Bereits 2008 wollte Hillary Clinton, heute 68, Präsidentin der Vereinigten Staaten werden - und scheiterte (mehr zu Hillary Clinton lesen Sie hier). Jetzt soll es klappen. Die ehemalige Senatorin, First Lady und Außenministerin hat eine ganze Armada an Beratern um sich geschart, um erste Frau im Präsidentenamt zu werden. Im Wahlkampf will Clinton volksnah und bescheiden wirken - und zugleich auf Populismus setzen und gegen die wachsende soziale Ungleichheit schimpfen. Tatsächlich wird all das Understatement bis zum November 2016 geschätzte 2,5 Milliarden Dollar kosten. Ihre Kandidatur gilt trotz der E-Mail-Affäre (sie hatte aus Bequemlichkeit ihre offiziellen Nachrichten über einen Privatserver verschickt) als aussichtsreich - in Zeiten von Terror-Anschlägen und großer Sorge vor den IS-Dschihadisten ist außenpolitische Erfahrung hilfreich. Allerdings gehört Clinton seit Jahrzehnten zum Polit-Establishment - und auch Demokraten sehnen sich nach neuen Gesichtern.
John Kasich hält zwar stramm die konservativen Werte der Republikaner hoch, doch er wirbt vor allem damit, den Bundeshaushalt zu sanieren - und er traut sich als einer der wenigen Kandidaten, die Vorschläge von Donald Trump als "unamerikanisch" zu kritisieren. In Ohio, wo er Gouverneur ist, gelang es Kasich, ein Acht-Milliarden-Defizit auszugleichen. Der 63-Jährige interessierte sich schon früh für Politik: Als 18-Jähriger schrieb er Richard Nixon einen Brief, mit der Bitte, ihn im Weißen Haus zu empfangen. Der damalige Präsident Nixon war von den Zeilen so gerührt ("Sie sind nicht nur ein großartiger Präsident, sondern auch ein großartiger Mensch"), dass er Kasich ins Oval Office einlud. Seither lässt Kasich die Politik nicht mehr los. Zwischen1983 und 2001 war er Abgeordneter im US-Repräsentantenhaus. Danach war er für die Investmentbank Lehman Brothers tätig. Seine Eltern sind aus Kroatien in die USA eingewandert.
Während es bei den Demokraten einen Zweikampf zwischen Clinton und Sanders gibt, rechnen sich noch viele Republikaner Chancen aufs Weiße Haus aus. Doch alle müssen an einem Favoriten vorbei: dem milliardenschweren Unternehmer Donald Trump. Seit er im Juni 2015 im Trump Tower seine Kandidatur bekannt gab (mehr über "MC Wahnsinn") führt er zur Überraschung aller Experten fast alle Umfragen an. Sein Versprechen, Amerika wieder zu alter Größe zu führen, begeistert frustrierte US-Bürger - die stört es auch nicht, dass Trump für ein temporäres Einreiseverbot für Muslime plädiert, Frauen beleidigt, Journalisten beschimpft und eine Grenzmauer im Süden errichten will, für die Mexiko zahlen soll. Ob Trump die Unterstützung der Tea-Party-Ikone Sarah Palin wirklich braucht, ist fraglich: Auf alle Fälle dominierte "The Donald" eine weitere Woche die Schlagzeilen.
Er hätte Clintons ärgster Konkurrent werden können: Jeb Bush, 62, stieg als erster semioffiziell ins Rennen ein und wollte so mögliche Konkurrenten abschrecken. Dass er so viele Spenden wie niemand anders einwarb, liegt auch am Nachnamen: Schon sein Vater George H. W. Bush und sein Bruder George W. saßen im Weißen Haus. Doch der eher pragmatisch-moderate Ex-Gouverneur aus Florida, der mit einer Mexikanerin verheiratet ist, ist vielen im Wahlkampf zu zurückhaltend und steif und wirkte in den ersten Debatten so, als würde er am liebsten von der Bühne rennen. Zuletzt kritisierte er Donald Trump so scharf wie niemand sonst: Doch seine Umfragewerte sind nur niedrig.
Als beste Hoffnung des Partei-Establishments gilt der 1971 geborene Marco Rubio, der jüngste aller Präsidentschaftskandidaten. Der Republikaner hat "ein fast perfektes Profil", wie SZ-Korrespondent Nicolas Richter schreibt. Der Sohn eines Barkeepers und eines Kindermädchens - sie kamen 1956 aus Kuba nach Amerika - schaffte es bis zum erfolgreichen Anwalt und Berufspolitiker, der seit 2011 die Interessen Floridas im US-Senat vertritt. Rubio propagiert außenpolitisch ein stärkeres Eingreifen der USA in der Weltpolitik. Von seiner Steuerreform würden vor allem die Superreichen profitieren. Rubio ist mit einer ehemaligen Cheerleaderin der Miami Dolphins verheiratet. Sie haben vier Kinder. Vor den IS-Anschlägen in Paris und San Bernardino gab sich Rubio sehr optimistisch - nun klingen seinen Reden ähnlich düster ("Hillary wäre ein Desaster") wie die der Konkurrenten.
Ebenfalls kubanische Wurzeln hat der 45-jährige Ted Cruz. Er gilt als ultrakonservativ, kompromisslos, marktliberal, klimaskeptisch und religiös (mehr über Cruz erfahren Sie in diesen sieben Videos). Als er vor Studenten einer christlichen Universität im US-Bundesstaat Virginia seine Kandidatur verkündete, sagte er, dass "Gott noch nicht mit Amerika fertig ist". Für viel Aufsehen sorgte 2013 seine mehr als 21-stündige Protestrede gegen die Obama-Gesundheitsreform, bei der er zeitweise aus einem Kinderbuch vorlas. Nicht nur Cruz' Rückhalt im Senat hat unter solchen Aktionen gelitten. Im Präsidentschaftsrennen liegt er Anfang 2016 meist auf Platz 2 hinter Trump - auch deshalb attackiert der Milliardär den Senator aus Texas mittlerweile bei jeder Gelegenheit und spricht gern darüber, dass Cruz in Kanada geboren wurde und daher womöglich gar nicht US-Präsident werden könne (mehr Details hier).
Politik ist für Ben Carson, 64, Neuland. Eigentlich ist er Gehirnchirurg und einst durch die erfolgreiche Trennung von siamesischen Zwillingen bekannt geworden. Der Kandidat Carson redet mitunter so langsam, dass man sich fragt, ob er bald einschläft - doch bis Mitte November lag er auf dem zweiten Platz, obwohl er wochenlang durchs Land reiste, um sein neues Buch zu bewerben. Seit den IS-Anschlägen von Paris und San Bernardino ist klar, dass sich der Afroamerikaner in Außenpolitik nicht auskennt. Populär ist er weiterhin unter den sozialkonservativen Christen in Iowa. (Weiteres über die Kandidatur Ben Carsons).
Ein weiterer Neuling ist die Ex-Chefin des Computerkonzerns Hewlett-Packard, Carly Fiorina, 61. Die einzige RepublikanerIN übernimmt es gern, Hillary Clinton zu kritisieren. Die einstige First Lady Amerikas solle "nachweisen, dass die Millionen Dollar, die von ausländischen Regierungen in die Clinton-Stiftung geflossen sind, keinen Interessenkonflikt darstellen". Die Geschäftsfrau gilt als ehrgeizig, konservativ und gläubig. 2010 scheiterte sie in Kalifornien bei der Wahl zur Senatorin (mehr über Carly Fiorina in diesem Porträt). In den TV-Debatten tritt Fiorina sehr kompetent und angriffslustig auf: Nachdem Trump über ihr Aussehen lästerte ("Schau dir das Gesicht an"), konterte sie: "Alle Frauen haben gehört, was Mister Trump gesagt hat." Dennoch kommt sie in den Umfragen nicht über einstellige Werte hinaus.
Der schwergewichtige Republikaner Chris Christie hat das Motto "Sagen, wie es ist" gewählt. Der 53-Jährige gilt als volksnah und rhetorisch begabt, schießt mit seinen Sprüchen allerdings manchmal über das Ziel hinaus. Er führt als Gouverneur den Ostküsten-Staat New Jersey, dessen Bürger eigentlich den Demokraten zuneigen. Seine Bilanz und seine politischen Methoden ("Bridgegate") dort sind umstritten, was nichts daran ändert, dass er sich als Macher profitiert, der alles Mittel im Kampf gegen den Terror für gerechtfertigt hält und auch Sozialprogramme kürzt. In den TV-Debatten hatte er einige gute Auftritte, er will und muss in moderaten Staaten wie New Hampshire gut abschneiden, um überhaupt im Rennen bleiben zu können.
Mit 74 Jahren ist Bernie Sanders nicht mehr der Jüngste, doch im Gegensatz zu Clinton versetzt er seine Anhänger in Begeisterung. Der selbst ernannte "demokratische Sozialist" setzt sich vor allem für die sozial schwachen Amerikaner ein und fordert neben einem Mindestlohn von 15 Dollar strengere Auflagen für Wall-Street-Banken und kostenlose Uni-Bildung. Der unabhängige Senator aus Vermont, der bei den Demokraten antritt, liegt vor allem in Iowa und New Hampshire, wo viele weiße liberale Wähler wohnen, gleichauf mit der ehemaligen Außenministerin - und hofft auf die Unterstützung prominenter Rapper, um bei Afroamerikanern bekannter und beliebter zu werden (mehr hier ). (Mehr zu der Kandidatur von Bernie Sanders).
Der 60-jährige Mike Huckabee nutzte ebenfalls das Bild von der Clinton-Maschine, gegen die er schon in seinem Heimat-Bundesstaat Arkansas gekämpft habe. Als Ex-Gouverneur von Arkansas, ehemaliger Baptistenprediger und langjähriger Moderator bei Fox News positionierte er sich als Gegenspieler von Bill und Hillary Clinton. Huckabee ist vor allem bei konservativen Christen beliebt - doch die sind 2016 mehr angetan von Ted Cruz und Ben Carson. Inzwischen hat Huckabee seine Bewerbung zurückgezogen. Der Republikaner trat bereits zum zweiten Mal als Präsidentschaftskandidat an: Bei seinem ersten Versuch 2008 siegte "Huck" beim caucus in Iowa und war einige Wochen die konservative Alternative zu John McCain, der schließlich nominiert wurde. (Hier erfahren Sie mehr über Mike Huckabee und seine Kandidatur als Auftrag Gottes.)
Halt, einen weiteren Demokraten gab es ja auch noch im Rennen ums Weiße Haus. Martin O'Malley warb vor sieben Jahren noch für die Kandidatin Hillary Clinton, nun forderte er die ehemalige First Lady heraus. Der frühere Bürgermeister von Baltimore und ehemalige Gouverneur Marylands präsentierte sich als progressive - und junge - Alternative zu Clinton. Der 53-jährige O'Malley will die Macht der Banken beschränken, den Mindestlohn erhöhen und beklagt, dass die Polit-Dynastien Clinton und Bush das Präsidentenamt ständig für sich beanspruchen. So wollte er die Favoritin von links überholen. Auf der Spur fährt allerdings der alte Senator Bernie Sanders deutlich besser. Nach den Vorwahlen in Iowa gab O'Malley den aussichtslosen Kampf gegen Hillary Clinton und Bernie Sanders auf. Was er mit der Kultserie "The Wire" zu tun hat, erfahren Sie in diesem Porträt.
Auch Rand Paul, 53, kann lange reden. In Washington etwa referierte er 13 Stunden gegen die Drohnenpolitik von Präsident Obama. Der Senator aus Kentucky galt von Beginn an nicht als Topkandidat für die Obama-Nachfolge. Zwar feierte das Time Magazine den Republikaner als "interessantesten Mann der US-Politik", aber Paul widerspricht häufig seiner eigenen Partei. Und während des Wahlkampfs hat er dieses Attribut ("interessant") nie erfüllt. Dementsprechend holte er bei den Vorwahlen in Iowa nur 4,5 Prozent und erklärte seinen Wahlkampf anschließend für beendet. (mehr zu den politischen Zielen und der Person Rand Pauls auch hier).
Er wagte es noch einmal: Rick Santorum trat erneut als republikanischer Präsidentschaftskandidat an. Der erzkonservative Katholik, Jahrgang 1958, spricht sich öffentlich gegen Homosexualität und Abtreibung aus und verkündet bereits, eine "kühne Vision für Amerika" zu haben, die "klar und konservativ" sei. 2012 musste sich Santorum bei den Vorwahlen nur knapp seinem Parteikollegen Mitt Romney geschlagen geben - er siegte unter anderem in Iowa. Dieses Jahr erzielte er jedoch in Iowa ein solch miserables Ergebnis, dass er anschließend ebenso wie Rand Paul und O'Malley seinen Rückzug verkündete. Er wird künftig Marco Rubio im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur unterstützen. (Mehr zu Rick Santorum lesen Sie hier).