Geheimdienst:Warum Quarnbek dem israelischen Geheimdienst eine Rechnung schickt

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Archivbild: Der Nord-Ostsee-Kanal im Februar 2010. (Foto: dpa)

Bei einer Operation am Nord-Ostsee-Kanal bleiben zwei Mossad-Agenten im Matsch stecken. Lokale Behörden befreien sie - aber nur gegen Bezahlung.

In Quarnbek in Schleswig-Holstein leben 1739 Einwohner - und ziemlich viele von ihnen sind jetzt in Aufruhr. Das hat mit zwei Geheimagenten aus dem fernen Israel zu tun, mit deren Handfeuerwaffen - und mit einem U-Boot. Der NDR berichtete zuletzt, was sich Mitte Dezember in dem Dörfchen im Kreis Rendsburg-Eckernförde zutrug.

Israel hatte in Deutschland ein U-Boot bestellt. Im nahen Kiel war es gebaut worden, in einer Werft von Thyssen Krupp. Durch den Nord-Ostsee-Kanal sollte es dann nach Israel überführt werden - und die Geheimagenten sollten ein Stück der Strecke von Land aus überwachen. In einem Ford Focus fuhren die beiden auf die Uferfläche des Nord-Ostsee-Kanals bei Quarnbek. Das Schild mit der Aufschrift "Betreten verboten" ignorierten sie, rollten einige Meter - und blieben dann im Morast stecken.

Als eine Frau die beiden zur Rede stellt, wiegeln sie ab: Sie erkundeten das Gelände für einen Segel-Wettbewerb. Weil der Kanal für so eine Regatta doch sehr schmal ist, wird die Frau stutzig, alarmiert den Bürgermeister Klaus Langer - und der die Polizei.

Ein Bauer hilft mit seinem Traktor

Als die Beamten am Ufer eintreffen erklären die Geheimagenten die Lage, weisen sich aus und zeigen Berechtigungen, nach denen sie Waffen tragen dürfen. Dann rückt die Freiwillige Feuerwehr an. Aus dem Matsch schafft es der Mossad aber erst, als ein Landwirt mit seinem Traktor zu Hilfe kommt.

Doch damit ist der Schlamassel nicht ausgestanden, weder für die Quarnbeker noch für die Behörden. Die Menschen in seiner Gemeinde seien sehr beunruhigt, sagte Bürgermeister Langer dem NDR. "Die Anwohner fragen sich natürlich, wie es sein kann, dass hier junge Männer offenbar im Rahmen geheimdienstlicher Tätigkeit mit Feuerwaffen rumlaufen dürfen."

Das Bundesinnenministerium gab auf NDR-Nachfrage an, es wisse nichts von dem Einsatz.

Für Israel hat er ein Nachspiel, das den Staat allerdings nicht groß jucken dürfte. Bürgermeister Langer hat die Rechnung für den Einsatz im Matsch an die israelische Botschaft in Berlin geschickt. Sie beläuft sich auf 1263 Euro und einen Cent.

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