Seine Dankesrede hielt Jerry Brown, Sieger bei den Gouverneurswahlen in Kalifornien, in Oakland vor einer überdimensionalen Fahne mit dem Bild eines grimmig dreinschauenden Bären - dem Wahrzeichen des Golden State.
Der Demokrat Brown gilt selbst zwar als eher sanftmütiger Exzentriker. Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb hat er ein Kunststück fertiggebracht, das ihm so schnell keiner nachmachen wird: Während er 1974, bei seinem ersten Amtsantritt, im Alter von 36 Jahren der jüngste Gouverneur Kaliforniens war, ist er jetzt, mehr als drei Jahrzehnte später, mit 72 Jahren der älteste.
Das ist aber nicht der einzige Rekord bei der Gouverneurswahl im bevölkerungsreichsten Staat der USA. Meg Whitman, Browns republikanische Konkurrentin, steckte sagenhafte 140 Millionen Dollar aus eigener Tasche in ihren Wahlkampf. Genützt hat es ihr nichts: Die frühere Konzernchefin von Ebay unterlag Brown, der mit viel weniger Geld den Wahlkampf bestritten hatte.
Der Sieg des Demokraten ist auch Beweis für die Vorliebe der kalifornischen Wähler für ungewöhnliche Kandidaten. Brown folgt "Gouvernator" Arnold Schwarzenegger, der mit Actionfilmen wie Terminator oder Conan, der Barbar bekannt geworden ist. Wie Schwarzenegger schillert auch Brown in bunten Farben: Er ist eingefleischter Öko-Freund, beschäftigte sich mit asiatischer Philosophie und interessiert sich für Außerirdisches. In seiner ersten Amtszeit als Gouverneur spielte er sogar mit der Idee eines eigenen kalifornischen Raumfahrtprogramms.
Als junger Gouverneur wurde Brown aber auch durch seine Genügsamkeit bekannt. Damals ließ er Gouverneursvilla und Dienstwagen links liegen, mietete sich in eine Zwei-Zimmer-Wohnung ein und fuhr im Kleinwagen zum Regieren ins Büro. Den Willen zum Sparen wird er in seiner neuen Amtszeit in Kalifornien gut brauchen können.
20 Milliarden Dollar fehlen im Haushalt
Denn von Schwarzenegger erbt der Politiksenior Brown einen Bundesstaat am Rande des Bankrotts. Im Haushalt fehlen knapp 20 Milliarden Dollar, die Arbeitslosigkeit liegt mit 12,4 Prozent weit über dem US-Durchschnitt und zuletzt konnte Kalifornien, das gemessen an seiner Wirtschaftsleistung die achtgrößte Volkswirtschaft der Welt ist, seine Rechnungen zeitweise nur mit der Ausgabe von Schuldscheinen begleichen.
Die Budgetnotlage des Bundesstaats wird daher drastische Sparmaßnahmen erfordern. Dabei wird sich Brown auch mit den mächtigen Beamtengewerkschaften anlegen müssen, die seinen Wahlkampf gegen Whitman unterstützt hatten. Er selbst hatte erklärt, dass er keine politischen Ämter mehr anstrebe und deswegen keine halbherzigen Kompromisse schließen müsse.
Während in Bundesstaaten wie Kalifornien die neu gewählten Gouverneure also sparen müssen, ist die unterlegene Kandidatin Whitman nicht die Einzige, die einen Batzen eigenen Geldes für ihren Wahlkampf zur Verfügung hatte. So setzte die frühere Wrestling-Managerin und Republikanerin Linda McMahon 50 Millionen Dollar für den Wahlkampf um den Senatorenposten von Connecticut in den Sand - die Wähler bevorzugten den demokratischen Gegenkandidaten Richard Blumenthal. Ebenfalls für die Republikaner in den Senat wollte die frühere Hewlett-Packard-Chefin Carly Fiorina in Kalifornien. Sie gab immerhin fünf Millionen Dollar eigenen Geldes aus, unterlag aber trotzdem der Demokratin Barbara Boxer.
Einzig für den Republikaner Rick Scott hat sich die Investition gelohnt: Er ließ sich seine Gouverneurskandidatur in Florida mehr als 50 Millionen Dollar aus eigener Tasche kosten - und gewann.