Republikanerin Carly Fiorina:Kandidatin :(((

Lesezeit: 2 Min.

Die republikanische Präsidentschaftskandidatin Carly Fiorina. (Foto: AFP)
  • Die Republikanerin Carly Fiorina will US-Präsidentin werden.
  • Die ehemalige HP-Chefin stilisiert sich als Außenseiterin und erfolgreiche Managerin, doch ihre Bilanz ist umstritten.
  • Eine falsche Internetseite unter ihrem Namen sorgt gleich zu Beginn für Spott.

Von Johannes Kuhn, San Francisco

Das Fazit zu Carly Fiorinas erstem offiziellen Tag im US-Wahlkampf?

:(((

Die ehemalige HP-Chefin hatte gerade im Fernsehen offiziell ihre Kandidatur für 2016 erklärt, da ging die Seite CarlyFiorina.org viral. "Carly Fiorina hat diese Domain nicht registriert, also nutze ich sie, um euch zu erzählen, wie viele Menschen sie bei Hewlett-Packard rausgeschmissen hat", schreibt dort ein unbekannter Kritiker.

Plattform X

Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von X Corp. angereichert

Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von X Corp. angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.

30 000 traurige Smiley-Gesichter später (einer pro Mitarbeiter) ist der Spott groß und der Wahlkampfauftakt der Republikanerin und ehemaligen Hewlett-Packard-Chefin missglückt. Wer einmal eine Technologie-Firma leitete, sollte eigentlich darauf achten, rechtzeitig alle Seiten unter dem eigenen Namen zu registrieren.

Allerdings wäre es nicht so, dass dieser Anfängerfehler der Favoritin im Feld der Konservativen groß schaden würde. Fiorina wird zwar absehbar die einzige Frau unter den etwa ein Dutzend zu erwartenden Kandidaten sein, doch Chancen werden ihr nicht eingeräumt. Obwohl sie seit einigen Monaten inoffiziell Wahlkampf macht, liegt sie in Umfragen in den Vorwahl-Staaten Iowa und New Hampshire bei einem Prozent. Das sind zwei Prozentpunkte weniger, als Donald Trump (sic.!) dort erhält.

Fiorina hat weder die Parteibasis hinter sich ("Carly hat nur einen einzigen Fan", ätzte ein Parteistratege in der Washington Post), noch jemals ein politisches Amt bekleidet. "Viele Menschen im politischen Leben kennen nur Politik", versucht sie dieses Manko zur Stärke umzudeuten, "das ist ein sehr kleiner Horizont von Erfahrungen."

Die 60-Jährige präsentiert sich gerne als sozial konservativ und erfahrene Managerin, die das kaputte Washington von außen kommend sanieren kann und ein Herz für die kleinen Firmeninhaber hat. "Ich weiß wie die Welt funktioniert, ich weiß wie die Wirtschaft funktioniert", erklärte sie im Interview zu ihrer Kandidatur.

US-Präsidentschaftswahl
:US-Wahl 2016 - Die Kandidaten im Überblick

Es sind sehr verschiedene Persönlichkeiten, die sich für die Kür der Kandidaten zur US-Wahl 2016 gefunden haben - der bunteste Vogel ist sicher Donald Trump. Und die Demokratin Hillary Clinton hat einen Konkurrenten, den sie nicht ignorieren kann. Die Kandidaten.

Wer sich ein bisschen an Mitt Romney erinnert fühlt, liegt durchaus richtig. Doch wie Romney hat Fiorina damit zu kämpfen, dass fast niemand Politiker wegen ihrer Manager-Fähigkeiten wählt. Und noch stärker als in Romneys Fall sind ihre Erfolge als CEO umstritten.

Umstrittene Ära bei Hewlett-Packard

1999 war Fiorina als erste Frau Chefin eines der damals 20 größten US-Unternehmen geworden. Fünfeinhalb Jahre, einige umstrittene Geschäftsentscheidungen, diverse Entlassungsrunden und Machtkämpfe später musste sie gehen - und nahm eine Abfindung von mehr als 20 Millionen US-Dollar mit. Mitglieder der Gründerfamilien Hewlett und Packard kritisierten sie später als unfähig, die Technologie-Branche sieht ihr Vermächtnis sehr kritisch, auch wenn es mit Hewlett-Packard seit ihrem Abgang kaum besser wurde.

2008 beriet sie den republikanischen Präsidentschaftskandidaten John McCain, 2009 erkrankte sie an Brustkrebs. Nach ihrer Genesung versuchte sie 2010 erfolglos, die ultraliberale kalifornische Senatorin Barbara Boxer zu entthronen.

Zwei Dinge sorgten damals im Wahlkampf für Aufsehen: 1. Ein Satz aus dem Jahr 2005, der auch auf CarlyFiorina.org auftaucht: "Ich hätte es schneller erledigt", erklärte sie damals auf die Frage, was sie bei den 30 000 Entlassungen anders gemacht hätte. 2. Ein Wahlkampf-Video, in dem sie einen parteiinternen Widersacher als dämonisches Schaf (sic.!) darstellte.

YouTube

Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von YouTube angereichert

Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von YouTube angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.

Das dämonische Schaf des Jahres 2015 heißt offenbar Hillary Clinton, Fiorina versucht seit einigen Wochen, durch Angriffe auf die ehemalige Außenministerin in die Schlagzeilen zu kommen. Auszüge: "Wie Hillary Clinton bin ich Hunderttausende Meilen um den Globus geflogen. Doch anders als sie habe ich etwas erreicht." Oder: "Clinton wird die Gender-Karte spielen, wieder und wieder." Die Logik: Mit Fiorina als Gegenkandidatin wäre es für die ehemalige Außenministerin unmöglich, allein durch ihr Frau-sein zu punkten.

Nichts deutet in den Umfragen darauf hin, dass es 2016 zum Duell zweier Frauen kommen wird. Eine Option für Fiorina als republikanische Vizepräsidentin wird häufiger genannt, das ist derzeit aber reine Spekulation. Im Moment kennt die Mehrheit der Parteibasis noch nicht einmal ihren Namen. :(

© Süddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: