Republikaner Mike Huckabee:Kandidatur als Auftrag Gottes

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"Ein Anführer lässt sich nur auf Kämpfe ein, die er auch gewinnen kann": Mike Huckabee will Präsident werden. (Foto: AFP)
  • Der Republikaner Mike Huckabee tritt ein zweites Mal als Präsidentschaftskandidat an und positioniert sich als Gegenspieler zu Bill und Hillary Clinton.
  • Der Ex-Gouverneur aus Arkansas und ehemalige Baptistenprediger ist bei konservativen Christen beliebt - und damit direkter Konkurrent von Senator Ted Cruz und dem Afroamerikaner Ben Carson.
  • Es spricht allerdings wenig dafür, dass der 59-Jährige dieses Mal größere Erfolgschancen hat als 2008.

Von Matthias Kolb, Des Moines

Mike Huckabee mag klare Aussagen und Vergleiche. In dem Video, das seine Kandidatur für das Präsidentenamt ankündigt, sagt der Republikaner: "Jeder betrunkene Hinterwäldler kann eine Schlägerei in einer Bar anzetteln. Ein Anführer lässt sich nur auf Kämpfe ein, die er auch gewinnen kann." Kampfeslustig steigt Huckabee also erneut ins Rennen um das Weiße Haus ein, doch ähnlich wie 2008 ist der 59-Jährige allenfalls ein gefährlicher Außenseiter.

Der zweiminütige Clip zeigt, wie sich Huckabee positionieren will: Er gibt den Gegenspieler zu Bill Clinton, der ebenfalls Gouverneur in Arkansas war und in Hope geboren wurde. Dort, in der Kleinstadt mit dem hoffnungsfrohen Namen, wird Huckabee an diesem Dienstag offiziell seine Kandidatur verkünden und damit auch Hillary Clinton, die Favoritin der Demokraten, attackieren.

Der Beifall der Basis ist ihm sicher, wenn er ausruft: "Ich bin immer wieder gegen die Clinton-Maschine und ihr Geld angetreten und ich habe gewonnen." Dass dies maßlos übertrieben ist ( mehr bei der Washington Post), spielt in dieser Phase des US-Wahlkampfs keine Rolle, wo jeder Republikaner seine Nische im immer größer werdenden Bewerber-Feld sucht.

Oft betont er, dass er keinen einzigen Tag in der bei vielen Amerikanern verhassten Hauptstadt Washington gearbeitet habe, und kritisiert den angeblich so übertriebenen Wohlfahrtsstaat: "Ich bin nicht Republikaner, weil ich reich geboren wurde. Ich bin Republikaner, weil ich nicht arm bleiben und darauf warten wollte, dass mich die Regierung rettet."

Was ihm sonst noch wichtig ist, verrät der Titel seines letzten Buches: "God, Guns, Grits and Gravy". Als stolzer Südstaatler liebt er die für die Region typische Grütze und fettige Saucen ebenso wie Gewehre und Pistolen. Bei der christlichen Rechten hat der ehemalige Baptistenprediger noch immer großen Rückhalt - deren Stimmen sicherten ihm 2008 den Sieg bei der allerersten Vorwahl in Iowa sowie in vier weiteren Bundesstaaten.

Beliebt bei der Basis, mittelmäßig im Spendensammeln

Zwar buhlen mit Ted Cruz aus Texas, dem Neurochirurgen Ben Carson und Ex-Senator Rick Santorum noch mindestens drei weitere Kandidaten um die Gunst der überzeugten Christen, doch laut Bob Vander Plaats ist Huckabee gerade in Iowa äußerst populär. "Die Leute hier mögen ihn und seine moralischen Werte stehen außer Zweifel", sagt der Chef der Evangelikalen-Organisation "Family Leader" der Süddeutschen Zeitung. In einer Umfrage kam Huckabee Ende April mit zehn Prozent einen achtbaren vierten Platz.

Als er im Januar 2015 seine wöchentliche Talkshow beim konservativen TV-Kabelsender Fox News nach sechseinhalb Jahren aufgab, begründete er dies via Facebook damit, dass Gott ihn nicht auf die Erde geschickt habe, damit er "ein schönes Leben" führe.

Es spricht jedoch wenig dafür, dass Mike Huckabee jene Probleme überwinden kann, die 2008 seine Kandidatur scheitern ließen. Er gilt als wenig diszipliniert und ist deshalb beim Spendensammeln nicht besonders erfolgreich - dabei ist eine gut gefüllte Kasse bei der großen konservativen Konkurrenz ( am Vortag stieg mit Carly Fiorina die erste Republikanerin ins Rennen ein) wichtig, um nicht zu früh wegen Geldmangels aufgeben zu müssen.

Und dass der 59-Jährige seine Kandidatur als "göttlichen Auftrag" begreift und eine Hardliner-Position bei Themen wie Abtreibung vertritt, sorgt dafür, dass er trotz seiner hemdsärmeligen Art bei weniger religiösen Republikanern kaum punkten kann - von unabhängigen Wechselwählern ganz zu schweigen. Und die libertären Verfechter eines möglichst schwachen Staats nehmen es ihm übel, dass er in seiner Zeit als Gouverneur in Arkansas zwischen 1996 und 2007 nicht genug Kürzungen durchgesetzt hat. Die Lobbyorganisation "Club for Growth" wird direkt nach Huckabees Rede Werbeclips schalten, die den Ex-Gouverneur heftig attackieren, weil er Steuern erhöht hat.

Im Gegensatz zu Bill Clinton, der sich gern als "The Man from Hope" ( etwa in diesem Wahlvideo aus dem Jahr 1992) bezeichnete, wird es Mike Huckabee wohl auch im zweiten Anlauf nicht ins Weiße Haus schaffen. Seine Kandidatur wird es aber all den ultrakonservativen Bewerbern wie Ted Cruz, Santorum, Carson oder auch Wisconsins Gouverneur Scott Walker erschweren, sich an die Spitze des Feldes zu setzen.

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Gerade in Iowa und South Carolina müsste Huckabee mindestens 15 Prozent der Stimmen erhalten. Dies könnte womöglich etwas moderateren Kandidaten wie Jeb Bush oder Marco Rubio helfen. Womöglich kommt Huckabees große Stunde erst dann, wenn er die eigene Hoffnung aufs Präsidentenamt aufgibt und sich für einen anderen Kandidaten ausspricht. Eins lehrt die Erfahrung von 2008 aber: Unterschätzen sollte man den Baptistenprediger keinesfalls.

Linktipps:

  • Wie sich Bill Clinton als "The Man from Hope" inszenierte und welche Beziehung Huckabee zur Familie Clinton hat, beschreibt dieser Text der Washington Post.
  • Mit Carly Fiorina bewirbt sich die erste Republikanerin um das Präsidentenamt. Den holprigen Start ihrer Kampagne beschreibt Johannes Kuhn in diesem SZ-Artikel.
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