Nahost:USA verlegen Botschaft schon im Mai nach Jerusalem

Lesezeit: 1 min

Zentrum des Nahostkonflikts: eine israelische Flagge weht vor Jerusalems Altstadt. (Foto: Ammar Awad/Reuters)
  • Die USA wollen ihre Botschaft schon am 14. Mai von Tel Aviv nach Jerusalem verlegen.
  • Mit der Entscheidung, die Botschaft zu verlegen, hatte US-Präsident Donald Trump im Dezember für heftige Kritik aus aller Welt gesorgt.
  • Nun schildert Trump, wie ihn Politiker anderer Länder anflehten, den umstrittenen Schritt nicht zu tun.

Die USA wollen Regierungskreisen zufolge ihre Botschaft in Jerusalem viel früher eröffnen als bislang erwartet. Bereits im Mai würden der Botschafter und ein kleines Team in das bisherige Konsulat in Jerusalem umziehen, sagte ein Regierungsvertreter der Nachrichtenagentur Reuters. Es werde ein Schild angebracht, das das Gebäude als Botschaft ausweise.

Der größte Teil der Mitarbeiter der US-Vertretung in Tel Aviv werde zunächst dort bleiben. Auch werde Botschafter David Friedmann aus Sicherheitsgründen im Norden Tel Avivs wohnen bleiben und zu seinem neuen Arbeitsplatz pendeln, sagte ein weiterer Regierungsvertreter. In einem zweiten Schritt solle dann ein sicheres Gelände gefunden werden, auf dem die neue Botschaft gebaut werden solle. Der amerikanische Kasinobesitzer Sheldon Adelson habe angeboten, dies finanziell zu unterstützen, schreibt das Wall Street Journal. Die Diskussionen darüber seien aber bislang informell.

Eröffnet werden soll die Botschaft am 14. Mai, dem 70. Jahrestag der Gründung Israels. Die Palästinenserführung verurteilte die Ankündigung umgehend als "Provokation". Chefunterhändler Saeb Erekat kritisierte das Datum scharf. Am 15. Mai gedenken die Palästinenser der Nakba (Katastrophe) - es geht um den Verlust ihrer Heimat nach der Gründung des Staates Israel 1948. Erekat sagte, dieses Vorhaben zeige "die Entschlossenheit der US-Regierung internationales Recht zu verletzen, die Zwei-Staaten-Lösung zu zerstören und die Gefühle des palästinensischen Volkes zu provozieren".

Ein Kasinobesitzer habe finanzielle Unterstützung angeboten

Die US-Regierung hatte im Dezember die umstrittene Entscheidung getroffen, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen und die US-Botschaft dorthin zu verlegen. Die internationale Gemeinschaft lehnte diesen Schritt mehrheitlich ab, weil die Palästinenser den Ostteil Jerusalems als Hauptstadt ihres künftigen Staates reklamieren. Bisher war der internationale Konsens gewesen, dass der Status Jerusalems über Friedensverhandlungen zwischen Israel und den Palästinensern geklärt werden muss. Nach Trumps Ankündigung kam es deshalb zu heftigen Protesten, diplomatischen Zerwürfnissen und einer weiteren Eskalation des Nahostkonflikts.

Bei seiner Rede bei der ultrakonservativen CPAC-Konferenz erwähnte Trump am Freitag seine Entscheidung vom Dezember. Damals hätten ihn Politiker aus anderen Ländern angeruft, unter Druck gesetzt und angefleht, es nicht zu tun: "Don't do it!"

Vergangenen Monat hatte Vizepräsident Mike Pence noch bei einem Israel-Besuch angekündigt, die Botschaft werde "vor Ende nächsten Jahres" verlegt.

© SZ.de/dpa/ap/rtr/jsa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Nahost
:Mike Pence auf Mission Schadensbegrenzung

Die Jerusalem-Entscheidung von Donald Trump überschattet die Reise seines Stellvertreters. Pence soll Friedensgespräche initiieren und den "ultimativen Deal" zwischen Israel und den Palästinensern forcieren.

Von Alexandra Föderl-Schmid, Jerusalem, und Paul-Anton Krüger, Kairo

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: