbarkeit unseres Landes sein", sagte Kremlchef Wladimir Putin beim zentralen Staatsakt im heutigen Wolgograd.

Der Präsident sparte nicht mit markigen Sprüchen: Die Russen sollten schon im Kindesalter lernen, ihre Heimat zu lieben, forderte er. Stalingrad sei ein leuchtendes Beispiel für Vaterlandsliebe. Putin nannte den Sieg von Stalingrad in seiner Ansprache "eines der großartigsten Beispiele für Heldentum in der Welt".

Zum Jahrestag der deutschen Kapitulation an der Wolga nannte sich die südrussische Millionenstadt offiziell für 24 Stunden wieder Stalingrad nach Sowjetdiktator Stalin - trotz massiver Proteste von Menschenrechtlern. Der Sieg der Roten Armee am 2. Februar 1943 gilt als Wendepunkt des Zweiten Weltkriegs.

Busse mit Stalin-Konterfei brachten Veteranen an die Wolga

In einer martialischen 3D-Show vor Tausenden Ehrengästen in der Sporthalle stellten uniformierte Darsteller am Vorabend die Befreiung Stalingrads nach. Im Zentrum marschierten bei frostigem Wetter 650 Soldaten in historischen Uniformen vor etwa 20.000 Zuschauern auf.

Teil der Militärparade war auch ein restaurierter Weltkriegs-Panzer des legendären sowjetischen Typs T-34. Riesige Transparente in der Stadt verkündeten "Von Stalingrad aus zum Endsieg". Jugendliche mit rot-weißen Pelzmützen und der Aufschrift "70" standen als Helfer bereit. Landesweit erinnerten Städte an den historischen Tag. Das Staatsfernsehen zeigte Bilder der schweren Kämpfe.

Selbst im All wurde der Sieg über Nazi-Deutschland gefeiert: In einer Videobotschaft grüßten drei Kosmonauten von der Internationalen Raumstation ISS und gratulierten den Veteranen zum "überzeugenden Sieg".

Busse mit dem Konterfei Stalins brachten Veteranen in ordenbehangenen Uniformen an die Wolga. Menschenrechtler und Historiker kritisierten eine zunehmende Verharmlosung der Zeit schwerster Repression und staatlichen Morden unter Josef Stalin (1879-1953).

Osnabrücker Symphonieorchester spielte im heutigen Wolgograd

Putin legte gemeinsam mit Veteranen an der Gedenkstätte auf dem Mamajew-Hügel Blumen und Kränze nieder. Als Zeichen der Versöhnung gedachten auch Nachkommen deutscher Soldaten der mindestens 700.000 Stalingrad-Opfer. Als Vertreter der Bundesregierung legte Botschafter Ulrich Brandenburg bei einer feierlichen Zeremonie im Stadtzentrum einen Kranz nieder. Wolgograd, rund 1000 Kilometer südlich von Moskau, betont stets, dass deutsche Gäste im Geiste der Versöhnung willkommen sind.

Zum Abschluss des Gedenkens spielte am Sonntag das Osnabrücker Symphonieorchester als erstes deutsches Orchester in der Wolgastadt. Gemeinsam mit dem Philharmonischen Orchester Wolgograd setzten die Musiker aus Niedersachsen damit ein Zeichen der Freundschaft. Auf dem Programm stand unter anderem die 9. Symphonie von Ludwig van Beethoven.

Die monatelange Schlacht vom Herbst 1942 bis Anfang 1943 kosteten mindestens 150.000 Deutsche und Zehntausende Verbündete sowie 500.000 Russen das Leben. Auch Abertausende Zivilisten starben durch Gewalt, Hunger und Temperaturen von bis zu minus 43 Grad.

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