Reaktion auf die Saar-Wahl:Kleines Land, großes Echo

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Die CDU hat noch immer ein bisschen Bammel, dass ihr die SPD im Saarland als Juniorpartner weglaufen könnte in Richtung Linkspartei. Das ist aber unbegründet, denn SPD-Parteichef Gabriel geht mit eigenwilligen Schuldzuweisungen auf die Linke los. Die Grünen atmen einmal tief durch und ach ja, die FDP. Ist irgendwie auch noch da.

Nico Fried, Berlin

Peter Altmaier ist immer der Erste. Der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion wartet nicht einmal mehr die Hochrechnung ab, sondern stellt sich inzwischen an jedem Wahlabend schon nach wenigen Minuten zu einem Interview ins Fernsehen.

Altmaier hat aus einer Besprechung mit der CDU-Vorsitzenden Angela Merkel Glückwunsch und Mahnung mitgebracht: Die Saarländer, von denen er übrigens auch einer ist, hätten den Mut der Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer belohnt und ihr einen Regierungsauftrag gegeben - und zwar in einer großen Koalition, wie Altmaier sofort hinzufügt.

Die CDU hat nämlich noch ein bisschen Bammel, dass die Sozialdemokraten ihr nun doch noch davonlaufen könnten in Richtung Linkspartei. Deshalb echot kurz darauf auch noch Generalsekretär Hermann Gröhe Altmaiers Ansage, indem er die SPD an ihr Versprechen erinnert, eine große Koalition einzugehen.

In Berlin wie in Saarbrücken denkt freilich niemand, der ernstzunehmen ist, daran, diese Zusage zu brechen. Generalsekretärin Andrea Nahles sagt, dass vor der Wahl gelte, was auch nach der Wahl gilt, wobei sie es umgekehrt meint, was aber keine Rolle spielt. Und auch Parteichef Sigmar Gabriel geht weniger auf die Linke zu als vielmehr auf sie los. Oskar Lafontaine, der einstige SPD-Chef, habe mit seiner neuen Partei nun zum dritten mal hintereinander bewirkt, dass im Saarland ein christdemokratischer Regierungschef ins Amt komme. Das ist eine etwas eigenwillige Schuldzuweisung, aber die Anhänger in der SPD-Zentrale sind damit einverstanden.

Die Linke selbst gibt sich stoisch. Die Bundesvorsitzende Gesine Lötzsch sieht in dem Wahlergebnis vor allem eine klare Mehrheit links von der CDU, was nicht zu bestreiten ist. Diese Mehrheit müsse nun genutzt werden, findet Lötzsch, um mehr soziale Gerechtigkeit herzustellen. Dazu aber wird es wohl nicht kommen. Die für Beobachter interessante Frage, ob Oskar Lafontaine nun wieder zum Sprung an die Parteispitze im Bund ansetzen wird, lässt Lötzsch unbeantwortet.

Die Grünen atmen einmal tief durch und freuen sich, dass sie wieder im Landtag sind. Die Parteivorsitzende Claudia Roth sprach zunächst nur im Konjunktiv: Wenn es ihre Partei schaffte, würde damit auch die Arbeit der Grünen in der Koalition mit CDU und FDP anerkannt - also in der Jamaika-Koalition, von der man in der Bundesspitze nie so recht überzeugt war.

Ach ja, die FDP. Auch noch da. Das Ergebnis sei auf die spezielle landespolitische Situation zurückzuführen, sagt Generalsekretär Patrick Döring. Trotzdem blicke die FDP "mit Ermutigung" auf die nächsten Landtagswahlen, sagt Döring, auch wenn dieser Satz keinen Sinn ergibt. Bis dahin müsse man im Bund solide arbeiten. Na dann.

© SZ vom 26.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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