NS-Verbrechen:Nazijäger spüren 17 mutmaßliche KZ-Aufseher auf

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Mitarbeiter der NS-Fahndungsstelle in Ludwigsburg haben in Deutschland 17 ehemalige Aufseher des Vernichtsungslagers Majdanek aufgespürt. Die Vorermittlungen zu drei Fällen wurden bereits der Staatsanwaltschaft übergeben.

  • Mitarbeiter der NS-Fahndungsstelle in Ludwigsburg spüren 17 mutmaßliche ehemalige Aufseher des Vernichtungslagers Majdanek in Deutschland auf. Ihnen wird Beihilfe zum Mord vorgeworfen.
  • Behördenleiter Schrimm räumt ein, dass die Aktenlage im aktuellen Fall schwierig ist.
  • Zuletzt hat die Fahndungsbehörde Ende 2013 insgesamt 32 Vorermittlungen den Staatsanwaltschaften übergeben.

Nazijäger spüren ehemalige KZ-Aufseher auf

Die Tatverdächtigen sind längst Greise oder tot. Trotzdem setzen die Nazi-Jäger aus Ludwigsburg auch fast 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs ihre Arbeit fort. Nun haben sie 17 mutmaßliche KZ-Verbrecher in Deutschland aufgespürt.

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Schon während des Zweiten Weltkriegs sammelte eine Kommission Aussagen von Überlebenden der eben befreiten Konzentrationslager. Die damals noch frischen Erinnerungen der NS-Opfer sind besonders frappierend.

Von Hans Holzhaider

Sie alle sollen Aufseher des Vernichtungslagers Majdanek in Polen gewesen sein. Den 13 Männern und 4 Frauen wird Beihilfe zum Mord vorgeworfen. Drei Fälle wurden bereits an die zuständige Staatsanwaltschaft abgegeben - zwei nach Stuttgart, einer nach Mainz.

Die schwierige Beweislage im Fall Majdanek

"Die Beweislage ist aber schwierig", sagte Behördenleiter Kurt Schrimm. Die NS-Fahndungsstelle hatte nach Verdächtigen gesucht, die von September 1942 bis September 1943 in Majdanek aktiv waren.

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Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee das Konzentrationslager Auschwitz. Etwa 7000 Menschen befanden sich noch in dem Lager - für immer gezeichnet von den Gräueltaten der Nazis. Bilder von damals und heute.

Damals wurde Majdanek als Vernichtungslager genutzt. "Majdanek ist ein sehr kompliziertes Lager und für uns schwieriger zu bearbeiten, weil es keinen abgegrenzten Tötungsbereich gab, wie in anderen Nazi-Lagern", sagte Schrimm.

Zur Verschleierung ihrer Taten hätten die Lagerangehörigen zum Kriegsende hin Juden nicht selbst getötet, sondern von externen Einheiten erschießen lassen. "Wir haben wenig Material, die Dokumentenlage ist nicht optimal", räumte der Behördenleiter ein.

Erfolge der NS-Fahndungsstelle

Die NS-Fahndungsstelle wurde 1958 gegründet. Sie soll Täter ermitteln und mit Hilfe der Staatsanwaltschaft vor Gericht bringen.

Zuletzt, Ende 2013, hatte sie ingesamt 32 Vorermittlungen wegen Beihilfe zum Mord in Auschwitz an Staatsanwaltschaften in elf Bundesländern abgegeben. In Auschwitz waren mindestens 1,1 Millionen meist jüdische KZ-Insassen ermordet worden.

Von den 32 mutmaßlichen Tätern sind neun verhandlungsunfähig, gegen vier konnte der Tatnachweis nicht erbracht werden.

In einem Fall war ein Tatverdächtiger bereits in Polen wegen der selben Vorwürfe verurteilt worden. Vier Tatverdächtige sind gestorben. Somit sind insgesamt noch 14 Verfahren bei den Staatsanwaltschaften anhängig.

© SZ.de/dpa/chwa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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